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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 10)

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in Frankreich gegen das 17. Jahrhundert - die verschiedenen Abzeichen 
für die höheren oder niederen Adelsgrade folgten: die Rangkronen als 
fünf-, sieben- oder neunzackige Perlkronen u. s. w., nachdem in den 
vorausgegangenen Perioden nur die einer Herrscherwürde entsprechende 
Krone, zumeist nach der zu den vorhandenen lnsignien gehörigen ge- 
gebildet, an Stelle des Helmes auf den Wappenschild gesetzt wurde. 
Bis in's 17. Jahrhundert lassen sich noch Spuren von heraldischem 
Verständniss nachweisen, doch beschleunigte sich die Abnahme desselben 
zugleich mit dem gedankenlosen Abschreiben heraldischer Gebilde. Un- 
verständliches Schnörkelwerk trat an die Stelle einfacher Zeichen, ähnlich 
wie es der Fall sein müsste, wenn von einer Schrift fortgesetzt Copie 
von Copie genommen würde, durch Personen, denen die Charaktere des 
Textes unbekannt sind. Als vorzugsweise beliebt galten in der Zeit des 
Mangels heraldischen Verständnisses die complicirten, figuren- 
reichen Wa ppen, ohne Zweifel der entfernten Aehnlichkeit halber, welche 
sie mit den aus einzelnen Länder- oder Faruilienwappen zusammengesetzten 
Wappenschilden fürstlicher Personen zeigten. Die Helme, wenn überhaupt 
vorhanden und als solche noch erkennbar, verloren ihre charakteristische 
Form; die Helmdecken, oft ohne irgend welche Verbindung mit dem 
Helme oder gar bei Mangel desselben hingen als frisirte, undefinirbare 
Schnörkel zu beiden Seiten des Schildes, der diesen Namen kaum mehr 
verdiente, da er mehr und mehr zum bemalten Papierblatt oder zur 
Holztafel wurde, auf Iwelcher das bunte Durcheinander der schlecht 
und missverstanden gezeichneten Figuren sich unerquicklich häufte. Mit 
dem Begriff eines Tableautx möchte sich auch der schon im 16. Jahr- 
hundert häufige Brauch vereinbaren lassen, die Schilde der Wappen mit 
sogen. Cartouchen auszustatten oder mit sonstigem Rahmenwerk zu 
umschließen. Dabei legte man viel Gewicht auf Sinn und Anspielung 
in den Bildern und forschte bei den alten Wappen nach Beziehungen 
auch da, wo solche gar nicht gefunden werden konnten. Waren doch 
gerade die allerältesten Wappenzeichen vollständig beziehungslos; Werth 
und Bedeutung der Wappen bestand ja lediglich in dem Abglanz des 
Ruhmes und Rufes ihrer Träger. 
Mit der Aufnahme des Gebrauches der Perlkronen, welche als Ab- 
zeichen der Adelsgrade oberhalb der Wappenschilde angebracht wurden 
- sonderbar genug, meist als frei in der Luft schwebend gedacht -- 
verzichtete man auf Helme und Helmkleinode noch keineswegs; es er- 
fuhren im Gegentheile bei manchen Wappen die Helme noch Vermeh- 
rungen, und da drei bis fünf Helme mit ihren Helmdecken außer der 
schon vorhandenen Perlkrone sich schlecht unterbringen ließen, verfiel 
man auf das Auskunftsmittel, die Helme als ganz kleine Heimchen 
auf und zwischen die Perlen der Rangkrone zu kleben, im Verhältniss 
zu dieser nicht größer, als hätten sie etwa die Bestimmung, auf die 
Fingerspitzen gesteckt zu werden. Oder man wandelte die Blätterkrönlein,
	        
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