MAK

Full text: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 3)

i 
ethnographische, fast nur aus einer einzigen Quelle, aus dem Depöt der 
ethnographischen Abtheilung des Naturhistorischen Museums, das uns mit 
seinem ganzen Reichthume zur Verfügung gestellt worden. Wir konnten 
also den Besuchern unserer Ausstellung eine wohlgeordnete Gruppe von 
Bekleidungsgegenständen der Indianer, der Insulaner", der Malaien, der 
Steppenbewohner Asiens, der Wüstenbewohner Afrika's u. s. w. darbieten. 
Was China und Japan betrifft, so sind sie durch eine Collection von 
Prachtgewändern vertreten, welche theils das Oesterr. Museum selbst, 
theils das Reichenberger Museum, theils die Herren von Heydebrand 
und Graf Lanckoronski beigestellt haben. Auch an den Merkwürdig- 
keiten dieser Völker in Fuß- und Kopfbekleidung fehlt es nicht. 
So können wir, wenn wir auch Vieles vermissen, denn Vollständig- 
keit im Ganzen wie im Einzelnen ist ja eine Unmöglichkeit und, wie 
gesagt, auch durchaus nicht angestrebt worden, so können wir mit Hilfe 
unserer Costüme eine kleine Weltreise machen und auch in vergangene 
Jahrhunderte, soweit das erhaltene Material es zulässt, hinabsteigen. Es 
ist aber durchaus nicht meine Absicht, diesen Weg, der uns manchmal 
zu großen Sprüngen veranlassen würde, systematisch zu gehen; ich würde 
andererseits mit dieser kurzen Spanne Zeit bei dem Reichthume des Vor- 
handenen nicht ausreichen und müsste mich mit kurzer Aufzählung 
begnügen. Ich will statt dessen lieber einzelne interessante Gruppen 
herausgreifen und sehen, was sie uns zu sagen und zu lehren haben. 
Eine solche Gruppe bilden z. B. die ungarischen Costüme, ich 
meine nicht die der Bauern oder des Landvolkes, sondern die historischen 
Costüme, die nationalen Trachten der Vornehmen, von denen ein über- 
aus glücklicher Umstand eine ebenso zahlreiche wie kostbare Collection 
auf unsere Ausstellung geführt hat. Wir verdanken sie, wie schon er- 
wähnt, einerseits dem Fürsten Nicolaus Eszterhazy, andererseits dem 
Budapester Kunstgewerbe-Museum. 
Gewohnt die heutigen Costüme unserer ungarischen Cavaliere zu 
sehen, sind wir nicht wenig erstaunt, diejenigen auf unserer Ausstellung, 
denen die höchste Authenticität gebührt, so ganz anders zu finden. Fast 
gar nichts erinnert an die heutige Beschaffenheit, weder Form noch Ver- 
zierung. Es ist eben bei diesen Nationaltrachten wie bei den Volks- 
trachten Deutschlands und Frankreichs und anderer Länder des Westens, 
sie haben auch ihre Geschichte gehabt, fast möchte man sagen, ihre 
Modegeschichte; existirte doch vor wenigen Jahren noch in Budapest eine 
Modezeitung für ungarisches Nationalcostüm. Man sollte denken, Eines 
schließt das Andere aus. Das ist aber nicht der Fall; die Veränderungen 
gehen nur langsamer vor sich und abseits der großen Mode Europa's, 
und auch das nicht vollständig. 
Es gibt eine ziemliche Anzahl Abbildungen ungarischer Herren aus 
älteren Zeiten vom Anfange des 16. Jahrhunderts angefangen; sie zeigen 
alle außerordentliche Verschiedenheiten. Die Kleidung ist bald kurz, bald
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.