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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 11)

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Bau der galizische Sparcasseverein anlässlich des eojahrigen Regierungs-Juhilluma Seiner 
Maiestat 400.000 ü. gespendet, aus Gemeindemitteln zu decken. Außerdem hat der Ge- 
meinderath fünf Schülerstipendien gestiftet. - Die Frequenz der Schule war im abge- 
laufenen Jahre folgende: Den Zeichen- und Modellirunterricltt besuchten 2.44 Schüler 
und Schülerinnen, die Holzschnitz-Ahtheilung 23 Schüler und die Spitzen- und Stickerei- 
curse 30 Schülerinnen. 
Ausstellung in Dresden. Das königl. Kunstgewerbemuseum zu Dresden veran- 
staltet auf die Dauer vom zo. Octobcr bis 30. November d. J. in seinen Räumen eine 
Sonderausstellung alter Zinnarbeiten. Da zu diesem Zwecke der gesammte im Königreich 
Sachsen befindliche öffentliche und private Besitz, so weit es thunlich war, herangezogen 
worden ist, war es möglich, diese Ausstellung ebenso reichhaltig wie interessant zu 
gestalten; so ist es gelungen, unter anderen hervorragenden Werken die Zinntellersamm- 
lung des Dr. Demiani-Leipzig, die Zinnarbeiten der Sammlung Zschille-Großenhain und 
die berühmte Kanne aus dem städtischen Museum zu Zittau leihweise zu erhalten. 
Chinesisches Knnstgewerbe. ln den chinesisch-japanischen Sammlungen des 
Museuma für Völkerkunde in Berlin fallen besonders die kostbaren Arbeiten in Nephrit 
oder Jade auf. Wahre Prachtstücke sind etliche Vasen in Form unserer alten Pilger- 
ßaschen, die Figur eines ruhenden Stieres und der mit vortrefflicher Reliefschnitzerei 
bedeckte Hohlcylinder einer hohen. in vergoldeter Bronze montirten Kanne. Neben diesen 
durch ihre außergewöhnliche Größe merkwürdigen Arbeiten fesselt eine große Menge 
kleiner Schalen, Figürchen und sonstiger Kleinigkeiten, welche mit vollendeter Kunst aus 
demselben Steine geschnitzt sind. Diesen Nephrit-Kleinoden gesellen sich zahlreiche in 
Speckstein hinzu, einem talkilhnlichen Minerale von gelblicher Farbe mit grünlichen oder 
rothlichen Adern. Weicher wie Nephrit, ist er leicht zu schneiden. Mit großem Geschicke 
pflegen die Chinesen die geaderten Stücke derart zu bearbeiten, dass das Roth als Blume 
oder Carnation der menschlichen Figur, das Grün aber als Blattwerk zur Geltung kommt. 
Von höchstem Reize sind auch die ausgesagten Elfenbeinarbeiten, wie sie im genannten 
Museum in zahlreichen Fächern und kleinen ovalen Körbchen ausliegen. Die Platten 
haben kaum die Starke eines gewohnlichen Papierbogens und sind, ausgesagt, geradezu 
mit Spinngewebe zu vergleichen. Die Kunst des eigentlichen ornamentalen und figür- 
lichen Schnitzens glänzt vor Allem in den nach europäischen Mustern angefertigten Fi- 
guren eines Schachspieles und in einem Nahkasten. Das Material des letzterembestelit aus 
Schildpatt; sammtliche Flachen sind über und über mit figürlichen Darstellungen in 
einem vertieften Relief bedeckt. Bemerkenswerth sind auch vorzügliche Exemplare reich 
geschnitzter ineinander geschnbener Kugeln in Elfenbein -- eine Spielerei, bei welcher 
nichtsdestoweniger die Mühseligkeit und Feinheit der Arbeit zu bewundern ist. Die Wir- 
kung dieser Elfenbeinschniizereien, besonders der Facher und Dosen, wird zuweilen noch 
durch Tauschirung mit Silber und Gold, durch lebhafte Malerei und durch aufgesetzte 
Goldlacktupfen erhöht. Die Kunstfertigkeit im Schnitzen des Holzes bezeugt eine pracht- 
volle Ning-po Arbeit, und zwar an einer wahren Riesen-Bettstelle niit einem auf Säulen 
ruhenden Baldachin, das Ganze geschmückt mit durchbrochenem Schnitzwerke, und an 
einem ähnlich behandelten Rahmen zu einer kostbaren Seidenstickerei. 
KB881111: für deutsche Volkatiraohtan. Am 22. v. M. wurde das Museum für 
deutsche Volkstrachten im ehemaligen Gebäude der Gewerbe; Akademie in Berlin er- 
öffnet. Dr. Virchow sprach Worte des Dankes an Herrn von Goßler für dessen Hilfe: 
ohne die von dem Minister gewlhrten Räume ware es nicht möglich gewesen, so weit 
zu kommen. ln der letzten Zeit habe sich bereits Raummangel gezeigt; man konnte die 
gesammelten Schätze nicht unterbringen. Der patriotische Sinn der Bevölkerung sei 
überall so stark, dass der Sammler nur zuzugreifen brauche. Der beschrankte Raum 
hindere die Aufstellung der Schätze; Vieles ruhe in Truhen; jetzt solle nur gezeigt 
werden, was bezweckt werde, was zu leisten möglich sei. Nach seiner Vorstellung seien 
die Reste der alten volksthümlichen Trachten der Marken vollständig geborgen. ln den 
hinteren Theilen des Museums befinde sich ein vollständig eingerichtetes Spreelvald- 
Zimmer; auch aus Fleinming, von Jüterbogk, aus der Lausitz sei gesammelt, so dass 
eine Lücke kaum vorhanden sei. Auch in Pommern dürfte wenig übriggeblieben sein 
von dem, was hieher gehöre; wichtig sei besonders Mönchsgut. Aber auch aus Preußisch- 
Lithauen habe man viel zusammengebracht, und ziemlich vollständig sei ein Theil des 
Elsass vertreten; dasselbe gelte von Ober-Bayern. Auch aus dem Norden seien schöne 
Schätze geborgen, so aus Schleswig, aus den Vierlanden bei Hamburg, aus Hessen, Baden, 
der deutschen Schweiz, aus dem Ermlande seien Trachten und Hausgerathe im Besitze 
des Museums. 
T, w. - . _ "w. -- ---- -: --- .1 
Für die Redaction verantwortlich: J. Fohiei-fcr und F. Ritter. 
Selbstverlag du k. k. Oeaterr. Museum! für Ktmlt und Industrie. 
Durhrlnii-lzerel nur Clrl GcrivltTl Sohn XII Wien.
	        
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