jener ostasiatischen Länder nachgeahmt. Trotz dieses Ruhmes ging gegen
Ende des vorigen Jahrhunderts die ganze Fabrication in Delft wieder zu
Grunde, und nur das englische ordinäre Geschirr behielt den Namen.
Bei der modernen Reform der Kunstindustrie konnte es aber nicht aus-
bleiben, dass auch die Delfter Kunstfaiencen wieder versucht wurden.
Es geschah an verschiedenen Orten, in verschiedenen Ländern, und nun
endlich-zuletzt-ist es auch in der Stadt Delft selber geschehen, und
mit großem Glück. Die niederländische Abtheilung zeigt in reicher Fülle
solche Faiencen mit blauer Verzierung auf milchweißer Glasur, Gefäße,
Teller, Schüsseln, Vasen, Gemälde aus einer Platte oder aus mehreren
zusamengesetzt, mit ornamentalen, landschaftlichen und figürlichen Dar-
stellungen, Alles gleich vortrefflich. Die Firma trägt den Namen Joost
Tooft und Labouchere in Delft. _
Minder glücklich erscheint der dänische Versuch eines sonst ge-
schickten Malers, die blauweißen Delfter Faiencen in Porzellan nachzu-
ahmen. Die Gegenstände, virtuos als Malereien, sind kalt in der Wirkung.
Unglücklicher noch sind belgische Versuche, das Genre der Faiencen zu
erweitern, indem die buntbemalte Glasur perlartig wie mit Sand bestreut
und dadurch rauh gemacht wird, oder indem man der Oberfläche den
Schein gibt, als sei sie mit einem gewebten Stoffe überzogen. Weder
Engländer noch Franzosen haben sich auf dergleichen lrrthümer und
Absonderlichkeiten eingelassen.
ln einem Irrthum anderer Art befindet sich die berühmte Gold-
und Silberwaarenfabrik von TilTany in New-York, indem sie mit großer
Energie in die Nachahmung und Benützung japanischer Kunstweisen ein-
gegangen ist. Schon auf der Pariser Ausstellung von 1878 erregte sie
dadurch die Aufmerksamkeit; die Arbeiten erschienen originell, hielten
sich aber in bescheidenen Grenzen. Diesmal ist die Fabrik viel weiter
gegangen. Es sind nicht blos die Eigenthürnlichkeiten der japanischen
Metalltechnik verwendet, was man sich ja gerne gefallen lässt: es ist
auch der ganze Formengeschmack, die ganze Decorationsweise mit ihrer
Bizarrerie in großen Reihen von Silbergefäßen dargestellt, die alle be-
stimmt sind, unserem modernen Gebrauche auf dem Speisetisch und auf
dem Theetisch zu dienen. Diese Gefäße aber, welche gerade in der Selt-
samkeit der alten japanischen Formen das Wesen suchen, zeigen so recht,
wie überaus verkehrt der eingeschlagene Weg ist. Europäisches Kunst-
und Formengefühl und japanische Kunstart sind solche Gegensätze, sind
so grundverschieden, dass sie sich nie vereinigen lassen, nie Eines das
Andere ersetzen werden. Wir können ihre originellen, immer nett und
sauber ausgeführten Arbeiten lieben und schätzen, wir können man-
cherlei von den Japanern lernen, aber ihre Art in unsere Art einführen,
etwa gar, wie man gesagt hat, europäische Kunst durch japanische Kunst
erfrischen wollen, ist das Verkehrteste, was man thun kann. Was wir
thun in dieser Richtung, wird nur ein Spiel der Mode sein und bleiben.