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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 9)

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Prof. Karabacek constatirte den arabischen Ursprung des österreichischen 
Bindenschildes und des französischen Lilienwappens, sowie die spanisch- 
maurische Abstammung des Wappens der Grafen Hoyos, des Schildes 
mit der von Löwenrachen gehaltenen Binde. 
Wenn ich bis jetzt mit kurzen Worten auf die Verschiedenheit der 
Benützung heraldischer Abzeichen hingewiesen habe, so möge es mir 
nicht als Unterlassungssünde angerechnet werden, dass ich dabei des 
Wappens als Rangabzeichen, d. h. als Unterscheidungsmerkmal von 
Adelsgraden nicht gedachte. Der Grund ist einfach der, dass es in der 
Blüthezeit der Heraldik, insbesondere vor Entstehung des Briefadels, 
derlei Merkmale nicht gab. Einer verhältnissmäßig späten Zeit erst war 
es vorbehalten, Zeichen zu erfinden, durch welche der Adelsgrad des 
Wappenführenden zum Ausdruck gelangte. Ursprünglich waren die 
Wappen auch frei gewählt; viele mögen untergegangen sein, ehe sie 
durch erlangten Ruhm zur Bedeutung gebracht wurden. 
Und nun zum Wappen selbst. 
Als praktisch in Anwendung gebrachte Abzeichen mussten dieWappen 
vor allen Dingen in Bezug auf Farbe und Figur weithin sichtbar und 
leicht zu erkennen sein. In Bezug auf Farbe waren mit Rücksicht auf 
diese Forderung die Mischtöne als zu unentschieden und leicht zu ver- 
wechseln so gut wie unbrauchbar. Die Signallaternen unserer Eisenbahnen 
zeigen uns, dass auf große Entfernungen nur dreierlei Licht mit Sicher- 
heit unterschieden werden kann: weißes, grünes und rothes. Blaues würde 
unter Umständen leicht mit grünem verwechselt werden, gelbes mit weißem 
und umgekehrt; alle übrigen Farben wären noch weniger tauglich. Die 
Wappenkünstler konnten für auffallendes Tageslicht und für kürzere 
Distanzen mit der doppelten Anzahl von Farben rechnen, wobei Schwarz 
-der Mangel von Farhe- schon inbegriffen war, Gelb und Weiß aber, 
wo es irgend anging, durch Gold und Silber zur Darstellung kamen. 
Die heraldische Farbenscala war Roth, Blau, Grün, Schwarz, 
Gold und Silber; damit musste nun, wenige besondere Fälle abge- 
rechnet, das Auslangen gefunden werden. Dem Zwecke entsprach es, 
diese Farben, oder nach der heraldischen Terminologie, diese Tincturen, 
ungebrochen und ungeschwächt zu verwenden. Als die einfachste Art, 
den Schild durch die farbige Erscheinung kennbar zu machen, muss 
ohne Zweifel diejenige bezeichnet werden, die ganze Schildoberfläche 
mit einer einzigen Tinctur zu versehen, den Schild also ganz roth, 
ganz blau zu machen, oder ganz zu vergolden oder zu versilbern. 
Thatsächlich wird hiemit schon ein Wappen zu Stande gebracht, die 
gleichmäßig tingirte Oberfläche des Schildes gilt schon als Wappen- 
figur. Ganz roth ist beispielsweise das Wappenschild der Florentiner 
Rubei, ganz golden das deutsche Wappen der Bossenstein. Der ge- 
ringen Anzahl von Wappen einer einzigen Tinctur folgt eine unzählbare 
Schaar von solchen, welche durch verschiedene Zusammensetzungen tin-
	        
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