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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 8)

in England und in der Normandie zu linden sind, gleichzeitig neben den arabischen be- 
stehen, und wie sie sich daneben mit den arabischen mischen fast zu einer besonderen 
Stilart, und wie zum dritten wiederum byzantinische Kunstart, gleichfalls rein und un- 
getrübt, oder sollen wir sagen christliche Weise, ihre Fortdauer hat. Normanniache 
Fürsten und Könige bauen bewundernswürdige christliche Kirchen und leben in ara- 
bischen Palästen und Gärten, welche sie nicht überkommen, sondern sich selber erst 
erbaut haben. Dieser Zustand wird aber vollkommen klar und begrei h, sobald wir 
aus der Geschichte lernen, wie im normannischen Reiche die drei Nationen und Con- 
lessionen, die Griechen, die Normannen und Araber, gleichberechtigt neben und mit ein- 
ander lebten. geschützt von absoluter Toleranz, wie sie im Heere der normannischen 
Fürsten neben einander kämpften, nachdem sie sich lange feindlich gegenüber gestanden, 
wie jene Fürsten und Könige Araber zu ihren Palastbeamten, selbst zu ihren leitenden 
Ministern hatten, Araber neben Erzbischofen und Cardinalen. Aus diesem Gesichtspunkte 
empfehlen wir die Lectüre des neuen Schack'schen Werkes, das, was Sicilien betrilft, 
die Grundlage zu seinem alteren Werke: -Poesie und Kunst der Arabern bildet, auch 
den Kunsiforschern übrigens nicht allein in dieser Beziehung, denn es unterrichtet auch 
von den Bauten der normannischen Fürsten und anderen künstlerischen Dingen in ein- 
gehender Weise. J. v. F. 
a 
 
Grundzüge der Geschichte des Zeichenunterrichtes. Von Anton Prix. 
Wien, i889. 8". 
Der Verfasser will nzum Gebrauche der Lehrerschaft: die Entwickelung des 
Zeichenunterrichtes seit den lltesten Zeiten darstellen. Es schwebt ihm dabei derjenige 
Begriß einer speciellen Schulung im Zeichnen vor, wie er heute ein besonderer Unter- 
richtszweig des allgemeinen Bildungswesens ist; auf diesen Begriff sind aber die Paral- 
lelen aus den historischen Zeiten nicht immer anwendbar. Denn man muss wohl unter- 
scheiden: Zeichnen als Mittel zur allgemeinen Bildung und fachmannisches Zeichnen 
als Unterweisung für den Künstler. Für Ersteres findet er nun bei den Griechen, in 
jenen Stellen des Aristoteles und Plinius, wo von dem Nutzen des Zeichnens für den 
Geschmackssinn, Formensinn, als Förderungsmittel des -Feinen und Edelsinnigenu die 
Rede ist, allerdings Anhaltspunkte; es ist aber entschieden zu weit und auf ein anderes 
Gebiet gegangen, wenn von der Kunst der Inder, Perser, Etrusker etc. hier gesprochen 
wird. deren Künstler selbstverständlich auch gezeichnet haben müssen, deren Zeichnen 
zum Zweck der Ausführung ihrer praktischen Arbeiten aber culturgeschichtlich etwas 
ganz Anderes ist, als unser modernes Zeichnen in Volks- und Mittelschulen. Alles, was 
uns daher von dem - heute übrigens schon stark bezweifelten - Kanon der Aegypter, 
von Kleanthes, Pamphilus, Ardikes, Eumaros etc. gesagt wird, hat sein Absehen nur auf 
die Entwickelungsgeschichte der großen Kunst, nicht desjenigen, was der Verfasser 
eigentlich i ' Auge hat. Er bezeichnet das, wovon er sprechen will, selbst als -6tl'ent- 
liche Schuldisciplin-t, thut darum aber etwas ganz Uebertlüssiges, die bekannten Nach- 
richten von der Genesis der Kunst während der altchristlichen Epoche und im frühen 
Mittelalter mitzutheilen, denn die Geschichte des Zeichenunterrichtes in seinem Sinne 
hat mit Symbolen und Orpheusbildern der Katakomben, mit Cassiodor und Theodorich 
nichts zu thun. Wenn es dann heißt, dass mit den kunstliebenden München wieder ein 
iwirklicber und geordneter Schulunterricht. beginnt, so bringt der Verfasser diese Er- 
scheinung der Klosterkunstschulen, das Malen von Miniaturen und die Thatigkeit eines 
Tutilo von St. Gallen, Bernward und Wernher (wobei Thcophilus nicht hatte vergessen 
werden dürfen, welcher doch ein Lehrbuch scbriebl) mit seinem Thema ohne Berech- 
tigiing in Zusammenhang. Auch bei den gothischen Bauhütten kann man nicht im mo- 
dernen Sinne von Zeicbenunterricht reden. Bei dem A'llen, sowie bei dem ganzen Zttnft- 
maßigen Betrieb der Mittheilung von Fertigkeiten durch die Meister an die Lehrlinge, 
handelt es sich nur um die Fortptlanzung handwerklicher Mittel zum praktischen Zweck 
des Endergebnisses der Kunstleistung, von welchen das Zeichnen ein Theil von vielen 
ist, nicht aber um das, was wir heute Unterricht im Zeichnen nennen. Was von dem 
Zeitalter der Renaissance gesagt wird, ist eine Häufung zusammengetragenen Mate- 
riales, wo Squarzione noder- Mantegna als i-Begründer der künstlerischen Perspective 
in Oberitalien- bezeichnet und in einem Athem Alberti, Jamnitzer, Serlio, Ducerceau 
und Ubaldi genannt, die Befreiung von Rom als eine Forderung der Kunst gepriesen 
wird u. s. w. In der Hälfte seines Bücbleins kommt der Autor endlich erst bei seinem 
Thema wirklich an, wenn er von den Paedagogen des 17. Jahrhs. spricht, welche für die 
Einführung des Zeichenunterrichtes in den gewöhnlichen Schulen pliiidiren; er zeigt nun, 
wie in Frankreich eine rege Tbatigkeit in dieser Hinsicht- allerdings hauptsächlich zur 
Hebung des Kunstgewerbes - begann, dann aber besonders unter dem mächtigen Ein- 
Guss der Rousseau'schen ldcen auch im allgemeinen Sinne. Weiters wird auf Francke, 

	        
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