44H
girter Flächen hervorgebracht werden können. Hier sind wir bei der
großen Gruppe jener wichtigen Wappenzeichen angelangt, welche Herold-
figuren genannt werden. Alle Heroldfiguren kann man sich in der Weise
entstanden denken, dass verschieden tingirte, zum Ueberziehen eines
Schildes geeignete Stoffe - Tuch, Leder, Pergament etc. - über-
einander gelegt und so zerschnitten werden, worauf die
aneinander passenden verschiedenfarbigen Theile zur nFigurß vereinigt
werden können. Warum diese Wappenfiguren gerade nHeroldhgurenu
genannt werden, ist nicht festgestellt. Eine Erklärung könnte etwa
in dem Umstande gefunden werden, dass der Herold, welcher dem
Wappenwesen oblag, auch ohne bildkiinstlerische Beihilfe solche Fi-
guren leicht selbst anfertigen konnte. Die Heroldfiguren sind nach dem
Gesagten als conventionelle Flachornarnente aufzufassen; sie sind keines-
wegs Bilder körperhaft vorhandener Gegenstände, doch werden bei ihrer
Mannigfaltigkeit sich oft in ihrer Erscheinung gewisse Beziehungen zu
greifbaren Dingen ergeben, und diese Beziehungen erleichtern uns we-
sentlich die deutliche Beschreibung solcher Wappen, welche Heroldf-iguren
aufzuweisen haben. Die sachgemäße Beschreibung eines Wappens heißen
wir B] asonnirun g. Jede Blasonnirung muss kurz und bündig sein, dabei
aber so vollkommen deutlich, dass Zweifel und Missverständniss gänzlich
ausgeschlossen sind; sie muss die Abbildung eines Wappens vollständig
ersetzen. Die Blasonnirung ist daher für das ganze Wappenwesen von
höchster Bedeutung, und können wir in der richtigen Wiedergabe eines
gegebenen Wappens in Wort un d Bild die Hauptaufgabe eines Wappen-
künstlers erblicken.
Aus den ältesten Zeiten der Wappenkunst existirt leider von der
Methode der Blasonnirung so viel wie nichts mehr. Es ist dies leicht
erklärlich. Die in lebenskräftiger Ausübung befindliche Kunst hat selten
das Bedlirfniss, ihre Regeln schriftlich aufzubewahren, wird aber dieses
Bedürfnis: einmal empfunden, dann ist es auch zur Abhilfe meist schon
zu spät. An den Theoretiker tritt dann die traurige Pfiicht heran, der
gesunkenen Kunstübung mit seinen Rathschlägen wieder aufzuhelfen.
Wehe aber der armen Kunst, wenn diese Rathschläge ihr nichts bieten,
als wüsten Kram von Vorschriften; ihr wird kein Heil, ehe nicht die
wissenschaftliche Forschung ihr zu Hilfe kommt. Die deutschen Bla-
sonnirungen unserer Zeit sind zum größten Theile neu construirt, oft mit
Zuhilfenahme der Grundsätze, welche die ungemein klare und einfache
französische Blasonnirung, zum Theile noch aus älteren Zeiten stammend,
aufzuweisen hat. Die moderne Blasonnirung ist in manchen Einzeln-
heiten noch keineswegs vervollständigt und manches Wappenzeichen harrt
noch der Erklärung.
Es möge mir gestattet sein, einige wenige Beispiele von einfachen
Heroldfiguren und ihre Blasonnirung vorzuführen, wobei zwei Dinge vor-
ausgeschickt sein sollen: 1. Es beziehen sich die Ausdrücke Rechts und