werth voll erkannte, indem er den ärgsten Menschendienst, den Sclaven-
dienst, der Maschine tiberantwortete; und dieses einzige Mal hat er,
der sonst mit seinen Aussprüchen den Nagel auf den Kopf zu trelfen
pflegte, geirrt. Denn nicht die Maschine ist unser, der Menschen, Sclave
geworden, vielmehr sind wir die Sclaven der Maschine, oder wenigstens
ihrer Arbeit, ihrer Errungenschaften, ihrer Erzeugnisse. Deshalb auch
wEire es ein Wahn, zu glauben, wir könnten uns jemals wieder von der
Maschine, von der ganzen modernen Fabriksthätigkeit emancipiren; nur
eine allgemeine Katastrophe wäre dergleichen zu bewirken im Stande,
eine Katastrophe, bei welcher aber nicht blos das Fabrikswesen, sondern
ganz gewiss auch unsere gesamrute Cultur in die Brüche ginge.
Compromiss und ein richtiges wSichabfindenn muss deshalb
die Losung derjenigen lauten, welche gleichwohl eine Besserung unserer
heutigen, nicht durchaus erbaulichen kunstgewerblichen Zustände an-
streben. Und der Weg dazu soll - wie in fast allen Lagen, wo wir mit
unserer Cultur- und Schulweisheit zu Ende sind - die Natur uns zeigen.
"Die Natur ist aristokratischu hat Schopenhauer gesagt und damit
gemeint, dass die Natur di_e vorzüglichen Exemplare unter den Menschen
nur vereinzelt, nicht dutzendweise hervorbringt. Und einer der größten
Demokraten (an sich betrachtet freilich selbst ein solches vereinzeltes
aaristokratischesn Exemplar der Naturschöpfung), J. J. Rousseau, hatte
diese i-Aristokratin" Natur über Alles lieb, so lieb, dass Rückkehr zur
Natur das Grundmotiv seiner gewaltigen erzieherischen Bestrebungen
bildet. Wir können daraus folgern, dass Natur es wirklich vortrefflich
versteht, das Richtige hervorzubringen, indem sie Vertreter selbst so ent-
gegengesetzter Grundsätze, wie Aristokratismus und Demokratismus, zu
bedingungslosem Lobe hinreißt. Und wie macht sie es? Sie schafft demo-
kratischt denn sie ist nicht exclusiv in ihren Werken und verwendet
die gleiche Sorgfalt auf Alles, was sie hervorbringt; aber sie schafft auch
aristokratisch: denn Massenerzeugung, Dutzend- und Fabrikswaare ist
nicht ihr Grundsatz, vielmehr schaEt sie ihre Werke im Einzelnen, indi-
vidualisirt sie, weiß sie von Fall zu Fall zu gestalten.
Und geradevhierin soll die Kunst der Natur am strengsten folgen,
gerade hierin soll sie sich ihr am engsten anschließen!
Als der König eines großen Reiches, so berichtet eine Anekdote,
einstmals den Adel abschaifen wollte, gerieth er 0b dCS Widerstandes
zahlreicher Edler seines Landes in arge Bedrängniss. Da kam er auf einen
köstlichen Einfall: Er adelte mit einem Male alle seine Unterthanen.
Und siehe da, sein Zweck war erfüllt! Indern Alle Adelige waren, war
es Keiner mehr.
Ungefähr ebenso machen wir es heutzutage mit unseren Kunst-
bestrebungen: indem wir allerorten und stets nach Kunst und Kunst-
gewerbe rufen, folgt die Kunst diesem Rufe längst nicht mehr. Wir