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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VI (1891 / 3)

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lang, das Oberkleid bald umgehängt wie der Dolman (aber nie von der 
gleichen Kürze), bald angezogen, mit und ohne Aermel. , 
Der mit Federn geschmückte Hut ist von sehr mannigfacher Form 
und Stiefel, die den Czismen ähnlich oder verwandt sind, kommen erst 
um das Jahr 1700 vor. Vorher tragen die Ungarn Schuhe wie alle vor- 
nehmen Europäer, niedrig oder in Form unserer Gummistiefeletten, nur 
mit Schnüren an der Seite statt des Gummieinsatzes. Die Röcke erscheinen 
mit und ohne Pelz, ungemustert und mit reicher Musterung. Das Einzige, 
was fast allen (aber auch nicht ausnahmslos) als charakteristische Zierde 
gemeinsam ist, das sind horizontale Schnüre und Borten über der Brust. 
Sie finden sich schon auf den ältesten Abbildungen, auf denen in Hans 
Burgkmaifs Triumphzug, denen man wohl einige Authenticität zusprechen 
mag, da die Bilder unter den kritischen Augen des Kaisers Maximilian 
angefertigt worden. 
Es ist daher nicht zu verwundern, wenn auch die Kleider aus der 
Schatzkammer des Fürsten Eszterhazy, welche von berühmten Mitgliedern 
dieses fürstlichen Hauses selber getragen worden, sowohl von jenen Ab- 
bildungen wie von unserer Vorstellung einer ungarischen Nationaltracht 
abweichen. Schon der älteste Gegenstand, welcher der ältesten Abbil- 
dung um zwanzig bis dreißig Jahre voraufgehen mag, eine Art Schauhe 
oder Oberrock des Königs Matthias Corvinus von rothem Damast will mit 
den Figuren bei Burgkmair nicht stimmen, wohl aber mit einem späteren 
Costüm, mit dem des Grafen Nicolas Zriny, des Vertheidigers von Sziget. Wir 
hegen daher nicht den geringsten Zweifel an der Wahrheit der Tradition. 
Der gemusterte Stoff gehört zweifellos dem Ausgang des Mittelalters an; 
die hängenden Aermel, der breite kapuzenartige Schulterkragen finden 
sich auch ähnlich bei Zriny, und die goldenen Schnüre auf der Brust 
haben auch die Ungarn bei Burgkmair. 
Völlig anders aber sind die späteren Prachtgewänder, im ungarischen 
Latein jener Zeit als clamis bezeichnet, also Röcke oder Oberröcke aus 
dem 17. Jahrhundert, welche in Wirklichkeit für die Fürsten Paul 
und Nicolaus Eszterhazy gemacht worden und auch von ihnen getragen 
sind. Es sind weite Röcke ohne Taille, mit hängenden Aermeln, von 
rothem oder blauem Sammt und über und über die ganzen Flächen mit 
schwerer Gold- und Silberspitze überzogen und überstickt, zum Theil noch 
in guten Mustern, zum Theil nur auf Glanz und Wirkung berechnet. 
Schon insofern, in Schnitt und Verzierung anders als die Bilder, unter- 
scheiden sie sich auch dadurch, dass sie nicht mit Schnüren besetzt sind. 
Statt der Schnüre und der Knöpfe haben sie eine Reihe von Schließen 
oder Agraffen von feinster Goldschmiedearbeit mit Steinen und Email in 
ungarischer Verzierungskunst. Nur zwei Gewänder machen eine Aus- 
nahme. Sie haben breite Schnüre auf der Brust mit Schlingen daran, 
welche zum Schließen des Gewandes über mächtige Knöpfe geschlungen 
werden; im Uebrigen aber sind gerade diese Gewänder, obwohl des gleichen
	        
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