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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe XII (1897 / 10)

Fußboden, diese selbst durch die Lage des Horizonte: ihrer reichen archi- 
tektonischen" Perspectiven Aufschluss. Dementsprechend zeigt nun der 
Altar drei horizontale Sculpturenreihen übereinander. Die erste, unterste 
Zone, mit Figuren mittlerer Größe, enthält die Pieta und die zwölf be- 
kannten Reliefs singender und musicirender Engelliguren, sowie die vier 
Evangelisten-Symbole. Die mittlere Zone von zartem Relief mit kleinen 
Figuren und reichen Architektur-Perspectiven umfasst die vier großen 
Reliefs der Wunderdarstellungen des heil. Antonius. Die oberste Zone 
enthält die fast lebensgroßen Einzelstatuen der Madonna und von vier 
Heiligen. 
Die architektonische und ornamentale Fassung in Marmor hat Boito 
den gleichzeitigen Werken des Meisters im Dome und in Santa Croce 
zu Florenz und der Kanzel von Prato formgerecht und mit feinem Ver- 
ständnisse nachgebildet. Weniger glücklich erscheint die Anbringung des 
Crucifixus, der zwar auch von Donatello herrührt, aber für einen anderen 
Altar der Kirche bestimmt war. Die Aufstellung dieses Bronzebildwerkes, 
das die anderen Sculpturen des Altars hoch überragt, beeinträchtigt die 
ruhige Wirkung des Ganzen und würde wohl besser unterblieben sein. 
Der weitere Altarschmuck: Candelaber und Leuchter aus Bronze, 
Lesepult und Tabellen aus Silber wurden von Boito in Donatellianischer 
Formgebung componirt uud von den Firmen Michieli 8x Lomazzo aus- 
geführt. 
Am 15. August 1896, dem Tage der 6oo._Erinnerungsfeier der Geburt 
des hl. Antonius, wurde der wiedererstandene Altar eingeweiht. Die Mittel 
für den Altarschmuck wurden von den Einwohnern Padua's beigesteuert. 
Die nächstbedeutsarne Verschönerung erhielt die Kirche durch die 
von Boito entworfenen drei Bronzethüren der gothischen Fassade, das 
Hauptportal mit den vier berühmtesten Heiligen des Franziskaner-Ordens: 
S. Franciscus, S. Antonius, S. Bonaventura und S. Ludovicus de Tolosa, 
die kleinen Seiteuportale mit den sitzenden Statuen der vier Schutz- 
heiligen der Stadt Padua und dem Wappenschild: der letzteren. Diese 
Thliren sind in den Formen italienischer Gothik des 15. Jahrhunderts in 
reicher Feldertheilung entworfen. Zwei noch vorhandene Thüren dieser 
Zeit an den wEremitani- und an zCarminen in Padua dienten dem Ent- 
werfenden als Vorbilder. Guss und Ciselirung des Hauptthores, das 
35 Centner schwer ist, hat der Nestor italienischer Gießer, _Vincenzo 
Michieli, diejenige der Seitenthüren Pio Berti ausgeführt. Die Kosten der 
Hauptthüre wurden aus der Stiftung eines Mönches Namens Anton 
Stanghel und aus den Mitteln der Presidenza dell' Arca bestritten, die I 
beiden Seitenportale hat die Stadtvertretung von Padua-gewidmet. 
Außerdem hat Boito den Capellenkranz des Chores und die Capella 
Gattameläta, welch" beide durchverschiedene Veränderungen entstellt 
waren, in alter Form wieder hergestellt und die Kanzel vom Ende des 
t3. Jahrhs., ein schönes Werk der Masegneywieder benutzbar gemacht.
	        
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