Als Architekt ist Vittoria niemals in den Vordergrund getreten,
obwohl er einen Antheil an der Fagade von San Giuliano hat und obwohl
ihm die Uaberlieferung die Capella del Rosario, die Scuola di San Gerolamo
und den Palazzo Balbi zuschreibt. Als Maler ist er nur durch einige nach-
gelassene Bilder bekannt, die längst verschollen sind. Sogar Vittoria's
Medaillen verschwinden neben gleichzeitigen italienischen Arbeiten'). Nicht
also seine großen plastischen Werke. Und dass die Hauptbedeutung Vittoria's
in seinen Porträtbüsten liegt, ist längst erkannt und ausgesprochen
worden. Schon Vasari sagt, Vittoriu sei nrarissimo ne' ritratti di marmou
und in neuester Zeit nennt Yriarte unseren Künstler als Porträtisten
unnachahmlich"). Die Veröffentlichung der Bildnissbüsten. die sich
seit 1866 im Besitz des k. k. Oesterreichischen Museum für
Kunst und Industrie befinden "'), wird also vielleicht willkommen
sein. Noch dazu gehören sie zweifellos zu den besten Arbeiten des
Künstlers. Endlich sind zwei derselben hier in Wien die einzigen inschrift-
lich beglaubigten Werke des Vittoria. Die Büste des Arztes Fracastoro
im Hofmuseum wird zwar mit guter Begründung unserem Künstler
zugeschrieben, entbehrt aber einer Signatur oder einer urkundlichen
Beglaubigung
Die drei Terracottabüsten, die hier zum ersten Male abgebildet
werden, sind folgende: l. Die Büste einer jungen Dame von vollen Formen.
[)ie Dargestellte mag ungefähr 30 Jahre alt gewesen sein, als sie Vittoria
rnodellirte. Gewandung antikisirend. Tracht der Haare venezianisch. Die
Stirn von Ringelchen umgeben, die beiderseits hoch aufsteigen. Ueber
dem Hinterhaupte ein bescheidener Knoten aus Zöpfen. Rückwärts am
Schnitt der linken Schulter die vertiefte Schrift wyALEXANyVlCTÖRlAy
Fyu von unten beginnend, in einer Zeile aufsteigend. Die Basis ist vorne
(1874), S. 1235.; secundar Pielro Calisri: Paolo Veronese (1388), S. 78 f. Bei Giovanelli
und Gar (S. 33) ein allgemeiner Hinweis auf Algaronfs Schrif1en. - Zu den Werken
Vi11oria's in Berlin vergl. Waagen im xkunslblatn 1846, S. 257, Naglerk Lexikon und
Bode's nltalienische Plastik: (eines der Handbücher der Kbnigl. Museen zu Berlin), S. 165.
') Vergl. Tom. Temanza: Vita di Jncopo Sansovino (1752), S. 4a. - Temnnzn
geht auf Urkunden zurück. Siehe auch Ternsnza-Moschini und Giovanelli und Gar. -
Das Nachlaasverzeichniss zahlt mehrere Gemälde auf als Werke Vilmrin . Ueber die
Medaillen vergl. neben einigen Erwlhnungen in der Alteren Litteratur (z. B. bei Temanzl-
Moschini, S. 13 f., 54 und Giovanelli und Gar, 5.92 und 106) hauptsächlich Heisa: Les
mädailleura de la renaisaance (Venezianer 1837).
") Vergl. Cicognarfa: Storia della scuhurs und die meisten zusammenfassenden
Abschnitte in den Compendien bis herauf zu Jac. Burckhardfs ICiCEfOHCu vergl. auch
Vasari m Leben des Jncopo Sanaovino und Yriarte'a nVeniseu (1878), S. 130.
"') Nach gmiger Minheilung des Herrn Custoa Fr. Riner sind sie 1866 im1nven1ar
eingenugen als: Büsten aus Terrncona von AI. Vittoria zu dem Ankaufspreisa von je
41m H. in Silber.
1-) Verßtfenilicht im nlahrbuch der Kunsthisxorisehen Sammlungen dea A. H.
Kaiserhausesn, Bd. Y.