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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 6)

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Vorbildersammlung für Alle, die dem Kunsthandwerke nahe stehen, ver- 
gnüglich zu betrachten für Jedermann. 
4. Die ägyptischen Textilfunde im k. k. Oesterr. Museum. Allgemeine 
Charakteristik und Katalog von Alois Riegl. Mit I3 Taf. in Licht- 
druck. Verlag von R. v. Waldheim. 4". 
Auch dieses Werk ist eine schöne und sehr gelungene Festgabe, 
zur rechten Zeit erschienen, ehe die durch Graf's Funde eingeleitete Be- 
wegung zurückzugeben beginnt. Der Hauptstock des dem Museum gehö- 
rigen Besitzes wird durch die aus einem Leichenfelde nächst Sakkarah 
von Theodor Graf gewonnenen Textilfunde gebildet, aber auch von der 
durch Dr. Bock zu Akhmim gemachten Ausbeute ist Einiges, und dar- 
unter manch hochinteressantes Stück, nach Wien gelangt. Schon zu 
Anfang des Jahrhunderts kamen vereinzelte altägyptische Textilfragmente 
nach Europa, sie fanden aber entweder nicht die genügende Beachtung, 
oder man war rasch geneigt, sie in die pharaonische Zeit zurück zu ver- 
setzen, ohne dies mit stilistischen Gründen irgend rechtfertigen zu können. 
Erst die Graf'schen Funde, welche in Karabacek einen aufmerksamen 
und gelehrten Erklärer erhielten, haben der Untersuchung festere An- 
haltspunkte gegeben, von denen aus in der vorliegenden Arbeit RiegYs 
auf Grund eindringender technischer und stilistischer Prüfung im Zu- 
sammenhange mit den Funden von Akhmiru sehr interessante Ergebnisse 
zu Tage gefördert werden. Ludwig und Wiesner haben hier durch Unter- 
suchung der Faser- und Farbstoffe den Verfasser sehr wesentlich in 
seiner Arbeit unterstützt. Riegl bespricht in der Einleitung den ehe- 
maligen Gebrauchszweck der Funde, dann den verwendeten Rohstoff 
(Leinen und Schafwolle, an zwei Zeugdrucken Baumwolle, Seide nur als 
Einschlag zur Einwebung von Bordürestreifen); er sucht die Farbstoffe 
zu bestimmen und widmet im weiteren Verlaufe der Technik eingehende 
Untersuchung. Die Weberei tritt überwiegend hervor, die Leinwand- 
bindung spielt die wichtigste Rolle, aber auch freie Bindungen zur" Her- 
stellung einfacher, meist geometrischer oder stark stilisirter Muster waren 
der Weberei geläufig, man findet lancirten Schuss (Tafel Vl) und Bro- 
schirung (Tafel VIl). Die Verzierungen der Leinen- und Wollgewebe 
sind zumeist gewirkt und zwar auf der höchsten Stufe der Ausbildung. 
Dagegen tritt die Stickerei völlig zurück; einige Sticharten erscheinen 
freilich nicht nur zum praktischen Zwecke der Näberei, sondern auch 
in der Absicht zu schmücken gehandhabt, lnschriften werden in kurzen 
Plattstichen eingefügt. Doch liegen wirkliche Stickereien vor, eine stark 
stilisirte Stielsticharbeit und eine andere, welche das deutliche Bestreben 
zeigt, ein Relief hervorzubringen. Riegl zieht den Schluss, dass die Textil- 
kunst des classischen Alterthums die Stickerei im Allgemeinen nur heran- 
zog, wenn es galt, ein gewisses Relief auf dem zu verzierenden Grunde 
zu erzeugen. Von hohem geschichtlichen Interesse ist eine antike Silber-
	        
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