Vorzug gekommen ist. Vorn in der Mitte zieht Schiffslieutenant Gustav v. Brosch,
der dem Maler eigens sass, barhaupt am Tau; die angestrengte Figur, imSeehunds-
gewand, barhaupt, gerade unter der Sonne, ist eine der besten des Bildes. Weiter
nach rechts erkennt man den jetzigen Hofphotographen Burger, den Eismeister
Karlsen, der schon im „Nie zurück!" eine Hauptrolle spielt, den Leobener
Professor Hans Höfer, den Capitän Kjelsen vom „Isbjöi-n". Gegen das Walboot
hin taucht eine kleinere Verbindungsgruppe auf und im offenen Wasser liegen die
beiden Fahrzeuge, der „TegetthofW schon unter Dampf. Das Bild ist fünf Meter
lang und vier Meter hoch; es ist Eigenthum des Grafen Wilczek und wird auf
dessen Schloss Seebarn in das Getäfel eines Saales eingefügt werden. Die richtige
Gobelinwirkung darin ist ihm sicher.
EINE KONOPA-AUSSTELLUNG. Im Gemäldesalon o. Pisko (Park-
ring z) ist jetzt unter anderem eine Folge von 35 neueren Arbeiten des
Wiener Malers RudolfKonopa ausgestellt. Der Künstler ist auf ziemlich modernen
Pfaden schon recht weit gelangt und hat heute bereits sein eigenes Gesicht,
besonders in der Landschaft. Er liebt eine einfache, stille Natur. Man kann sagen,
es herrscht eine förmliche Mäuschenstille in seinen gemalten Gegenden. An den
schlichten Ufern der March oder auch der Oise, dieser Schwester der Seine,
könnte man, wie er sie darstellt, eine Stecknadel fallen hören. Da ist namentlich
ein kühler, bleicher Vorfrühling mit dern Marchfiuss, der im feuchten Grunde,
ohne sich zu rühren, ein grosses S beschreibt. Sein heller Spiegel zwischen den
fein modulirten Uferlinien ist von grossem Reiz; desgleichen das Bisschen Grün,
das sich noch besinnt, ob es braun bleiben oder jugendlich ins Gelbe spielen soll.
Äusserst fein ist auch eine ganz hellblaue Morgenstunde an der Oise, die ganz in
ihrem eigenen Hauch aufgeht, und ein Tümpel bei Lundenburg, in dem sich das
Gespenst einer Weide spiegelt. Auch für Schnee hat Konopa eine Schwäche. Er
malt sehr einfachen und wirklichen Schnee; eine „Allee in Schnee", mit blauen
Schatten quer über den Weg, ist besonders sprechend. Dann sieht man Einiges
aus Venedig, darunter einen grösseren Gemüsemarkt von wohlgetroffener Trost-
losigkeit aller seiner Schmutzfarben. Hier geht der Künstler ins Breite, während
er sonst auf das Zierliche aus ist und daher leicht unfrei wird. Jedenfalls muss
man von jetzt an mit ihm rechnen.
Al-IRESMAPPE DER GESELLSCHAFT FÜR VERVIELFÄL-
TIGENDE KUNST. Dieses treiiliche neue Unternehmen geht von dem
Umstande aus, dass so viele moderne Maler sich jetzt der Radirung, Lithographie
und Algraphie bedienen, um ihre intimen künstlerischen Gedanken unmittelbar
den Vielen mitzutheilen. Es liegen jetzt zwei Hefte der Mappe vor, jedes zu sechs
Blatt, die sonst nirgends veröffentlicht werden. Sie sind mit Geschmack im Sinne
des Mannigfaltigen zusammengereiht und haben durchaus den Geist unserer Zeit.
Wir begegnen da Hans Thema mit einem farbigen Blatte: „Frühling auf dem
Gebirgssee", wo die sonnige Wasser- und Hügellandschaft einer schlanken, nackten
jünglingsgestalt zur Folie dient. Der Worpsweder Heinrich Vogeler erzählt uns
mit der Radirnadel das Märchen von den sieben Schwänen; die Ungarin Curnelia
Paczka in Berlin, die neuestens eine Meisterin der Algraphie geworden ist, erfreut
durch ihre Scene: „Mutter und Kind"; William Unger thut endlich, was er schon
lange thun konnte, er geht unter die Original-Radirer und überrascht mit der