467
ist eine deutsche, und gehört ohne Zweifel in's 16. Jahrhundert. Ein
hl. Sebastian, gleichfalls polychrom, entstammt der alten alpinen Hei-
ligenschnitzerei; eine kniende weibliche Figur, streng symmetrisch
entworfen, erweckt vom Standpunkte des Costümwesens Interesse.
Nächst den Holzschnitzereien sind keramische Arbeiten am zahl-
reichsten in der Figdofschen Schenkung enthalten. Eine größere Anzahl
von Rauriser Ofenkacheln stammt aus einer Zeit, da das seither
verödete Hochthal in den Salzburger Tauern noch reiche Ausbeute an
goldflihrenden Erzen gewährte, und seine damalige Bevölkerung den Segen
des Bergbaues durch eine künstlerische Ausstattung ihrer Heimstätten
zum Ausdrucke gelangen lassen durfte. Auch die italienische Baue rn-
majolica und die Delfter Fayence, sowie nationale Arbeiten sind
durch vereinzelte Exemplare in der Schenkung vertreten. ln' zwei Bechern
erkennen wir Denkmäler der altvenetianer Glasindustrie. Von
Leclerarbeiten sind mehrere Etuis und Bucheinbände hervorzuheben.
Von Metallen machen sich namentlich die unedlen durch eine
größere Reihe von Gegenständen bemerkbar, zumeist Beschläge und ge-
wöhnliche Gebrauchsgegenstände aus Eisen, Zinn und Bronze. Besondere
Erwähnung verdient aber ein kleines, einstmals vergoldet gewesenes
Brunzerelief, mit der Darstellung der Beweinung Christi durch Maria
und Johannes, in der gewohnten altarmäßigen Umrahmung, wie derlei
Andachtsbilclwerke im 16. und 17. Jahrhundert massenhaft hergestellt
wurden. Die Arbeit ist wohl eine italienische; den maßvollen Formen
nach dürfte sie kaum weit über das Jahr 1600 hinausgehen.
A. Riegl.
Die Grundzüge der Heraldik.
Von Hans Ma ch t.
(Schluss)
Offene und geschlossene Helme kamen bei Turnieren zur Verwen-
dung, und seitdem das Wappenwesen anfing, seinen Angelpunkt im
Turnier zu suchen, wurde eben auch der Helm, und zwar der Turnier-
helm, in seinen verschiedenen Abarten als Attribut des Wappens betrachtet.
Der Stechhelm gehörte zum Turnier mit Lanzen und Rennstangen,
der oEene Helm zum Schwert- und Kolbenturnier. Die Turnierhelme
wurden keineswegs in allen Fällen blos aus Eisen oder sonstigem Metall
verfertigt. Die Stücktechnik, wie sie schon beschrieben wurde, kam
mannigfaltig zur Verwendung; mit oder ohne Verbindung mit Blech kam
Leder, Pergament, präparirte Leinwand, -- bemalt, vergoldet, mit ein-
geritzten oder geschnittenen Verzierungen u. s. w. vor.
Im innigen Zusammenhange mit den Turniergebräuchen, insbesondere
mit der Kampfweise mit Schwert und Kolben, standen die in Verwendung
gebrachten l-lelmkleinode oder Helmzierden, welche die am Turniere sich
14'