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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 11)

gesagt, der französischen Kunstarbeit, denn es ist nur das gesammelt und 
in chronologischer Folge zusammengestellt, was wir heute Kunstgewerhe 
oder Kunstindustrie nennen. 
Die Quellen, denen die Gegenstände entnommen worden, sind vor 
allem die Sammlungen der Pariser Kunstfreunde, dann Kirchen und 
Klöster und wohl auch Provinzmuseen. 
Die Gegenstände beginnen der Zeit nach mit der Völkerwanderung, 
mit der Bildung des fränkischen Reiches der Merovinger und endigen, 
wie die Geschichte der Arbeit, im achtzehnten Jahrhundert. 
Nun hat wohl Frankreich, inmitten der europäischen Cultur stehend 
und einer ihrer Führer, mit seiner Kunst und Industrie keinen anderen 
Weg genommen, als er im christlichen Europa überhaupt gegangen ist. 
So verfolgen wir die Arbeiten von dem Ausleben der antiken Kunstweise 
an und den schwachen Versuchen zu ihrer Wiederbelebung unter den 
Karolingern zum romanischen, zum gothischen Stil, zur Renaissance und 
zu den Stilarten des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts. Die 
Arbeiten in Elfenbein, Silber und Gold, in Bronze und Eisen, die 
Schnitzereien in Holz, sie tragen allemal die gemeinsamen Züge ihrer 
Zeit, daneben aber auch ihre Eigenthümlichkeiten, welche diese Gegen- 
stände unschwer als französisch erkennen und z. B. von deutschen Arbeiten 
unterscheiden lassen. Es ist ja auch heute nicht anders, wo die französische 
Herkunft, der französische Kunstcharakter sich nicht verleugnet, selbst 
da, wo fremde Motive benützt und bearbeitet sind. Aber es gibt auch 
einzelne Zweige der Kunstindustrie, welche den Franzosen ganz allein 
angehören oder doch vorzugsweise und in eigener Art von ihnen be- 
arbeitet worden sind. Zu diesen gehört das Limosiner Email, dessen 
ältere Art sie im zwölften und dreizehnten Jahrhundert neben den Rhein- 
landen in ausgezeichneter Weise übten, während das gemalte Email des 
sechzehnten Jahrhunderts ihnen, das heißt insbesondere der Stadt Limoges, 
allein zukommt. Ebenso sind gewisse Kunstarbeiten in gebranntem und 
glasirtem Thon ganz ihr eigen, so die bunten, im Relief verzierten 
Gegenstände von Bernard Palissy und jene zierlich geschmückten Gefäße, 
welche man Henri-deux, nach dem zweiten Könige dieses Namens, be- 
nennt. Auch die Faiencen des siebzehnten und achtzehnten Jahrhunderts 
haben in Frankreich großentheils eigenthümliche Ornamentation ange- 
nommen, wie denn auch die Gobelingewebe, die Spitzen, viele Deco- 
rationsstoffe und so manche andere Arbeiten der späteren Zeit den 
französischen Charakter, die französische Herkunft nicht verleugnen. 
Dieses Alles nun, wie die französische Eigenthlimlichkeit sich bildet, 
und mit dem siebzehnten Jahrhundert zur Modeherrschaft gelangt, wie 
ein Kunstzweig entsteht, erblüht und wieder vergeht, wie andere ihn 
ablösen im Wechsel des Geschmackes, das können wir hier, in diesem 
Musee retrospectif an den schönsten und besten der erhaltenen Gegen- 
stände studiren. Denn nicht blos die Kirchen haben ihre ältesten und 
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