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für naturalistische Bildung der Wappenthiere, die dann wie schlecht aus-
gestopfte Bälge in den Raum gezwängt wurden, ferner, bei Verän-
derungen scbon bestehender oder der Herstellung ganz neuer Wappen
die Vorliebe für den sogen. heraldischen Rebus, der Häufung kleiner,
schwer zu deutender Sinnbilder, oder für die heraldischen Stillleben und
Landschaften. Doch ist die Mehrzahl der beiden letztgenannten Arten
nicht so sehr in Europa, sondern hauptsächlich in der Neuen Welt zu
finden, wo Länder und Städte als repräsentirende Zeichen förmliche
Staffeleibilder führen mit Ansichten von weiten, von Flüssen durchzogenen
Ebenen, mit l-lügelketten, Wäldern und Auen im Hintergrunde. Zur
Belebung solcher Landschaften fehlt es nicht an lämmerweidenden Hirten
oder an Ackersleuten in Hemdärmeln und mit breiten Strohhüten, welche
friedlich ihren verschiedenen ruralen Beschäftigungen nachgehen. Oder
auch, wir sehen auf dem Bilde den Handelsmann in seiner Rechenstube
oder mit seinen Waarenballen beschäftigt. Ueberhaupt zeigen sich zumeist
Scenen aus dem Leben, aus den Sphären des Ackerbaues, des Handels
und der Viehzucht mit passenden bildlichen Hinweisen auf Zustände an-
genehmer Prosperität.
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Nach einer kurzen Betrachtung des Bestandenen und Bestehenden
geziemt es uns wohl, auch einen Blick in die Zukunft zu werfen. Den
Bemühungen Einzelner sowie den eifrigen Arbeiten historischer und he-
raldischer Vereine und Gesellschaften ist es in den letzten Decennien
gelungen, das heraldische Verständniss mächtig zu fördern und das Inter-
esse flir das Wappenwesen wachzurufen.
Das wichtigste, erfreulichste Zeichen stattgefundener Besserung
bestand in dem allmäligen Abstoßen jener willkürlich entstandenen Ab-
änderungen, Auslassungen und Zuthaten, welche die Wappen durch die
Mode, d. h. wie in den meisten Fällen durch aufoctroirten Unverstand
erfahren und erlitten hatten. Der Besitzer eines altehrwürdigen, historisch
bedeutsamen Wappens erinnert sich pietätvoller dieses alten Wahrzeichens
und schützt es vor der Verballhornung, welche die alle Welt beleckende
Cultur in der Gestalt eines Wappenmalers oder -Graveurs wohlmeinend
vorzunehmen geneigt ist. Aber auch die ausübenden Wappenklinstler
haben den indifferenten Standpunkt verlassen; haben vielfach schon den
Geist der alten Heroldskunst in sich aufgenommen und - auch zu
eigenem Nutzen und Frommen - walten lassen. Mit dem bewussten
Festhalten am Wesentlichen und dem Erkennen und Ausscheiden alles
Bedeutungslosen fand sich auch wieder die Fähigkeit, unbeirrt durch
falschen Regelkram die Wappen im Einklange mit den Zierformen ihrer
Umgebung zu gestalten.
Solche erfreuliche, für die Zukunft das Beste versprechende An-
zeichen haben jedoch der Natur der Sache nach zunächst nur in der
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