Diese Wandlungen werden rnit Herbeiziehung mancher neuer und interessanter Details
erzlhlt, und sind namentlich durch die damit verflochtenen costumgeschichtlichen Be-
merkungen nicht ohne Werth. Gelegentlich der Besprechung eines Schmuckes der Königin
Marie Antoinette bekämpft der Verfasser eine Angabe des Kataloges der Wiener kaiserl.
Schatzkammer '), deren definitive Richtigstellung jedoch nur auf Grund actenmlßiger
Nachweise m6 lich sein wird.
Vom acäten Buche angefangen, das sich in nicht weniger ala sieben Capiteln mit
dem großen Diebstahl der Kronjuwelen vom Jahre 1792 beschäftigt, hat das Werk für
den Kunsthistoriker nur mehr wenig Interesse. ETnige Abbildungen hervorragender Ju-
welierarbeiten aus der Zeit Napoleon l. und der Restauration im folgenden Buche sind das
wesentlichste, was für ihn auf den letzten 250 Seiten noch in Betracht kommt. Es kann
daraus selbsverstandlich dem Autor kein Vorwurf erwachsen, denn auch die cultur- und
iinanzgeschichtliche Seite des Gegenstandes durfte bei einer erschopfenden Darstellung der
Geschichte der französischen Kronjuwelen nicht übergangen werden. Wichtiger als alle
diese drei Momente war es ihm aber, den Nachweis zu bringen, dass es eines großen
Reiches unwürdig war, diesen alten Schatz, an den sich so vielfache historische Remi-
niscenzen knüpfen, und der in ernsten und heiteren Tagen eine hervorragende Rolle ge-
spielt, einfach an die Meistbietenden zu veräußern, und gerade diese Tendenz lasst den
auswärtigen Leser um so gleichgiltiger, als er sieht, wie diese Juwelen haufig genug in
nichts weniger als königlichen Händen waren, wie sie ferner zu allen Zeiten als Grund-
lage wichtiger Finanzoperationen dienten, wie sie sich durch lange Zeitlaufte hindurch
im Auslande befanden, wie sie durch iortgesetztes Umfassen ihre historische Bedeutung
fast verloren und wie schließlich, als sie im 18. Jahrhundert in Holland nach neuer Facon
geschliffen wurden, auch der Stein selbst, wenigstens fnr das Auge, nicht mehr der
alte war. F-s.
n
Ein Weltbild unserer kirchlichen Kunst, gezeichnet in der vaticaniächen
Ausstellung von Heinrich Swoboda. Mit sechs Kunstbeilagen. Pader-
born, Ferd. Schöningh, 1889. 8". 48 S. M. P80.
Der Verfasser dieser kleinen Schrift zahlt zu jener strebsamen Grup e von geist-
lichen Gelehrten deutscher Zunge, die am deutschen Campo Santo bei St. eter in Rom
wirken, und die sich vor Kurzem unter de Waal's Führung in der ukömilchen Quartal-
schriftu ein eigenes Organ geschaffen haben, worin sie die Ergebnislt ihrer Studien
niederlegen. Von dem echt wissenschaftlichen Geiste, der das Streben dieser Mlnner
leitet, erweist sich auch der Verfasser der vorliegenden Schrift erfüllt, und es berührt
wohlthuend, mit solcher Unbefangenheit und Freiheit von allen ererbten Vorurtheiler.
einen Mann sprechen zu horen, dem die kirchliche Kunst oGenbar keineswegs Gegenstand
einer kühlen Kritik, sondern volle Herzenssache ist. ln der Literatur erscheint aber
dadurch eine wesentliche Lücke ausgefüllt. Trotzdem man nämlich in den letzten Jahren
immer mehr inne wurde, dass bei der kunstgewerblichen Reformbewegung die kirchliche
Kunst bisher zu kurz gekommen ist, so hat man sich dennoch - wie es scheint - die
Gelegenheit entgehen lassen, die vaticanische Ausstellung zum Ausgangspunkte einer
künftigen besseren Würdigung dieses Kunstgebietes zu machen, die natürlich mit der
deutlichen Einsicht in die Mangel des heutigen Zustandes einsetzen müsste. Die Collec-
tionen einzelner Linder haben allerdings, wie z. B. die österreichische in Folge ihrer vor-
herigen Ausstellung im Oesterr. Museum, eine eingehende kritische Behandlung erfahren:
die gesammte kirchliche Kunst der heutigen christlichen Welt in ein übersichtliches,
klar angeordnetes Bild vereinigt zu haben, in einem Rahmen, der gleich weit entfernt
ist von phrasenhaften Allgemeinheiten wie von ermüdender Zersplitterung in Details, -
dies darf als bleibendes Verdienst dieser Schrift und ihres Verfassers bezeichnet werden.
Rgl.
-) Seite 440-