MAK
Nr. 14 
Internationale Sammler-Zeitung 
Seite 121 
schaft gewidmet ist, sieht man drei Adlerköpfe, bei denen 
man an den deutschen Reichsadler und den österreichischen 
Doppeladler denkt, auf der Rückseite zwei kämpfende Figuren 
und die Schrift. Sie wirkt heroisch -—, natürlich ohne Schroff 
heit, die ja einem so feinsinnigen Künstler wie Gaul fernliegt. 
Lyrisch wirkt die Medaille, die der Arbeit der Zuhausgebliebenen 
gedenkt. Ihre Kopfseite trägt eine vom Sturm zerzauste Eiche, 
die Rückseite die Schrift in einer Umrahmung von Bienen und 
Ameisen. Die heitere silberne Medaille „Ost und West“, 
die auf der einen Seite den Seelöwen und den Hahn, auf der 
andern den ausreißenden Bären zeigt, gibt mehr eine humor 
volle Verspottung der Feinde als eine beißende Satire. Es kann 
nicht zweifelhaft sein, daß Gaul diese Gattung von Klein 
plastik besonders gut Hegt. Er fühlt es wohl selbst, denn er 
hat nach jenen ersten Medaillen noch manche neue geschaffen 
und entworfen. Eine größere, nur in wenigen Exemplaren 
hergestellte Bronzemedaille mit dem Britenleu, deren Rück 
seite eine Umrahmung von kleinen Delphinen ziert, und eine 
Medaille auf die Zwölf-Milliarden-Anleihe mit einem Adler, 
der auf seinem mit Eiern gefüllten Neste steht, sind vollendet. 
Ein auffliegender Hahn wird das Gegenstück zu dem Britenleu 
bilden; schließlich ist auch die Friedcnsmedaille schon 
entworfen. 
Philatelie. 
(Die Erzherzog - Franz - Ferdinand -Gedächtnis- 
rnarken) die am 28. Juni bei den Militärpostämtern in Bos 
nien und der Herzegowina verkauft wurden, haben, wie zu 
erwarten war, reißenden Absatz gefunden. .Bei den Militär 
postämtern in Sarajewo wurden die Gedächtnismarken auf 
Wunsch auch mit einem roten Poststempel versehen. Für 
jeden Rotstempel war zugunsten, der I'ranz-Ferdinand-Ge- 
dächtniskirche und des Sophienheims eine Krone zu entrichten. 
Der rote Poststempel des Hauptpostamtes Sarajewo war außer 
dem mit einem kleinen Kreuzchen gekennzeichnet. Der Rest 
dieser Gedächlnismarken, die bekanntlich nur- am 28. Juni 
zur Frankierung von Postsendungen verwendet werden durften, 
wurde vom Kriegsministerium unter günstigen Bedingungen 
dem Aktionskomitee zur Erbauung der Erzherzog-Franz- 
Ferdinand-Gedächtniskirche und des Sophienheims in Sarajewo 
überlassen und können, so lange der Vorrat reicht, Bestellungen 
nur mittels Postanweisung sowohl beim Ökonomat der Militär 
post- und Telegraphendirektion in Sarajewo, als auch bei 
dem obgenannten Komitee in Sarajewo, Cemerlinagasse 7, 
gemacht werden. Es werden unabgestempelte wie auch mit 
schwarzem Poststempel 28. Juni und mit dem besonderen 
roten Poststempel des Hauptpostamtes Sarajewo versehene 
Marken zu 10, 15 und 40 h, mit je 2 h Zuschlag, und zwar nur 
in ganzen Sätzen geliefert. Da die Abstempelung mit dem 
roten Poststempel erst am 27. Juni vom Kriegsministerium 
gestattet wurde, konnte die weitere Öffentlichkeit nicht früher 
davon unterrichtet werden. Die Erzherzog-Franz-Ferdinand- 
Gedächtnismarken werden wohl für alle Zeit zu den inter 
essantesten Kriegsmarken zählen. 
(Tod eines berühmten Briefmarkensammlers.) 
In Lausanne ist der in der ganzen Welt als Besitzer wohl der 
größten und vollständigsten Generalsammlung von Postwert 
zeichen bekannte Multimillionär Philippe La Renotiere- 
Ferrari, Sohn des verstorbenen Marquis Ferrari und der 
Herzogin von Galliera, aus dem Leben geschieden. Die prächtige 
Sammlung Ferraris, die sämtliche größten Seltenheiten von 
Postwertzeichen umfaßt und seit Jahrzehnten mit sehr reichen 
Mitteln ausgebaut wurde, war bisher in Wien untergebracht, 
wo auch ihr kunstsinniger, der österreichischen Aristokratie 
verschwägerter Besitzer, meist ansässig war. 
