Kommt bei den bisher erwähnten Kleinodien der Materialwerth nicht
hoch in Betracht, so sind andere, ebenfalls Geschmeide bildende Stücke
auch in dieser Beziehung höchst kostbar. So acht ohne Zweifel zusammen-
gehörige aus massivem Golde, das eine mit fünf Smaragden, vier kleinen
Diamanten und weißem und translucidem rothem Email, die übrigen mit
je einem Rubin und translucidem Grün als dritter Schmelzfarbe; drei mit
je einem Dickstein, umgeben von vier großen Perlen und vier Rubinen
in Schwarz, Weiß, Blau, durchsichtigem Roth und Grün emaillirt; vier
ähnliche doch mit einem Rubin in der Mitte; abermals sechs ähnliche
mit Rubinen, großen und kleinen Perlen.
Endlich sind noch verschiedene Ohrringe mit kleinen Brillanten,
Smaragden, theilweise auch Email, zu erwähnen, und ein späterer Zeit
angehöriger Anhenker von Gold, achteckig, mit Pflanzeuornament in Gri-
saille auf beiden Seiten und auf der vorderen außerdem mit einem Kreuz aus
vier Rubineniund einem, wohl einen verlorenen Sapphir ersetzenden, herza
förmigem blauem Glassteine. Leider sind alle diese Sachen, wie auch die
Mehrzahl der Knopfrosetten, ohne Marke.
Für den Kundigen braucht nicht erwähnt zu werden, dass es zu den
seltensten Glücksfällen gehört, in den Besitz einer so umfangreichen und
reichhaltigen Sammlung von Schmuckgegenständen aus der besten Zeit der
deutschen Goldschmiede- und Juwelierkunst zu gelangen. Wie wir gesehen
haben, waren solche Dinge nicht einmal in fürstlichen Schatzkammern
vor ihren größten Feinden, dem Raube und der "Modernisirungn sicher"
In diesem Falle hat sie die Heiligkeit des Ortes ihrer Aufbewahrung
geschützt und uns die Möglichkeit gewährt, der heutigen Goldschmiede-
und Juwelierkunst unschätzbare Vorbilder zu bieten.
Ueber den Einfluss der Naturliebe auf die Entwicke-
lung des Florentiner Reliefornamentes im 15. Jahr-
hundert.
Von los. Folnesics').
Für die Entwickelung des Ornamentes waren die Formen der vege-
tabilischen Natur stets von großer Bedeutung, von einem maßgebenden
Einfluss, der sich ganz besonders zu Zeiten eines erhöhten Interesses für
die Natur geltend machen musste. Eine solche Steigerung der intimen
Beziehungen zwischen den Menschen und der sie umgebenden Natur hat
sich namentlich im 15. Jahrhundert vollzogen, und sowohl diesseits wie jen-
seits der Alpen ganz bestimmte und eigenartige Erscheinungen hervor-
gerufen. Bei den Italienern des Quattrocento war die Naturliebe eine tief
wurzelnde und lange vorbereitete Beschaffenheit des Denkens und Emplin-
') Nach einem im k. k. Oeslerr. Museum am 58. Januar 1891 gehaltenen Vortrage.