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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 12)

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entweder genau nachzuahmen oder auch frei und selbständig zu erweitern. 
Zu diesen gehören z. B. Barbizet mit seinen Arbeiten im Genre Palissy 
und Henri Il., oder die Fabrik von Gien mit ihrem Speise- und Luxus- 
geräth in Nachahmung oder Benutzung der Rouen-Decorationen, oder 
Jules Houry mit seinem blauen Speisegeschirr in Delfter Art. Auch 
L. Parvillee und Collinot mit ihren orientalisirenden Decorationen und 
Gefäßen fallen in diese Richtung. Eine zweite Abtheilung bilden ganz 
freie Arbeiten, frei erfunden, frei componirt, mit Benützung aller wieder- 
gewonnenen Technik und aller neu gewonnenen Farben: Gefäße, Teller, 
Platten, meist malerisch geschmückt, und daher reines Luxusgeräth, nur 
zu Zwecken der Wohnung bestimmt. Der Hauptrneister in diesem Genre 
ist Theodor Deck. Seine große und vielseitige Ausstellung zeigt in 
Farben, Formen und Gegenständen alle Reize dieser schönen Kunst, 
enthält sich aber dabei der Ueberschwänglichkeiten, Excentricitäten und 
Bizarrerien, von denen die französischen Faiencen noch vor wenigen 
Jahren überfüllt waren. Zur dritten Abtheilung der Faiencen rechnen 
wir, was mehr der eigentlichen Kunst angehört. die Wanddecorationen 
oder glasirte Plastik. Vor wenigen Jahren noch bot diese Abtheilung 
nichts weiter als ornamental verzierte Fliesen, in denen sich die eng- 
lische Fabrication besonders auszeichnete. Die Fliesen dienten zur Ver- 
zierung von Kaminen oder besonderen Räumen, z. B. in Küchen oder 
Milchwirthschaften, wo es um äußerste Reinlichkeit zu thun war. Heute 
haben sie einen doppelten Fortschritt gemacht. Einerseits sind sie zur 
Decoration der Außenwände benützt, wie sie denn die mächtigen Kuppeln 
des Ausstellungsgebäudes blau und gelb ganz überdecken, andererseits 
stellen sie figurenreiche, in aller Schönheit der Farben glänzende Ge- 
mälde dar. Mehrere Gemälde dieser Art, welche aus den Ateliers von 
Leon Fargue hervorgegangen und von bedeutenden Künstlern gemalt 
sind, zieren die Wände der Centralkuppel und das Portal der Faience- 
und Porzellangalerie. Und neben diesen Gemälden stehen gleichfalls als 
Schöpfungen der Faiencekunst Statuen in gebranntem und farbig gla- 
sirtem Thon, zum Zeichen, dass dieser lndustriezweig auch nach der 
plastischen Richtung sich zur Kunst erhoben hat. 
So glücklich und so ausgezeichnet die Franzosen mit ihren Faiencen 
auf der Ausstellung dastehen, so wenig glücklich, ja man möchte fast 
sagen, so unglücklich sind sie mit ihren Arbeiten in Glas. Die franzö- 
sische Glasindustrie hat niemals Originalität gezeigt, weder im ver- 
gangenen noch in diesem Jahrhundert; sie hat sich niemals durch be- 
sondere Schönheit, durch besonders schöne oder richtige Behandlung des 
Materials ausgezeichnet. Früher suchte sie wohl durch forcirte oder auf- 
fallende Arbeiten zu imponiren, wie z. B. durch einen Rundtempel, bei
	        
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