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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 6)

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als an den sogenannten Hildesheimer Lauben aus dem Besitze des Herzogs 
von Cumberland, Tafelaufsätzen Augsburger Herkunft (1763), in welchen 
die alte französische nef eine dem Zeitcharakter entsprechende Erneuerung 
erfahren hat. Wie heiter würden die ganz naturalistisch behandelten 
Gartenlauben, in welchen komische Musikantengruppen aufspielen, eine 
Tafel schmücken, wenn Email in der Weise der Renaissance mitbenützt 
worden wäre! Vielleicht war das Gitter- und Laubwerk auf Belebung durch 
frische Blumen berechnet. Uebrigens würdigt man diese zierliche Arbeit 
in höherem Maße nach Betrachtung einzelner etwa hundert Jahre älterer 
Stücke, z. B. einer großen Uhr, deren Ziffern aus Türkisen zusammen- 
gesetzt sind. 
Sehen wir von zwei Tafeln mit antikem Goldschmuck und einigen 
kirchlichen Gegenständen ab, so kann als die zeitliche Grenze der Aus- 
stellung die Periode angenommen werden, in welcher im Norden die 
Gothik sich mit der Renaissance zu verschmelzen anfing. Die nur spar- 
same Vertretung des Mittelalters hat ihren Grund ohne Zweifel in dem 
Umstande, dass erst vor zwei Jahren die Kirchen sich ihrer Schätze für 
eine Wiener Ausstellung entäußerten, welche ebenfalls in die Zeit hoher 
Feste fiel. Dagegen sind Trinkgefäße in großer Zahl zusammengekommen 
und in den mannigfaltigen Formen, in welchen sich die Laune des sechs- 
zehnten und siebenzehnten Jahrhundertes gefiel. Die in Silber gefassten 
Nautilusmuscheln, Cocosnüssq, Straußeneier, Hörner, die Nachbildungen 
von Ananas und Weintraube, von Hirsch, Pferd, Hund, Eule u. s. w., 
die kleinen und großen schöngegliederten Pocale fehlen nicht. Die Marken 
von Augsburg, Nürnberg, Ulm, Regensburg, Wien, Prag u. a. sollen 
nachgewiesen sein; wir haben nicht Gelegenheit gehabt, die Gegenstände 
daraufhin zu untersuchen. Pocale, mit fast cylindrischer Schale kennzeichnen 
sich als ungarische oder siebenbürgische Erzeugnisse, wie sie in Budapest 
in so großer Menge zu sehen waren. Auch berühmteMeisternamen, wie David 
Attenstätter und Petzold sind durch vortreffliche Stücke vertreten. Unter 
den Gürteln, Mantelschließen, Agraffen, Waffen und Bestandtheilen der 
Pferderüstung gehört ebenfalls Vieles Siebenbürgen an, Vieles dem Orient. 
Von den Gefäßen nehmen besondere Aufmerksamkeit in Anspruch: 
Nr. 554, Pocal aus Gold mit aufgelegten emaillirten Wappen, Trophäen 
u. dgl. und auf dem Deckel der Figur eines Feldherrn in antikisender 
Tracht, Prager Arbeit, dem Freiherrn Niklas Palffy von den Ständen 
Oesterreichs nach der Rückeroberung von Raab 1598 gewidmet; Nr. 486, 
Pocal, noch gothisirend, durch den Raben als Deckelknauf und eine 
Inschrift als Eigenthum des Königs Mathias Corvinus bezeichnet (doch 
nicht der gewöhnlich vCorvinuspocalu genannte, der sich in Wiener-Neu- 
stadt befindet); Nr. 67x, großes Gießgefäß mit sieben Ausgussröhren. Als 
Merkwürdigkeiten mögen ferner erwähnt werden, das _in eine silberne 
Tulpe eingeschlossene Tragaltärchen, Nr. 601, und das Essbesteck, Nr. 590. 
Die Griffe von Messer, Gabel und Löffel (der Katalog enthält hier einen 
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