stellen Figurengemälde dar, meist genrehafter Art, oder jenes grüne,
großgezeichnete Pflanzenwerk, das die Franzosen genre verdure nennen.
Die andere Richtung, zarter und blasser gehalten, mit figürlichen und
landschaftlichen Bildern nach Art von Boucher, Pater und ihren Zeit-
genossen, schließt sich an Stil und Geschmack der Zeit Ludwig's XV. an.
Die mythologische und historische Art der Gobelinsgewebe, wie sie zur
Zeit Ludwigs XIV. unter der Leitung von Charles Lebrun geübt wurde,
fällt, wie fast Alles dieser Epoche, zwischendurch. Man lässt sich diese
hübsche Wandbekleidung im Geschmack des achtzehnten Jahrhunderts
gerne gefallen; sie ist aumuthig und drängt sich nicht vor. Weniger aber
will es uns zusagen, wenn sie von der Wand auf S0pha's und Sessel
herabsteigt und diese mit Landschaften, mit Architekturen, mit Hirten
und Herden, mit Genrebildern überzieht. Die runde Polsterung, die un-
regelmäßige Form des Sitzmöbels, der Gebrauch desselben machen eine
solche Decoration in jeder Weise unpassend. Dennoch finden sich in der
französischen Ausstellung zahlreiche Möbel dieser Art.
Immerhin bilden die Gobelins, so auffallend zahlreich sie sind und
selbst durch Malerei nachgeahmt werden, die Ausnahmen im Verhältniss
zur übrigen Wandbekleidung. Die Papiertapeten zwar, wie ich schon ani
gedeutet habe, bieten nur wenig und kein eigenthümliches Interesse, es
sei denn jene, welche die ganze Wand wie einen Garten oder einen
Wald erscheinen lassen, in den man hineinsieht über die Barriere der
Lambris oder eines gemalten Sockels hinweg. Dergleichen, echt fran-
zösisch, aber einigermaßen veraltet im Geschmack, ist auch vorhanden.
Bedeutender sind die echten oder nachgeahmten Ledertapeten in bunten
Farben mit Goldgrund, deren viele und schöne ausgestellt sind; sie dienen
zur Bekleidung der Renaissancezimmer, insbesondere jener mit Vorliebe
im Stil Ludwig's Xlll. gehaltenen. Das Bedeutendste aber an Zahl und
Werth sind die seidenen DecorationsstoBe für die Gemächer in Weise
des achtzehnten Jahrhunderts, durchweg licht gehalten, in blassen Tönen,
mitunter gestreift, mit Blumen und Bllithen, zart und duftig, aber auch
in größerer Zeichnung und kräftigerer Haltung mit Anlehnung an Vor-
bilder der Barockzeit. Diese vertreten die Prachtstolfe, während jene den
intimeren Gemächern angehören, wie deren eines als vollkommenes Muster
in vollständigster Ausstattung von der Firma Jansen ausgestellt ist. Diesen
Wand- und Möbelstotfen entsprechen Fußteppiche in gleich zarten duf-
tigen Farben mit Blumen und Bouquets in gleichfalls gedämpfter Stimmung.
Dasselbe sollte man wohl auch, wenn wir noch einen kurzen Blick
auf das Gebiet der französischen Mode werfen, von den Stoffen der
Damenkleider erwarten, von denjenigen nämlich, welche der feineren und
reicheren Mode angehören, also vor Allem von den Seidenstotfen Lyons.
Man sollte erwarten, dass die Damen, welche die Gemächer Ludwigs XV.
und Ludwig's XVI. bewohnen, zu dieser zarten und abgeblassten Um-
gebung keinen Contrast bilden. Aber die Mode, was die Kleidung der
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