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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 9)

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girter Flächen hervorgebracht werden können. Hier sind wir bei der 
großen Gruppe jener wichtigen Wappenzeichen angelangt, welche Herold- 
figuren genannt werden. Alle Heroldfiguren kann man sich in der Weise 
entstanden denken, dass verschieden tingirte, zum Ueberziehen eines 
Schildes geeignete Stoffe - Tuch, Leder, Pergament etc. - über- 
einander gelegt und so zerschnitten werden, worauf die 
aneinander passenden verschiedenfarbigen Theile zur nFigurß vereinigt 
werden können. Warum diese Wappenfiguren gerade nHeroldhgurenu 
genannt werden, ist nicht festgestellt. Eine Erklärung könnte etwa 
in dem Umstande gefunden werden, dass der Herold, welcher dem 
Wappenwesen oblag, auch ohne bildkiinstlerische Beihilfe solche Fi- 
guren leicht selbst anfertigen konnte. Die Heroldfiguren sind nach dem 
Gesagten als conventionelle Flachornarnente aufzufassen; sie sind keines- 
wegs Bilder körperhaft vorhandener Gegenstände, doch werden bei ihrer 
Mannigfaltigkeit sich oft in ihrer Erscheinung gewisse Beziehungen zu 
greifbaren Dingen ergeben, und diese Beziehungen erleichtern uns we- 
sentlich die deutliche Beschreibung solcher Wappen, welche Heroldf-iguren 
aufzuweisen haben. Die sachgemäße Beschreibung eines Wappens heißen 
wir B] asonnirun g. Jede Blasonnirung muss kurz und bündig sein, dabei 
aber so vollkommen deutlich, dass Zweifel und Missverständniss gänzlich 
ausgeschlossen sind; sie muss die Abbildung eines Wappens vollständig 
ersetzen. Die Blasonnirung ist daher für das ganze Wappenwesen von 
höchster Bedeutung, und können wir in der richtigen Wiedergabe eines 
gegebenen Wappens in Wort un d Bild die Hauptaufgabe eines Wappen- 
künstlers erblicken. 
Aus den ältesten Zeiten der Wappenkunst existirt leider von der 
Methode der Blasonnirung so viel wie nichts mehr. Es ist dies leicht 
erklärlich. Die in lebenskräftiger Ausübung befindliche Kunst hat selten 
das Bedlirfniss, ihre Regeln schriftlich aufzubewahren, wird aber dieses 
Bedürfnis: einmal empfunden, dann ist es auch zur Abhilfe meist schon 
zu spät. An den Theoretiker tritt dann die traurige Pfiicht heran, der 
gesunkenen Kunstübung mit seinen Rathschlägen wieder aufzuhelfen. 
Wehe aber der armen Kunst, wenn diese Rathschläge ihr nichts bieten, 
als wüsten Kram von Vorschriften; ihr wird kein Heil, ehe nicht die 
wissenschaftliche Forschung ihr zu Hilfe kommt. Die deutschen Bla- 
sonnirungen unserer Zeit sind zum größten Theile neu construirt, oft mit 
Zuhilfenahme der Grundsätze, welche die ungemein klare und einfache 
französische Blasonnirung, zum Theile noch aus älteren Zeiten stammend, 
aufzuweisen hat. Die moderne Blasonnirung ist in manchen Einzeln- 
heiten noch keineswegs vervollständigt und manches Wappenzeichen harrt 
noch der Erklärung. 
Es möge mir gestattet sein, einige wenige Beispiele von einfachen 
Heroldfiguren und ihre Blasonnirung vorzuführen, wobei zwei Dinge vor- 
ausgeschickt sein sollen: 1. Es beziehen sich die Ausdrücke Rechts und
	        
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