Er schildert das Verdienst des Dr. Salviati in Venedig, welcher in unserer Zeit durch
epochemachende Erfindungen auf diesem Gebiete es erst ermöglicht hat, die Mosaikinalerei
auch im entfernten England und überall einzubürgern, wo man ein Verstlndnias für den
Werth dieser Arbeit hat. Der Vortragende beschreibt nun die Technik dervmusivisdaen
Arbeit, die Fortschritte Salviatis, und gibt die Hauptwerk: desselben an, dann erwähnt er
die Werkstätten, welche in Russland, Frankreich und Oesterreieh sich auf Grund der Fort-
schritte Salviatis gebildet haben, schließlich bespricht er eingehender die Mosaikwerkstätten
und die Werke des Neuhauser in Innsbruck. deren leitende Seele ein Schüler Salviatis' ist.
Er bespricht die Verdienste, welche die Mosaikmalerei schon in antiker Zeit durch Repro-
duction alter, langst verlorener Wandgemälde hat (Pompeii), den Werth derselben für
die monumentale Kunst, den Vorzug derselben vor den Fresken am Aeußeren vor Hausern
und Monumetiten gerade in ainserem frostigen Klima; er empfiehlt es zu mannigfachem
Gebrauche und schließt damit, dass er noch die Zeit erleben möchte, in welcher ein großes
Mosaikbild auf Goldgrund den Triumphbogen der Wiener St. Stephanskirche zieren soll:
Christus, der aus lichten Himmelshohen herabkommt, umgeben von den Engeln und
Aposteln, zu richten die Lebendigen und die Todten.
- Am i5. Januar d. J. sprach Custos Dr. Zimmermann über Kaiser Rudolf ll.
und die Prager Kunstkammer. Anknüpfend an die Darstellung dieses Monarchen in Grill-
parzer's Drama wird gleich am Beginne auf die leidenschaftliche Kunstliebe RudolPs ll.
hingewiesen. die ihn in den Stand setzte, den verhältnissmaßig geringen von seinen Vorfahren
ererbten Kunstbesitz mit Hilfe von theils standig angestellten, theils in besonderen Fallen
herangezogenen ausländischen Künstlern und Kunsthandwerltern, wie Malern, Medailleuren,
Uhrmacliern, i-Wasserkünstlernt, Goldschmieden, Edelstein- und Bergkrystallschneidern etc.,
zu jener herrlichen Kunstsammlung auszugestalten, welche die gerechte Bewunderung der
Zeitgenossen erregte und deren Werth nach des Kaisers Tode auf i7 Millionen Gulden
veranschlagt wurde. Von den Vertretern der großen Kunst werden der Bildhauer Adrian
de Fries und die Hofrnaler Bartholornlius Spranger, Johann von Aachen und Joseph Heinz
in ihrem Wirken für Rudolf ll. eingehender gewürdigt und hierauf des Ankaufes einzelner
besonders wertbvoller Kunstobjecte und ganzer Sammlungen im ln- und Auslande gedacht,
bei dem sich Rudolf Anfangs des Rathes und der Mitwirkung des bekannten Gelehrten
und Antiquars Jacopo Strada und dessen Sohnes Ottavio, dann derjenigen des Miniaturmalers
Daniel Früschel bediente. Auch die politischen Geschüftstrager des Kaisers in Venedig, Rom,
Madrid u. s. w. greifen, offenbar im besondern Auftrage ihres Herrn, bei derartigen Ankaufen
vieliach ein und gelang z. B. dem spanischen Gesandten Grafen Khevenhüller die Erwerbung
iverthvoller Kunstgegenstände aus dem conüscirten Besitze des gestürzten spanischen Staats-
secretars Antonio Perez und der Verlassenschaft des bekannten Cardinals Granvella. Der
NeEe des Letzteren, Franz Graf Cantecroy, verkauft dem Kaiser für die Summe von iZoo
Thalern 33 besonders kostbare Objecte seiner Sammlung in Besancon, darunter Dürer's
Martyrium der to.ooo Christen, während ein anderes Gemnlde desselben Meisters, das
berühmte Allerheiligenbild, dem Kaiser von der Stadt Nürnberg fast unentgeltlich überlassen
wird. Gestützt auf die Erfahrung, dass die Bereicherung seiner Kunstkamrner sich als das
beste Mittel bewahrte, um des Kaisers Gunst zu erlangen und zu erhalten, beeilen sich
italienische und deutsche Fürsten und Städte, Rudolf ll. zu Willen zu sein, und solchen
Schenkungen der Herzoge von Urbino, Modena, Mantua und Savoyen, der Grafen Mansfeld,
Hohenlohe, Zrinyi, des Kurfürsten von der Pfalz, der Fugger u. A. verdankte das Prager
Kunstcablnet manche seiner prächtigsten Perlen. _
Leider begann die Beraubung dieser äußerst bunt und verschiedenartig zusammen-
gesetzten, nach rein malerischen und decorativen Gesichtspunkten aufgestellten, aber keines-
wegs ungeordneten Sammlung noch zu Lebzeiten ihres Begründers durch die Diehereien
seiner Kammerdiener Lang und Rucky, und wurde dann von den böhmischen Ständen,
den Bayern, Sachsen und namentlich den Schweden in ausgiebigster Weise fortgesetzt.
Was davon übrig geblieben und durch wiederholte Sendungen namentlich von Bildern
aus Wien nach und nach wieder zu einer ansehnlichen Sammlung ergänzt worden war.
fiel am Ende des vorigen Jahrhunderts großentheils unverstandigem Bureaukratismus und
rücksichtslosem Militarismus zum Opfer und wurde um wahrhaft lacherliche Preise licitando
verschleudert.
Typisch für das Schicksal der ganzen Sammlung sei die Geschichte des Ilioneus,
der für Rudolf ll. um 54.000 Ducaten gekauft, bei jener Licitation um -- 5x Kreuzer
losgeschlagen worden und nur durch einen glücklichen Zufall auf Umwegen in die Münchener
Glyptothek gelangt sei, deren Zierde er heute bilde - ein kostbarer Toren, als welcher
auch jene unvergleichliche Kunstsammlung auf uns gekommen ist.