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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe IV (1889 / 12)

stellen Figurengemälde dar, meist genrehafter Art, oder jenes grüne, 
großgezeichnete Pflanzenwerk, das die Franzosen genre verdure nennen. 
Die andere Richtung, zarter und blasser gehalten, mit figürlichen und 
landschaftlichen Bildern nach Art von Boucher, Pater und ihren Zeit- 
genossen, schließt sich an Stil und Geschmack der Zeit Ludwig's XV. an. 
Die mythologische und historische Art der Gobelinsgewebe, wie sie zur 
Zeit Ludwigs XIV. unter der Leitung von Charles Lebrun geübt wurde, 
fällt, wie fast Alles dieser Epoche, zwischendurch. Man lässt sich diese 
hübsche Wandbekleidung im Geschmack des achtzehnten Jahrhunderts 
gerne gefallen; sie ist aumuthig und drängt sich nicht vor. Weniger aber 
will es uns zusagen, wenn sie von der Wand auf S0pha's und Sessel 
herabsteigt und diese mit Landschaften, mit Architekturen, mit Hirten 
und Herden, mit Genrebildern überzieht. Die runde Polsterung, die un- 
regelmäßige Form des Sitzmöbels, der Gebrauch desselben machen eine 
solche Decoration in jeder Weise unpassend. Dennoch finden sich in der 
französischen Ausstellung zahlreiche Möbel dieser Art. 
Immerhin bilden die Gobelins, so auffallend zahlreich sie sind und 
selbst durch Malerei nachgeahmt werden, die Ausnahmen im Verhältniss 
zur übrigen Wandbekleidung. Die Papiertapeten zwar, wie ich schon ani 
gedeutet habe, bieten nur wenig und kein eigenthümliches Interesse, es 
sei denn jene, welche die ganze Wand wie einen Garten oder einen 
Wald erscheinen lassen, in den man hineinsieht über die Barriere der 
Lambris oder eines gemalten Sockels hinweg. Dergleichen, echt fran- 
zösisch, aber einigermaßen veraltet im Geschmack, ist auch vorhanden. 
Bedeutender sind die echten oder nachgeahmten Ledertapeten in bunten 
Farben mit Goldgrund, deren viele und schöne ausgestellt sind; sie dienen 
zur Bekleidung der Renaissancezimmer, insbesondere jener mit Vorliebe 
im Stil Ludwig's Xlll. gehaltenen. Das Bedeutendste aber an Zahl und 
Werth sind die seidenen DecorationsstoBe für die Gemächer in Weise 
des achtzehnten Jahrhunderts, durchweg licht gehalten, in blassen Tönen, 
mitunter gestreift, mit Blumen und Bllithen, zart und duftig, aber auch 
in größerer Zeichnung und kräftigerer Haltung mit Anlehnung an Vor- 
bilder der Barockzeit. Diese vertreten die Prachtstolfe, während jene den 
intimeren Gemächern angehören, wie deren eines als vollkommenes Muster 
in vollständigster Ausstattung von der Firma Jansen ausgestellt ist. Diesen 
Wand- und Möbelstotfen entsprechen Fußteppiche in gleich zarten duf- 
tigen Farben mit Blumen und Bouquets in gleichfalls gedämpfter Stimmung. 
Dasselbe sollte man wohl auch, wenn wir noch einen kurzen Blick 
auf das Gebiet der französischen Mode werfen, von den Stoffen der 
Damenkleider erwarten, von denjenigen nämlich, welche der feineren und 
reicheren Mode angehören, also vor Allem von den Seidenstotfen Lyons. 
Man sollte erwarten, dass die Damen, welche die Gemächer Ludwigs XV. 
und Ludwig's XVI. bewohnen, zu dieser zarten und abgeblassten Um- 
gebung keinen Contrast bilden. Aber die Mode, was die Kleidung der 
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