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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 2)

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wurde, wie im vorliegenden Falle. Bravourstucke sind zwar keine darunter, aber auch 
keine Marktwaare der neuesten Zeit, sondern durchwegs einfache und tüchtige Beispiele 
der althergebrachten Hauslleißknüpferei. Natürlich beruht bei so unscheinbnren Einzel- 
mustern der Hauptreiz in der farbigen Erscheinung, und nach dieser Richtung ist der 
Herausgeber ebenfalls nach Kräften bestrebt gewesen, die Fnrbentlfeln den Originnlen 
möglichst nahe zu bringen. Rgl. 
i 
Der Byzantinische Zellenschmelz. Von Johannes Schulz, Pfarrer. Frank- 
furt a. M., Druckerei von A. Osterrieth, 1890. 
Dieser stattliche, nur als Manuscript in 300 Exemplaren gedruckte Bund bildet 
gewissermaßen den Vorläufer einer größeren Publication des Professors N. Kondaknff 
über die SwenigorodskoPschen Emailen, die x39: in russischer, deutscher und 
französischer Sprache erscheinen und mit farbigen Abbildungen geziert sein wird, von 
deren vollendeter Ausführung uns schon einige Proben eine Vorstellung gegeben haben. 
Die vorliegende Arbeit ist leider unvollendet geblieben, da der Verfasser im August 1889 
in Aachen im rüstigsten Mannesalter einem Herzleiden erlegen ist. Er ward thatsachlich 
ein Opfer der Kunstwissenschaft, der er neben seinem geistlichen Berufe mit voller Be- 
geisterung ergeben war. Die Erforschung mittelalterlicher Kunstfertigkeiten halte er sich 
besonders zur Aufgabe gemacht, nicht nur im Interesse der Geschichte, sondern nament- 
lich auch, um anregenden Einfluss auf die kirchliche Kunst unserer Zeit ausüben zu 
können. Doch nahmen ihn diese Studien und Bestrebungen nicht ausschließlich in An- 
spruch. So betrieb er persönlich die Nachgrabungen unter der Kirche der einstigen 
Benedictinerabtei Cornelimünster bei Aachen, wo der Tradition zufolge der erste Abt, 
Benedict von Aniane, begraben sein sollte. Blieb die Arbeit in dieser Beziehung ohne 
Ergebniss, so wurden doch die Grundmauern des ursprünglichen karolingischen Baues 
fast vollstandig aufgedeckt. Leider holte sich Schulz hierbei das Leiden, das seinen frühen 
Tod herbeiführen sollte. 
Für seine Beschäftigung mit den Kleinkünsten aber war es von Bedeutung ge- 
worden, dass der russische Staatsrath A. v. Swenigorodskoi wiederholt die Aachener 
Heilquellen aufsuchte, und ihm nicht nur das eingehendste Studium seiner ausgezeich- 
neten Sammlung byzantinischer Emailarbeiten gestattete, sondern auch die Mittel zu 
Studienreisen gewährte. So konnte er an den mehr als vierzig Stücken jener Sammlung 
Untersuchungen über deren technische Eigenthümlichkeiten und die dadurch bedingten 
stilistischen Besonderheiten anstellen, und die berühmtesten Denkmäler in Mailand, 
Monza, Venedig u. s. w. unter, wie er selbst sagt, ungewöhnlich günstigen Verhältnissen 
vergleichen; es wurden ihm sogar Emailpartikel, die von Medaillons der Swenigorodskoi- 
schert Sammlung sbgebrockelt waren, zur Prüfung des Schmelzgrades der verschiedenen 
Farben überlassen. Diese im Verein mit Chemikern und Goldschmieden vorgenommenen 
Untersuchungen und Versuche setzten ihn in den Stand, über die Technik des byzan- 
tinischen Zellenschmelzes theilweise ganz neues Licht zu verbreiten, sowohl was die 
Formung und Befestigung der Zellenwände, als was die Einbettung des Schmelzglases 
u. s. w. anbelangt. Was er hierbei ermittelt hat, steht in ergänzender Uebereinstimmung 
mit den Angaben bei Theophilus, und diesen Thell möchten wir für den werthvollsten 
des Buches erklären. (Da derselbe ohne Zweifel für das verheißene Werk Kondakofs 
benutzt werden wird, mag der Druckfehler Gelmarshausen statt Helmarshausen auf S. 4 
erwahnt werden.) Die asiatische Herkunft des Zellenschmelzes bestreitet der Verfasser 
erstens mit der Begründung, dass für sie nur Vermuthungen sprechen, und zweitens mit 
dem Nachweise der Wahrscheinlichkeit, dass die byzantinischen Goldschmiede das Schmelz- 
glas hatten an die Stelle der in Goldfassung befestigten gespaltenen Edelsteine treten 
lassen. Es ist in der That bemerkenswerth. dass in ornamentalen Arbeiten nur die Farben 
der am häufigsten so benutzten Steine vorkommen, wahrend die Emailpalette schon 
reicher war. Endlich hat Schulz die schriftlichen Quellen einer Revision unterzogen, 
die ihn mehrfach in Gegensatz zu Labarte u. A. bringt. Hier aber ist stellenweise das 
Missverständniss auf seiner Seite, da er auffallenderweise die Bedeutung des Wortes 
electrum als Goldsilber völlig ignorirt. 
Die Drucklegung des Buches hat ebenfalls Herr v. Swenigorodskoi auf seine 
Kosten veranstaltet und es mit zt treiflichen Lichtdrucktafeln, Abbildungen von Heiligen- 
bildern, Nimben und Schmuckgegenstanden seiner Sammlung, ausgestattet. Die Kunst- 
wissenschaft ist diesem großmüthigen Förderer der Sache zum wärmsten Danke ver- 
pflichtet. . B. 
4t-
	        
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