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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 11)

im Aufbau an die Krystallvasen der Hochrenaissance an. Der eirunde 
Körper geht mit mäßiger Einziehung in eine vierlippige Oelfnung über, 
an welche sich sehr kräftig entwickelte Henkel senkrecht ansetzen. Auch 
die: zierlichen naturalistischen Blumengewinde stimmen zu jenem Stil 
(selbstverständlich erscheint hier erhaben, was im Krystall vertieft zu sein 
pflegt), während das übrige Ornament eher an Arbeiten niederländischer 
Goldschmiede und die bekannten Entwürfe für französische Pracht- 
rüstungen erinnert. Am Bauche des Gefäßes erscheinen jin Flachrelief 
die Schmückung einer Braut und die Krönung eines Siegers. Man wird 
nicht anstehen, namentlich die Behandlung des Flachreliefs als muster- 
giltig anzuerkennen. 
Am nächsten steht dieser Vase ein Blumengefäß von Ant. Häusler, 
insofern es ausschließlich Silberschmiedarbeit ist und im Wesentlichen 
die gleiche Stilrichtung hat, nur etwas derber in den Formen. Es besteht 
aus einer weiten Schale von ovaler Grundform mit griEartigen Henkeln, 
auf welchen Putten mit Blüthenzweigen Platz gefunden haben. Am Bauche 
des Gefäßes sind in halberhabener Arbeit allegorische Darstellungen des 
Frühlings und des Sommers angebracht, die übrigen Flächen durch Engels- 
köpfe, Masken, Fruchtgehänge etc. belebt, den Fuß verstärken vier Del- 
phine. Die Kosten für dieses schöne Gefäß wurden aus dem Hoftitel- 
taxenfonds bestritten. 
Ist bei diesen Stücken auf jede Farbenzuthat verzichtet, so bildet 
an der Schüssel, welche im Auftrage des Herrn Adalbert von Zinner 
angefertigt worden ist, das Silber nur den Grund für Niello und Gold- 
einlagen. Es ist ein Versuch, diese Technik, bekanntlich eine Specialität 
des Herrn C. L. Lustig und zumal an Schmuckgegenständen von rei- 
zender Wirkung, einmal in größerem Maßstabe zu verwerthen, und wie 
jeder erste Versuch wird wohl auch dieser einige Fingerzeige für die 
Nachfolge geben. Die Schale, nach dem Entwurfe der Professoren 
Storck und Karger von Josef Zapf gravirt, zeigt in der Mitte das 
Wappen Oesterreichs, als Schildhalter die allegorischen Gestalten der 
gewerblichen Künste, auf dem Rande in Rundfeldern die Bildnisse von 
Raffael, Michel Angelo, Peter Vischer, Cellini, Jamnitzer, Luca della 
Robbia. Für diese figürlichen Darstellungen und die Ornamente sind nur 
Niellograu, Silbergrau und ein etwas bräunliches Gold benutzt, wodurch 
bei den großen Verhältnissen des Stückes (357 X430 Millimeter) eine 
gewisse Eintönigkeit entsteht, die vielleicht durch Anwendung verschie- 
dener Goldtöne vermieden worden wäre. 
Die reichste Farbenwirkung ist mit einer anderen Schüssel erzielt, 
durch die zugleich eine sehr schöne," in neuerer Zeit vernachlässigte 
Technik auf das glücklichste wieder in Erinnerung gebracht wird. 
Wiederum sind es die Professoren Storck und Karger, deren künst- 
lerische Gedanken hier Gestalt gewonnen haben. Im Mittelfelde der 
ovalen vergoldeten Silberschüssel, gearbeitet von den Brüdern Frank,
	        
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