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Auf diesem Standpunkt steht auch Alles, was sonst in japanischer
Art auf der Ausstellung sich findet. Das Meiste und das Beste darunter
ist französische Arbeit. Unter den Silberschmieden ist es Christofle, der
mit Geschick und Verstand japanische Metalltechnik auf europäische
Formen übertragen und sich dabei auch in der Ornamentik der japa-
nischen Bizarrerien enthalten hat, freilich nicht gänzlich. Sodann machen
ein paar Möhelfabrikanten Specialität aus allerlei japanischem Mobiliar
aus hellem und dunklem Holz, mit geometrischer Marqueterie, mit Lack
und Perlmutter. Viel weiter reicht der Japonismus unserer Tage noch
nicht und er wird trotz aller Bemühungen seiner Freunde auch kaum
darüber hinausgehen.
Werfen wir noch einen flüchtigen Blick nach dem Norden, so be-
trachten wir mit Vergnügen die ausgezeichnete, wie ein Bild des Nordens
arrangirte Ausstellung der Pelze und der Seevögel in der norwegischen
Abtheilung. Wir freuen uns gleicherweise, dass die originellen Schmuck-
arbeiten Skandinaviens, von denen Altes und Neues in reichen Collec-
tionen nebeneinander steht, diese Schmuckarbeiten von schön gewun-
denem Filigran mit ihrem klingenden Behang, immer zahlreichere Freunde
zu finden scheinen; denn nicht blos die Zahl und Mannigfaltigkeit der
Gegenstände, auch die Zahl der Fabrikanten in Norwegen wie in Däne-
mark scheint gewachsen. Wir sehen ebenfalls als Kunstfreund mit großem
Vergnügen, dass die schönen Emailarbeiten Russlands, die goldenen,
farbig geschmückten Dosen und Gefäße, um eine neue, schöne, ja um
die schönste, aber auch schwierigste Art sich vermehrt haben. Es sind
goldene Gefäße, Schalen und Becher, in denen der durchsichtige Schmelz
ohne jeden Metallfond, auf welchem er haften könnte, frei wie in einem
Netz sich befindet, so dass sie, gegen das Licht gehalten, wirken wie ein
farbiges Glasfenster feinster und kleinster Art. Uehrigens ist es einiger-
maßen auffallend zu sehen, dass Russland keineswegs in dem Maße he-
deutungsvoll ausgestellt hat, als man nach der politischen Freundschaft
mit Frankreich hätte schließen mögen. Es ist da mit Gegenständen aller
Art, aber sie drängen sich nicht.
Das große und allgemeine Interesse dieser Ausstellung wendet sich
Frankreich zu. Frankreich hat ja für alle Lücken eintreten müssen, aber
seine Aufgabe war eine größere, eine nationale. Es musste zeigen und
beweisen, dass es nach all' den Niederlagen, unter all' den Wirren und
Wechseln, welche es im Innern nicht zur Ruhe kommen lassen, immer
noch in der stillen Arbeit des Friedens, wenigstens in der künstlerischen
Arbeit, die erste Stelle behauptet. Andere Länder haben sich vom fran-
zösischen Geschmack befreit und eine eigene Kunstindustrie geschaffen,
überall sind Concurrenten erwachsen; der französische Export an Ar-
tikeln der Kunst und der Mode - so haben wir wieder und wieder
gelesen - hat jährlich um viele Millionen abgenommen; Länder, die
früher in diesen Dingen gar nicht in Frage standen, importiren Gegen-