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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 12)

Das Gleiche gilt von den Bronzen, was das gesammte Geräth be- 
trifft, so weit es zum Schmuck und zur Ausstattung der Wohnung dient. 
Auch hier befinden wir uns überall im achtzehnten Jahrhundert. Die 
Bronzen haben aber ein höchst bedeutendes Element, welches den Silber- 
arbeiten ganz, oder doch so gut wie ganz abgeht, das ist das iigürliche 
Element, die figürliche Plastik. In dieser engen Verbindung von Gefäß 
und Geräth rnit figürlicbem Erzguss, in diesem lückenlosen Aufsteigen 
von der Kunstindustrie zur Kunst ruht vor Allem der Erfolg und die 
Größe der französischen Bronzen. Wir erstaunen gleicherweise über die 
Zahl der Aussteller, über die Menge und Verschiedenartigkeit der Gegen- 
stände wie über die Kunst und die Höhe derselben. Das Haus in allen 
seinen Theilen, die Kirche, der Garten, der Friedhof, Alles scheint gleicher- 
weise der Bronzearbeiten zu bedürfen, und kein Aussteller, der nicht 
Statuetten oder Statuen neben dem Geräth, neben Lustern, Candelabern, 
Kamingeräth und dergleichen zu zeigen hätte. Monumentale Figuren, 
eine colossale Reiterfigur, wie in der großen Ausstellung von Thiebaud, 
stehen neben Vasen und Statuetten. Die Kirche lässt ihre Prachtaltäre 
selbst aus vergoldeter Bronze errichten, bei denen, was sonst die Haupt- 
sache war, der Stein zur Nebensache, zur Nebenzierde geworden. 
S0 erscheint die ganze Bronzefabrication trotz der Ungunst der Zeit 
und der unvermeidlich hohen Preise dennoch nicht gesunken, ja vielmehr 
erweitert. Auch besser im Geschmack erscheint sie, insofern als sie die 
mit allerlei Künsten und Farben bunt geschmückten Figuren und Büsten. 
die mit gestreiftern Onyx bekleideten Mohren und Mohrinnen und was 
dieser Art war, fast gänzlich von sich abgestreift hat. Statt dessen zeigen 
alle Figuren, groß und klein, fast durchweg eine schöne, goldig braune 
Patinirung. lm Geräth herrscht dagegen, entsprechend der Kunstweise des 
achtzehnten Jahrhs., die Vergoldung vor, und jene gelbe Messingbronze, 
welche durch die l-linneigung zur Renaissance so raschen Eingang in die 
Wohnung gefunden, ist in Frankreich in entschiedenem Rückgang begriEen. 
Eine weitere Stütze findet die französische Bronzefabrication im 
Mobiliar, so lange dasselbe, wie heute ganz vorwiegend, sich in dem 
Geschmack des achtzehnten Jahrhunderts bewegt. Nicht allein freilich, 
denn wie die französische Ebenisterei sich von jeher durch zierlich ge- 
schnitzte Arbeiten auszeichnet, so kann sie heute diese Richtung um so 
weniger verleugnen, als Speisezimmer und Herrenzimmer in der vor- 
nehmen französischen Wohnung noch vielfach, und vielleicht mehr als 
früher, den Stilarten der Renaissance bis zu derjenigen Ludwig's Xlll. 
angehören. Man sieht daher zahlreiche Möbel und ganze Einrichtungen 
in dieser Art, ja selbst Einrichtungen in gothischem Stil, die aber nicht 
von Pariser Arbeit sind, sondern aus dem Süden Frankreichs kommen. 
Zur Ergänzung solcher Renaissancegemächer dienen Sitzmöbel von ge- 
presstem Leder, einfach, in leichtem Relief oder mit Farben und Vergol- 
dung, welche in ziemlicher Zahl und großer Mannigfaltigkeit gekommen sind.
	        
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