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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 7)

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Der zehnte Band enthalt zum größten Theil wiederum Urkunden und Regesten, 
nämlich: Urkunden und Regesten aus der k. k. Hofbibliothek, herausgegeben von 
W. Boeheim (Fortsetzung); desgleichen aus dem konigl. Kreisarchiv zu Nürnberg von 
Dr. Hans Petz; Urkunden, Acten, Regesten und lnventare aus dem k. k. Statthalterei- 
Archiv in Prag von Karl Kopl; lnventare und Regesten aus der kaiserlichen Schatz- 
kammer von Heinrich Zimmermann; Frimtnel gibt Ergänzungen zu Burgkmair's Genea- 
logie des Kaisers Maximilian. Auch dieser Band enthalt einen Beitrag aus Spanien, be- 
gleitet mit Abbildungen: Bilderinventar der WaGen, Rüstungen, Gewänder und Stan- 
darten Karls V. in der Armeria Real zu Madrid, herausgegeben vom Grafen Valencia 
de Don Juan. - Beide Bande sind mit der gleichen Sorgfalt, welche allen bisherigen 
Banden dieses großartig angelegten Werkes gewidmet worden, von Dr. Heinrich Zim- 
mermann redigirt. J. v. F. 
a 
Hans Baldung Grün. Skizzenbuch im großherzogl. Kupferstichcabinet 
Karlsruhe. Mit allerh. Genehmigung herausgeg. von Dr. Marc Rosen- 
berg. Frankfurt a. M., Heinrich Keller, 1889. Fol. 26 S. und 44. Taf. 
in Lichtdruck. 
Nach einer genauen Beschreibung des Buches geht der Herausgeber zu einer ein- 
gehenden Erklarung der einzelnen Zeichnungen über, die er in sechs Gruppen den Gegen- 
ständen nach getheilt hat, als: Figürliches, Topographisches, Zoologisches, Botanisches, 
Rüstung, Diverses, letztere Rubrik Entwürfe zu Glasgemalden, Musikinstrumente und 
geometrische Figuren umfassend. Da es nicht möglich war, alle Zeichnungen zu repro- 
duciren, so wird man beistimmen müssen, dass alles Figürliche gegeben, und hin- 
egen bei den Darstellun en der Festung Rhodus sowie bei den Thierstücken eine be- 
schränkte Auswahl getro en wurde. Ich für meinen Theil bedauere, dass dasselbe in 
noch weiterem Umfang bei den Püanzenstudien geschah, weil die mitgetheilten Proben, 
rein künstlerisch betrachtet, der beste und interessanteste Theil der Zeichnungen sind 
und ein liebevolles Versenken in die Einzelnheiten der Natur bekunden, das sonst nicht 
Baldung's gute Seite ist. Gerade solche Naturaufnahmen, in welchen die deutschen Künstler 
in Nachfolge Dürer's das Widerspiel der Italiener sind, sollten als echt national beson- 
ders hervorgehoben werden. Zum Einzelnen sei bemerkt, dass das Porträt Maxi- 
milian l. (Taf. t, S. 8) gewiss nicht eine Naturstudie, sondern die Copie eines Gemäldes 
ist, gerade so wie Karl V. (Taf. z); die nachgezeichnete Jahreszahl auf dem ersteren 
kommt dabei gar nicht in Betracht. Auf der Gruppe von vier Köpfen (Taf. zo, S. I4) 
macht sich in auffälliger Weise der Einfluss Parmigianinds geltend, vielleicht durch 
Radirungen vermittelt. Für die Bestimmung der einzelnen Porträts sowie der topogra- 
phischen Studien hat der Herausgeber viel gethan, wie denn überhaupt die vorliegende 
Publication eine kunsthistorisch bedeutende und wichtige Leistung ist. Die Kunstfreunde, 
welche mit den vielgenannten Blattern noch nicht bekannt waren, haben eine Ent- 
täuschung erlebt. Es zeigt sich, wie die zeichnerischen Qualitäten eines so phantastischen 
Künstlers an seine Erfindungen nicht hinanreichen. F. W. 
i 
Die Zimmergothik in Deutsch-Tirol. Von Franz Paukert. Leipzig, 
Seemann, 1889. Fol. M. 12. 
Die wunderlich: Betitelung dieser 3: Tafeln umfassenden Puhlication, welche vor- 
läufig den Süden des Landes begreift, soll beiläufig ausdrücken: Ausstattung profaner 
lnterieurs im gothischen Stile. Aufgenommen finden wir Wandverkleidungen, Holz- 
plafonds, Tafelwerk, Thüren, Balkendecken, Betstühle, Schranke, Gitter und Wand- 
malereien aus Trostburg, Reifenstein, Kaltern, Englar, Campan, Neustift, Gufiidaun und 
anderen Schlössern; das in dieser Hinsicht sehr bedeutende Schloss Enn im Etschthale 
ist dem Verfasser entgangen. lm Ganzen kann man die Arbeit nicht besonders loben, 
und einen rechten Zweck derselben nicht wohl ersehen. Die Darstellungen sind so 
klein, dass ihre Benutzung seitens des Künstlers oder Kunsthandwerkers nicht bequem 
möglich sein dürfte. Die Wiedergabe leidet an einer gewissen Schablonenhaftigkeit, durch 
welche das individuelle und Charakteristische der Originale verwischt wird; der Mangel 
an farbiger Ausstattung ist bei den polychromirten Decken und den Wandmalereien be- 
dauerlich, endlich scheint uns doch gar zu viel Gewühnliches und Unbedeutendes auf- 
genommen. Es harren in Oesterreich die größten Meisterwerke der Kunst anderer Pe- 
rioden noch ihrer allerersten Publicirung, dem gegenüber diese Sorgfalt für jedes gothische 
Schnörkelchen uns nicht eben dringend nnthwendig dünken will. llg. 
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