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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 2)

ln der Bearbeitung des Holzes bietet die ungarische Hausindustrie 
wenig Hervorragendes. Wohl ist der Szekler sein eigener Architekt und 
Zimmermann, und versteht es, sich in wenigen Wochen ein stilvolles 
Haus zu errichten, aber weder in der Schnitzerei noch im Möbelbau 
bieten die Karpathen etwas besonders Charakteristisches, während dies- 
bezüglich in den Alpen, den Balkanländern und zumal in Russland Vor- 
treffliches geleistet wird. 
In Thonwaaren bekundet die ungarische Hausindustrie einfache, 
manchmal ganz stilvolle Formen und mit Kunstsinn angebrachte Farben 
und Ornamente, und der behäbigere Haushalt verwendet nicht ungern 
das unzerbrechliche, mit Zinn überzogene Kupfergeräthe. Tula- und Niello- 
arbeiten, wie solche in geradezu mustergiltiger Weise in Russland ver- 
fertigt werden, ferner Filigranarbeiten, in welchen namentlich Bosnien 
excellirt, kennt die Hausindustrie Ungarns nicht. 
Die Lederindustrie ist bei den Szeklern hoch entwickelt und bildet 
einen bedeutenden Ausfuhrartikel nach Rumänien. Als Hausindustrie tritt 
sie uns entgegen bei der Verfertigung von Leibgürteln und stattlich auf- 
geputzten Hängetaschen, sowie von Schafpelzen mit bunten Ornamenten. 
Den Glanzpunkt der Hausindustrie bildet auch in Ungarn das Ge- 
spinnst, die Weberei und die Stickerei. Hiebei gilt als Zweck zunächst 
die Deckung des eigenen häuslichen Bedarfs. Fast die ganze Bekleidung 
für Mann und Weib wird zu Hause verfertigt durch Spinnen, Weben, 
Nähen, Steppen, Stricken und Sticken vom Hemd bis zur Tuchjacke und 
dem Schafpelz, wobei gar nicht selten Meisterstlicke entstehen. Spindel 
und Webstuhl darf in keinem anständigen Bauernhause fehlen. Besonders 
die Leinwand verdient großes Lob, vom groben unverwüstlichen Gewebe 
bis zur feinsten und dünnsten Art, die oft mit Goldfäden durchzogene 
feine Goldstickereien aufweist. Auch grober Loden, Filztuch aus Schaf- 
wolle, ebenso allerlei Decken werden vielfach erzeugt. 
Eine weitere Zierde der Hausindustrie in Ungarn ist die Teppich- 
weberei, in welcher sich die verschiedenartigsten, zum Theile orientalischen 
Motive erhalten haben. Neben linearen geometrischen Figuren finden wir 
mannigfaltige Arabesken, sowie Pflanzen- und Thierornamente jeder Art, 
jedoch in merkwürdig charakteristischer Verschiedenheit je nach den ein- 
zelnen Nationalitäten, so dass ein Kenner auf den ersten Blick die Szekler, 
die bulgarischen sowie die serbischen Teppiche von einander unterscheidet, 
Die Arbeit ist fast noch unverfälscht in Gewebe und Farbe, da man sich 
alle Mühe gibt, dem Eindringen der schnell verblassenden Anilinfarben 
zu wehren. 
Zu den bewunderungswürdigsten Leistungen der Hausindustrie ge- 
hören die Stickereien mit vielerlei traditionellen und allmälig national 
gewordenen Motiven. Sie werden an Bett- und Tischwäsche, an Hand- 
tüchern, und vorzugsweise an Hemden und Schürzen angebracht, aber
	        
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