Fcsxlichcr Gabcnlisch für Gastgeber und Gäste. Uiwrrvlvlwlsvhv WHl-Slälwn:
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PHANTASIE UM KLEINE DINGE
Von BARBARA COUDENHOVE
-KALERGI
Es hilft nichts: auch die sorgfältigst geplanten Feste können da-
nebengeheri. Meistens merkt es der Gast schon, während er in der
Garderobe seinen Mantel auszieht, daß die Stimmung auf „tief"
steht: man riecht es förmlich, daß hier jeder den anderen anödet.
Matte Paare, denen das Tanzen keinen Spaß macht, weil die
Kapelle so flau spielt und eine flaue Kapelle, der das Spielen
keinen Spaß macht, weil die Leute so matt tanzen. Gesprächs-
fetzen „. .. diese Trotteln von der Zentrale glauben, sie können
mit uns machen was sie wollen"... „... in Holland sind jetzt
schon die Semmeln radioverseucht . . .", „ . . . genau die gleichen
Symptome wie beim Onkel Maxl, bevor er seinen Herzinfarkt
gehabt hat..." Das sind Sturmzeichen. Der Kundige sieht mit
einem Blick, daß er hier in eine Niete geraten ist und verläßt als-
bald das unglückliche Haus. Weiß der Himmel, was es war: die
Beleuchtung vielleicht, die Kapelle, das Büfett, die Bar, die Gäste
- meistens sind es die Gäste - das Wetter oder das allzugut ge-
lungene Fest vom vorhergehenden Abend, dessen Katzenjam-
mer die Übermüdeten nun in den nächsten Ball mithereinge-
schleppt haben. Müssen Bälle so sein?
Der weise Gastgeber kann niemals, wenn er seine Freunde ein-
ladet, sicher sein, einen herrlichen Abend vor sich zu haben -
da sind Imponderabilien - aber er kann vorausplanen und sein
Möglichstes tun, damit nachher alle sagen: was für ein reizen-
des Fest. Er kann zum Beispiel genügend wirklich hübsche
Frauen einladen, die die Männer anregen, geistreich und char-
mant zu sein. Er kann ihnen um Mitternacht etwas Originelles,
Heißes und Köstliches servieren, das die Lebensgeistcr wieder
anregt und später reichlich schwarzen Kaffee, der die Übermü-
deten an- und die allzu Alkoholfreudigen abrcgt, er kann sich
vor allem selbst ausgezeichnet amüsieren und damit seine Gäste
anstecken.
Heuer gibt es in Wien ZOO offizielle Bälle und darüber hinaus
zahllose private Feste, vom vornehmen Nobclball bis zum über-
mütig-iiberspannten Atelierfest. Die Kaffeesieder tanzen, die Last-
fuhrwerkerssöhne, die Philharmoniker und die Campagnereiter,
die tschechoslowakisehen Handwerker und Kaufleute, die Ra-
pidfreunde, die Filmstars und die Journalisten, die Kriminalbe-
amten und die Absolventen der Elmayer-Tanzschule - kein Saal,
keine größere Wohnung, in der nicht irgcndeinmal bis zum
Aschermittwoch ein Fest oder ein Festchen gegeben wird. Trotz
Sputnik und Atomversuchen bekommen die Leute wieder Mut
zum Festefeiern, haben gute Ideen und die Frauen ziehen sich
wieder elegant an. jeder kann das bestätigen: die Balldamen
werden von Jahr zu Jahr hübscher.
Die Faschings-Schöne von 1958 hat mit der saloppen, sachlich-
mondäneu Schönen des Tages nichts, aber nichts mehr gemein.
Ab neun Uhr abends verwandelt sie sich in ein anderes Wesen:
Sie ist romantisch, aufregend, zärtlich, heiter-verspielt und ver-
wirrend feminin. Sie trägt Abendkleider aus kostbaren Brokaten
wie im Cinquecento, oder Wolken aus Chiffon, völlig verrückte
Abendhütchen, Schuhe wie kleine glitzernd-bunte Paradiesvögel,
straflbestickte Abendhandschuhe, und Schmuck, echten und fal-
schen, in einer Vielfalt und Phantasie wie kaum je vorher.
Bei den Kostiimhällen und Künstlcrfesten haben die rowdy-
haften Cowgirls und die Apachinncn plötzlich nichts mehr zu
suchen. Statt ihrer sieht man bezaubernde Fabelwesen, bizarre
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