doch in jene Gruppe von flachen Bronzegefäßen des 12. oder 15. Jahr-
hunderts, welche Schüsseln mit roh gravirten lnschriften und mit Alle-
gorien von Sünden und Lastern umfasst. Eine Beschreibung des Gefäßes
wird eine Vergleichung mit den anderen verwandten Schüsseln erlauben,
von denen ich im Jahre 1887 gesprochen habe. Durch diese Vergleichung
aber wird die Echtheit so vollkommen bewiesen, als derlei Dinge über-
haupt zu beweisen sind. Aeußerliche Anhaltspunkte, um hier eine Fäl-
schung festzustellen, habe ich nicht finden können.
Die Dresdener Schüssel ist ein kreisrundes Gefäß von etwa o'35 Meter
Durchmesser. Das horizontale Rändchen zeigt eine Verzierung in dem
mittelalterlichen opus punctile, d. h. in kleinen Ringen, die mit einem
Perlenpunzen hergestellt sein dürften. Die äußerst rohen Gravirungen in
der Schüssel selbst zeigen im Boden ein von zwei Kreisschnüren ein-
gefasstes Feld und in diesem eine halbe Figur, die mit jeder Hand etwas
wie eine Kugel emporhält. Die Kopfbedeckung oder Frisur sieht turban-
artig aus. Dabei steht wSVPRAc, was (nach Analogien) nichts Anderes
heißen kann, als: superbia. Im bauchigen Theile des Beckens sind drei
weitere Halbfiguren vertheilt, die gleichfalls eine turbanartige Kopf-
bedeckung unterscheiden lassen. Bei den Figuren stehen roh gekratzte
lnschriften, die ich als: nDOLUSu und wPECATV[M], jedes Wort
mehrmals wiederholt, habe lesen können. Zwischen den Figuren erkennt
man Andeutungen von architektonischen Formen, mit denen wohl Säulen
gemeint waren. Wie schon oben angedeutet wurde, finden sich sehr ver-
wandte, aber keine ganz übereinstimmende lnschriften und Darstellungen
auf anderen Brouzeschüsseln, deren Echtheit noch niemals bezweifelt
worden ist. Deshalb trage ich auch kein Bedenken, die Dresdener
Schüssel als zuverlässiges Beispiel hier an diejenigen gravirten Schüsseln
anzureihen, die ich vor einiger Zeit an dieser Stelle besprochen habe.
Dr. Th. Frimmel.
Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Ernennung. Se. k. und k. Hoheit der durchl. Herr Erzherzog
Rainer hat in seiner Eigenschaft als Protector des k. k. Oesterr. Mu-
seums für Kunst und Industrie Se. Durchlaucht den Fürsten Adolf Josef
zu Schwarzenberg zum Mitgliede des Curatoriums dieser Anstalt zu
ernennen befunden.
Auszeichnung. Se. k. und k. Apostel. Majestät haben mit Allerh.
Entschließung vom I6. April d. J. dem Correspondenten des Oesterr.
Museums, Director an den kunsthistorischen Sammlungen des Allerh.
Kaiserhauses Dr. Albert Ilg taxfrei den Orden der Eisernen Krone
dritter Classe allergnädigst zu verleihen geruht.
Postwerthzerlohen-Ausstellung. Sonntag den zo. v. M. fand
Vormittags die Erölfnung der Postwerthzeichen-Ausstellung durch den