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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 11)

ausgebrochen, die Republik ist nicht gestürzt, [der gefährlichste Gegner 
ist vom Schauplatz verschwunden: die Ausstellung selbst, wie man in 
Paris sagt, hat Boulanger getödtet. 
Und trotz der Versagung, ungeachtet der ungenügenden Vertretung 
mancher, ja vieler Staaten, nimmt diese Ausstellung räumlich einen 
größeren Umfang ein als irgend eine ihrer Vorgängerinnen. Sie erfüllt 
wie in den Jahren 1867 und 1878 das weite Marsfeld und wie 1878 hat 
sie jenseits der Seine die [gegenüberliegende Anhöhe, das Trocadero 
mit seinem gewaltigen krönenden Palaste dazu genommen. Aber auch 
damit nicht zufrieden, hat sie auch den großen Promenadeplatz vor dem 
Hotel der lnvaliden sich angeeignet und jene Alleen und Uferstrecken, 
welche vom Platz der lnvaliden als Quai d'Orsay zum Pont d'Jena, also 
hin zum Marsfeld führen. Diesen Platz sammt dem Quai hatten die 
früheren Ausstellungen unberührt gelassen. 
Durch die Benutzung des lnvalidenplatzes zerfällt nun die Aus- 
stellung in zwei ungleich große Abtheilungen, denn Marsfeld und Tro- 
cadero, welche durch die Brücke von Jena .verbunden sind, müssen 
räumlich wie künstlerisch bei gleichen Linien und einer Perspective 
auch nur als Eins betrachtet werden. Zwischen dem Platz der lnvaliden 
und dem Marsfelde liegt ein ganzer Stadttheil mit breiten Straßenanlagen, 
der weder durchquert noch rasirt werden konnte. Aber eine Verbindung 
war möglich, und zwar am Ufer der Seine entlang in den Alleen des 
Quai d'Orsay. In diesen Alleen, welche zugleich zur Ausstellung der 
Nahrungsmittel und sonstiger landwirthschaftlicher Gegenstände dienen 
mussten, denn sie sind breit genug für zwei Reihen großer Gebäude - 
in diesen Alleen wurde eine Eisenbahn angelegt, welche, in beständigem 
Betriebe auf und ab, vom Eingang bei dem Platz der lnvaliden un- 
mittelbar zum Eiffelthurm, zwischen diesem und der Brücke von Jena 
bis an die andere Seite des Marsfeldes führte. In wenigen Minuten hatte 
man also den langen Weg von der einen Abthelluug zur anderen in 
der Richtung der Seine zurückgelegt. Man hätte das Gleiche auch in der 
anderen Richtung gewünscht, vom schmalen Ende des Marsfeldes quer 
über die Seine hinüber und hinauf zum Palast des Trocadero, das ist 
vom lndustriegebäude bisi zum Musee retrospectif, denn der gewählte 
Plan der ganzen Anlage hatte es mit sich gebracht, dass dieser Weg vom 
Einen zum Andern länger und dem ermüdeten Besucher unbequemer war 
als im Jahre 1878. Und das kam so. 
Die Ausstellungen von 1867 und 1878 - ich will hier alte Erinne- 
rungen wachrufen - hatten das Hauptgebäude, den eigentlichen Industrie- 
palast in der Mitte des Marsfeldes errichtet, und in den übrigbleibenden 
Raum ringsum, in den sogenannten Park, alle Nebengebäude verlegt. 
Bekanntlich war das Gebäude von 1867 ein Oval, mit elliptischen con- 
centrischen Gängen, die von der Mitte aus radienartig von anderen Gängen 
durchschnitten waren. Jedes Land hatte einen Ausschnitt, folgte man den
	        
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