Andreas Marstella, Goldschmied und Geineinderath in Krakau. - Email-
leure in Krakau im 16. u. 17. Jahrh. Von L. Lepszy. Einzelndruclt
aus den Berichten der kunstgeschichtlichen Comtnission der Akademie
der Wissenschaften zu Krakau. Bd. lV, 2. Heft. hoch-4". 14 S. und
1 Taf. (ln polnischer Sprache.)
Diese Abhandlungen machen uns mit verschiedenen Künstlern bekannt, welche im
16. und t7. Jahrhundert in Polen thatig gewesen sind. Andreas Marstella (nach des Ver-
fassers Ansicht einer italienischen Familie entstammend, während wir den Namen eher
für einen polonisirten deutschen gehalten haben würden) muss etwa 1500 geboren sein,
arbeitete für den Hof, die hohe Geistlichkeit etc. eine Menge kirchlicher und profanet
Gegenstände, für die Capelle der Goldschmiedezunft ein silbernesf Crucifix, ward wieder-
holt zum Zunftvorstend und endlich zum Gemeinderath gewählt und starb 1568. Dass
sein Ruf sich über die Grenzen des Landes verbreitet hat, beweist das Zuströrnen von
Lehrlingen aus Schlesien, Ungarn und sogar aus Augsburg.
ln dem zweiten Aufsatze wird ausgeführt, dass durch die Vermählung Sigismund l.
mit einer Prinzessin Sforza der italienische Einfluss in der Krakauer Goldschmiedekunst
die Oberhand über den bisherigen deutschen gewonnen hat, in der zweiten Hälfte des
17. Jahrhunderts aber selbst durch den französischen verdrängt worden ist. Unter den
zahlreichen Franzosen, welche zu iener Zeit neben Goldschmieden aus Ungarn in Krakau
gearbeitet haben, verdient besondere Erwahnung Pierre Remy, welcher sich 1563-1576
nachweisen lasst, das Limusiner Email in Polen eingeführt zu haben scheint, und mog-
licherweise Verfertiger mancher Stücke ist. welche jetzt zufolge der Marke PR Pierre
Reymond zugeschrieben werden. Das Register führt B6 verschiedene. in den Abhand-
lungen namhaft gemachte Krakauer Goldschmiede auf, und auf der Tafel sind ein An-
henker mit verschiedenem Email und falschen Steinen in der beliebten französischen
Form der Bandschleife, ferner drei Ringe, welche Eigenthum der Krakauer Goldschmiede-
zunft gewesen sind, in sehr sorgfältigem Farbendruck abgebildet. Der fleißige Verfasser
hat sich durch diese Gabe neuerlich ein Verdienst um die Geschichte der Kunst in Polen
erworben. B.
a
Mährische Ornamente. Herausgegeben von dem Vereine des patriotischen
Museums in Olrnütz. Auf Stein gezeichnet von Magdalena Wankel.
Olmlitz 1888. 8". 37 S. Mit 8 Taf. in Farbendruck.
Das ist eine kleine, aber recht interessante Schrift, welche sich mit den Oster-
eiern beschäftigt. Bekanntlich werden in Mahren, Galizien und anderen slavischen Lan-
dern die Ostereier in höchst eigenthümlicher Weise verziert, eigenthümlich sowohl durch
die Technik wie durch die Ornamente und die schüne Farbenwirkung. Diese Arbeiten
- Werke der Bauerfrauen, denn aus ihren Händen gehen sie hervor - haben langst
die Aufmerksamkeit verschiedener Kunstfreunde erregt, welche sich Sammlungen von
ihnen angelegt haben. Eine solche Sammlung existirt auch am Museum in Olmütz; sie
hat der kleinen in Rede stehenden Schrift zur Grundlage gedient. Die Schrift hebt mit
großer Umsicht hervor, was vorzugsweise der Punkt des Interesses ist. Denn in der
Ornamentik dieser Ostereier lebt eine uralte Tradition fort, welche in jene Zeit hinauf-
führt, da gewisse einfache Ornamente oder vielmehr Zeichen noch eine symbolische Be-
deutung hatten; so das laufende Kreuz (Syastika), das Dreieck, das Pentagramm und
viele andere Zeichen, welche auf dem farbigen Umschlage zusammengestellt sind. Auf
diesen farbigen Eiern, in der Arbeit der Bauerfrauen, haben die Zeichen natürlich alle
symbolische Bedeutung verloren, immerhin sind sie ein Beweis für das hohe Alter der
fortlebenden Tradition. Für uns, vom kunstindustriellen Standpunkte, liegt noch ein be-
sonderes Interesse in der überaus geschickten Anordnung der (auch pßanzlichen und
thierischen) Ornamente auf der ungünstigen Form des Eies. Die Schrift ist sozusagen
gemeinsames Werk der Familie Wankel; der Vater, Dr. Wankel, vertritt darin den
archäologischen Standpunkt, von Frl. Magdalena Wankel sind die vollkommen treu und
angemessen ausgeführten Chromolithographien, während der grüßte Theil des Textes
von einer anderen Tochter herrührt, Frau Wlaata Havellta, Custodin der Stickerei-
satnmlung des Olrnützer Museums. J. v. F.