Verschiedenes. 
(Jahresausstellung des Salzburger Künstler 
hauses.) Im Salzburger Künstlerhause wurde die 32. Jahres- 
ausstellung eröffnet. Die Ausstellung umfaßt einschließlich 
der Sammelausstellung der Genossenschaft . der bildenden 
Künstler Salzburgs 215 Nummern. Die Stirnwand des großen 
Saales nimmt fast zur Gänze Reiffensteins „Römisches 
Gastmahl“ ein, ein älteres, unter den Nachwirkungen Makarts 
entstandenes Gemälde. Mit zwei Dutzend Bildern — Kriegs 
arbeit aller Art — ist Adolf Helmberger vertreten, in großer 
Anzahl haben sich die Münchener Maler eingefunden, während 
Wien nur durch Graner, Moser, Pendl, Temple repräsentiert 
ist. Unter den Mitgliedern der Genossenschaft fällt ein neuer 
Mann, Fritz Reiner, auf. 
(Dr. v. Harcks Vermächtnis.) Aus Leipzig wird uns 
geschrieben: Der am 26. März verstorbene Kunstgclehrte 
und Kunstfreund Dr. Fritz v. Harck hat der Stadt ein großes 
Vermächtnis hinterlassen, bestehend aus Grundstücken, 
Häusern und Kunstgegenständen im Wert von weit über 
1% Millionen Mark. Die Grundstücke sind ,,Koöhs Hof", 
ein berühmtes altes Gebäude aus dem 18. Jahrhundert, am 
Markt gelegen, eine Villa in der Karl-Tauchnitz-Straße und ein 
Areal in Schönefeld. Die Kunstgegenstände, die der feinsinnige 
Sammler seit mehreren Jahrzehnten zusammengebracht hat, 
werden dem Museum der bildenden Künste und dem 
Kunstgewerbemuseum ein verleibt werden. Die Gemälde 
sammlung enthält unter den deutschen Bildern Hans Baidung 
Griens „Sieben Lebensalter“, Werke von Leonh. Beck und 
Hans L. Schäufelin, unter den Italienern Gemälde von 
Lorenzo Lotto, Lorenzo Costa, Cima da Conegliano, 
Tiepolo, Guardi und Scarselino; eins der Ilauptstücke ist 
ein kleines Madonnenbild oberitalienischen Ursprungs von 
köstlicher Farbenpracht. Ferner sind der Stadt durch das 
Vermächtnis kostbare Teppiche und Möbel sowie reichhaltige 
Sammlungen italienischer Majoliken und deutscher Keramiken 
zugefallen. Die Leipziger Museen erhalten durch das Ver 
mächtnis einen Zuwachs von außerordentlicher Bedeutung. 
(Liebermann-Ausstellung in Frankfurt.) Aus Anlaß 
des 70. Geburtstages von Max Liebermahn wird, wie uns 
aus Frankfurt gemeldet wird, im Frankfurter Kunstverein 
eine Ausstellung von Licbermannschen Werken aus Frank 
furter Privatbesitz veranstaltet. 
(Eine Sonderausstellung der „Zeitung der zehnten 
Armee"), dem Hauptfeldorgan an der deutschen Ostfront 
(Schriftleiter Reserveleutnant Urbach), im Hamburger 
Museum für Kunst und Gewerbe, gibt zum ersten Male einen 
geschlossenen Überblick über die Entwicklung des Unterneh 
mens von den ersten Anfängen an bis auf den jetzigen Stand. Das 
sorgfältig geordnete Material ist in einem größeren Zimmer 
des Museums Untergebracht und trägt so reiche innere und 
äußere Werte, daß man nur staunen kann. Hier lehrt ein 
hervorragendes Beispiel, zu welch prächtigen Leistungen das 
deutsche Drückwesen im Felde sich emporgearbeitet hat, und 
zwar unter Verhältnissen, die mehr als schwierig waren. Was 
für ausgezeichnete Leistungen das LTnternehmen heute auf 
künstlerischem, illustrativem, buchgewerblichem Gebiete her- 
vorbringt, zeigt die mit Bildern geschmückte Beilage der 
Zeitung „Der Scheinwerfer", zeigen die Arbeiten der drei 
mitwirkenden Graphiker Paul Weber, Fred Hendrick, 
Gerd Paul, zeigen die Plakate, die politisch-satirischen Bilder 
bogen, die Farbendrucke und — im Musterstück — der lustige 
Entlausungsschein, der amtlich im Gebrauch stellt. Wie dann 
die Zeitung dem Soldaten als Erzieherin dient, wird sehr 
anschaulich dargestellt.
	        
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