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der dem Gegenstande zu Grunde liegenden Idee geben sollen. Ein Auf-
satz von Dr. Looström gibt geschichtliche und künstlerische Mittheilungen
über die schwedische Keramik des 18. Jahrhunderts, d. i. über die beiden
Faiencefabriken von Rörstrand und Marieberg. Drei Artikel handeln von
Schwedens Kunstgewerbe auf der Ausstellung in Kopenhagen, während
Upmark über das dänische Porzellan auf der Kopenhagener Ausstellung
in einem besonderen Aufsatz berichtet. Die Abbildungen, welche diesen
und anderen Artikeln beigegeben, sind gut und mit Verständniss aus-
geführt. Sie sind theils freie Cotnpositionen (unter denen wir auch einige
von den uns in Wien wohlbekannten Künstlerinnen der "Freunde der
Handarbeit-w finden, den Fräulein Molly Rohtlieb und Sophie Gisbert),
theils stellen sie ältere Gegenstände dar, so aus dem königlichen Schlosse
und der ehemaligen Sammlung König Karl's XV., welche auch außerhalb
Schwedens Interesse haben.
So entspricht die Zeitschrift vollkommen ihrem Zweck und wird
ihn auch erfüllen, wenn anders sie nicht aus Mangel an Theilnahme des
Publicums, aus Mangel an Unterstützung von Seite derjenigen, denen
die Sorge für die Industrie obliegt, wieder zu Grunde geht. Wir wün-
schen ihr diese Unterstützung und befürworten sie dringend als ein
aufrichtiger und alter Freund Schwedens, der Land und Leute lieben
gelernt hat. J. v. Falke.
Textile Hausindustrie in Oesterreich.
Von Alois Riegl.
(Schluss.)
Schon das starre Festhalten an der ewigen paarweisen Wieder-
holung gewisser conventiuneller Thierfigureu, wie wir es noch in der
Leinenweberei des i6. Jahrhunderts constatiren können, beweist, dass der
Freiheit ornamentaler Behandlung innerhalb der Weberei sehr enge
Grenzen gezogen waren. Die Wirkerei freilich wusste seinerzeit fast
Alles wiederzugeben, was nur dem menschlichen Geiste darstellungsfähig
und darstellungswlirdig erscheinen mochte. Diese war aber inzwischen
wenigstens für die Lösung subtilerer Aufgaben außer Gebrauch gerathen
und an ihre Stelle die im classischen Alterthum, wie es scheint, nur
wenig gepflegte Stickerei getreten. Die Stickerei fand im Leinengrunde
ein festes, aus kleinen Quadraten zusammengesetztes Fadenschema vor,
dem sie sich nur anzubequemen brauchte, um eine mit dem Grunde
harmonisch übereinstimmende Verzierung zu erzielen. So entstand die
Stickerei nach gezählten Faden, die man im Alterthum nicht gekannt zu
haben scheint, denn die wenigen aus dieser Zeit erhaltenen wirklichen
Stickereien, worunter auch solche auf Leinen, zeigen ganz andere Stich-
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