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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 10)

deren rein ornamentale Bedeutung schon betont wurde, wo solche vor- 
handen waren, in Rangkronen um. 
Man wäre nun wohl versucht zu glauben, dass bei solchen bedeu- 
tenden, oft sehr willkürlichen Umgestaltungen der Wappen, der Blason- 
nirung wenig Aufmerksamkeit geschenkt worden sei. Waren doch auch 
manche der heraldischen Gebilde geradezu unbeschreiblich geworden. 
Aber gerade in der Verfallsperiode erging man sich mitVorliebe in lang- 
athmigen, schwulstigen Beschreibungen mit Anhäufungen von Unwesent- 
lichem bis zu völliger Unleidlichkeit ausgestattet. Die Blasonnirung hatte 
den Charakter der genauen Wiedergabe eines Wappens durch das Wort 
eingebüßt und ward zum schier endlosen Corumentar der Bilder, die 
freilich auch damit nicht um Vieles klarer wurden. Dabei hielt man sich 
mit großer Aengstlichkeit an völlig gleichgiltige Nebendinge, Wendung und 
Form der Schilde, Richtung und nebensächliche Ausstattung der Helme 
u. s. w. Man erfand neue heraldische Tincturen, wie braun, eisenfarb, 
rosenroth und andere Mischfarben, vielleicht durch jene Ausnahmsfälle 
veranlasst, in welchen auch _in der mittelalterlichen Heraldik Figuren in 
der ihnen natürlich zukommenden Farbe dargestellt und dann auch als 
xnaturfarbigr- angesprochen wurden. Ganz zwecklose Mühe gab man sich 
mit oft langwierigen und umständlichen Beschreibungen der Stellung der 
Wappenthiere. Sie enthalten zumeist lauter überflüssige Bestimmungen, 
die sich der Natur der Sache nach von selbst verstehen, es wäre denn, 
dass Abweichendes besonders vorgeschrieben wäre. insbesondere ist die 
in Bezug auf Thiere als Schildüguren stereotyp vorkommende Redensart: 
wNach rechts gewendet" oder "nach rechts sehende als ein Superfluum 
zu betrachten, da sich diese Stellung bei allen einzelnen Thierfiguren 
von selbst versteht und es wohl Niemandem einfallen wird, etwa einen 
Löwen auf dem am linken Arm zu tragenden Schild so abzubilden, dass 
er nach links, d. h. in diesem Falle hinter den Schildträger 
springt. Beim Einzelnwappen kann die Stellung eines Thieres nach links 
füglich nur dann vorkommen, wenn es einem zweiten schräg oder gerade 
gegenüber steht. 
Ueberflüssig und zum Theil hinderlich ist auch die genaue Be- 
schreibung eines Heimes, wie eine solche als ein schlechtes Beispiel schon 
v. Mayer citirte: "Ein frei offener, blau angeloffener, inwendig 
roth gefütterter, vorwärts gekehrter, adeligerTurnierhelmw, 
in welchem Falle mit dem einen WorteyTurnierhelmu schon genug gesagt 
worden wäre. 
Ward auf diese Weise die Blasonnirung mit der fortschreitenden Ab- 
nahme des Verständnisses eine mehr und mehr ängstlich pedantische, so 
ward in gleichem Maße die Verwendung der Wappen eine kleinliche. 
Obwohl zu Prunk und malerischer Zier in höchstem Grade geeignet, 
wurden die Wappen fast stets nur unvollkommen zur Geltung gebracht, 
ja geradezu künstlich verkümmert. Weiters zeigte sich noch die Vorliebe
	        
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