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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 10)

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für naturalistische Bildung der Wappenthiere, die dann wie schlecht aus- 
gestopfte Bälge in den Raum gezwängt wurden, ferner, bei Verän- 
derungen scbon bestehender oder der Herstellung ganz neuer Wappen 
die Vorliebe für den sogen. heraldischen Rebus, der Häufung kleiner, 
schwer zu deutender Sinnbilder, oder für die heraldischen Stillleben und 
Landschaften. Doch ist die Mehrzahl der beiden letztgenannten Arten 
nicht so sehr in Europa, sondern hauptsächlich in der Neuen Welt zu 
finden, wo Länder und Städte als repräsentirende Zeichen förmliche 
Staffeleibilder führen mit Ansichten von weiten, von Flüssen durchzogenen 
Ebenen, mit l-lügelketten, Wäldern und Auen im Hintergrunde. Zur 
Belebung solcher Landschaften fehlt es nicht an lämmerweidenden Hirten 
oder an Ackersleuten in Hemdärmeln und mit breiten Strohhüten, welche 
friedlich ihren verschiedenen ruralen Beschäftigungen nachgehen. Oder 
auch, wir sehen auf dem Bilde den Handelsmann in seiner Rechenstube 
oder mit seinen Waarenballen beschäftigt. Ueberhaupt zeigen sich zumeist 
Scenen aus dem Leben, aus den Sphären des Ackerbaues, des Handels 
und der Viehzucht mit passenden bildlichen Hinweisen auf Zustände an- 
genehmer Prosperität. 
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Nach einer kurzen Betrachtung des Bestandenen und Bestehenden 
geziemt es uns wohl, auch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Den 
Bemühungen Einzelner sowie den eifrigen Arbeiten historischer und he- 
raldischer Vereine und Gesellschaften ist es in den letzten Decennien 
gelungen, das heraldische Verständniss mächtig zu fördern und das Inter- 
esse flir das Wappenwesen wachzurufen. 
Das wichtigste, erfreulichste Zeichen stattgefundener Besserung 
bestand in dem allmäligen Abstoßen jener willkürlich entstandenen Ab- 
änderungen, Auslassungen und Zuthaten, welche die Wappen durch die 
Mode, d. h. wie in den meisten Fällen durch aufoctroirten Unverstand 
erfahren und erlitten hatten. Der Besitzer eines altehrwürdigen, historisch 
bedeutsamen Wappens erinnert sich pietätvoller dieses alten Wahrzeichens 
und schützt es vor der Verballhornung, welche die alle Welt beleckende 
Cultur in der Gestalt eines Wappenmalers oder -Graveurs wohlmeinend 
vorzunehmen geneigt ist. Aber auch die ausübenden Wappenklinstler 
haben den indifferenten Standpunkt verlassen; haben vielfach schon den 
Geist der alten Heroldskunst in sich aufgenommen und - auch zu 
eigenem Nutzen und Frommen - walten lassen. Mit dem bewussten 
Festhalten am Wesentlichen und dem Erkennen und Ausscheiden alles 
Bedeutungslosen fand sich auch wieder die Fähigkeit, unbeirrt durch 
falschen Regelkram die Wappen im Einklange mit den Zierformen ihrer 
Umgebung zu gestalten. 
Solche erfreuliche, für die Zukunft das Beste versprechende An- 
zeichen haben jedoch der Natur der Sache nach zunächst nur in der 
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