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Objekt: Die Ausstellung oesterreichischer Kunstgewerbe 4. November 1871 - 4. Februar 1872

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Besatz der spanischen Menta, sowie an die Schürze der Frauen in den 
südlichen Donauländern mit ihren langen Fransen und Gehängen. Hier 
ist Effect, beruhend auf einfachem, richtigem Kunstprincip. Mannigfache 
Motive sind diesen Arbeiten zu entnehmen. 
Eine Art Schnürarbeit, die noch mit der nationalen Industrie in 
Verbindung steht, sind die von Johann Blazincic ausgestellten Schlingen, 
Schnüre und Gürtel für die ungarische Magnatenkleidung. Diese ketten 
artigen Geflechte aus Goldfäden sind äusserst kunstvoll mit höchster 
Genauigkeit und Sorgfalt verschlungen; die Zeichnungen und Motive, die 
sich so auf der Oberfläche ergeben, lehren, dass ein altes richtiges Princip 
mit Geschick festgehalten ist. Aehnliche Motive Hessen sich wirklich alten 
Arbeiten dieser Art entlehnen, und es kommt nur darauf an, dass ein 
verständiger Blick einmal darauf hingelenkt wird. 
XII. 
Die Spitzen. 
Die Ausstellung der Spitzen: Points Duchesse, Chantilly, Points 
ä l’aiguille aus dem böhmischen Erzgebirge lässt einen sehr beachtens- 
werthen Fortschritt erkennen. 
Die Waaren der Herrn Franz Bollarth, Bernhard M e t z n e r, 
J. F. Ullmann zeigen, dass im Erzgebirge sehr geschickte Hände ge 
funden werden, um die feinsten, zartesten Spitzenarbeiten mit der Nadel 
wie mit den Klöppeln auszuführen. Das Technische, das Handwerks- 
mässige lässt wenig zu wünschen übrig; es gibt Einzelnes in den aus 
gestellten Arbeiten : Volantes, Barben, Coiffuren, Ueberzüge für Sonnen 
schirme und Fächer, Besetze von Taschentüchern; welche von den besten 
Arbeiten aus Frankreich, Belgien und England, diesen drei Ländein, 
welche eben eine grosse Industrie in diesen weiblichen Arbeiten ausge 
bildet haben, sich nicht unterscheiden lassen; allein der künstlerische 
Theil der Arbeit — die Zeichnung — genügt noch der Anforderung nicht, 
welche wir an diese Artikel stellen müssen, wenn sie nicht nur den Im 
port französischer und belgischer Spitzen in Oesterreich verhindern, son 
dern auch auf dem Weltmarkt mit dem Besten der Art concurriren 
sollen. 
Es herrscht darüber, wie wir aus einem Berichte der Herren Richard 
Ritter von Dotzauer und Doctor Edmund Schebek an das Central- 
comite zur Beförderung der Gewerbsthätigkeit der böhmischen Erz- und 
Riesengebirgsbewohner von März 1871, der uns vorliegt, sehen können, 
ein Missverständniss, das erst aufgeklärt werden muss, ehe hier die noth- 
wendige gründliche Reform zu hoffen ist. 
Das genannte Centralcomite hat nämlich die Gründung von Muster 
werkstätten zur Vervollkommnung der Spitzenindustrie im Eizgebirge
	        
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