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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 6)

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stande, der ausgestellt war, erhob sich eine Discussion und das Resultat war doch immer 
nur Vermuthung, wobei die Meinungen um Jahrhunderte und um Erdtheile auseinander- 
gingen. Keine Frage also, dass ein wissenschaftliches Studium all' der einschlagenden 
Fragen, überhaupt der ganzen orientalischen Teppichkunst noth thut, vund da Gelehrte 
und Kenner aus den verschiedensten Ländern zur Mitwirkung herangezogen sind, so wird 
hoffentlich auch ein Resultat nicht ausbleiben. Was den praktischen Zweck betrifft, so 
sind allerdings die orientalischen Teppiche seit einigen Jahrzehnten nicht blos in Mode 
gekommen, sondern sie werden auch zahlreich nachgeahmt, mitunter schlecht genug, 
und so kann ein Werk wie das in Rede stehende, welches ebenso sehr Echtes wie 
Erlesenes, freilich auch Absonderliches bringt, nur mit großem Vortheil wirken. Es 
ist aber doch zu beachten, dass der Geschmack im Teppich sich wieder vom Orient entfernt, 
Frankreich bei seiner Manier bleibt und die englische Teppichwirkerei einen eigenen Weg 
eingeschlagen hat. Indessen wird man dennoch, wie zur griechischen Kunst, so auch zum 
orientalischen Teppichgeschmack früher oder später immer wieder zurückkehren; das 
Werk wird daher für alle Zeiten seinen bleibenden Werth behalten. - Der Form nach 
ist es in größtem Maßstab: angelegt in Bild wie Text. Engländer und Franzosen würden 
wahrscheinlich ein kleineres Format gewählt haben; dem praktischen Zweck entspricht 
lreilich moglichste Große. Die künstlerische Austührung, welche so vollkommen ist, als 
sie heute mit unseren Mitteln der Vervielfältigung geleistet werden kann, ist eine dop- 
pelte. Jeder Teppich ist zweifach dargestellt, in Lichtdruck sowie in Farben, letzteres 
entweder ganz oder nur theilweise, dieses alsdann, wenn der Theil genügt, die Colu- 
rirung des Ganzen darnach herzustellen. .l. v. F. 
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Die Costütnausstellung im k. k. Oesterr. Museum 189i. Ihre wichtigsten 
Stücke, ausgewählt und beschrieben von Dr. Karl Masner. In Licht- 
druck herausgeg. von J. Löwy, k. u. k. Hof-Photographen. Liefg. t. 
Wien, J. Löwy, 1892. to Taf. qu. Fol. mit 3 Bl. Text. M. 20. 
Die zahlreichen und zum Theil ausgezeichneten Costümwerke haben doch alle 
mit wenigen Ausnahmen den Mangel, dass ihre Abbildungen wiederum nach Bildwerken, 
also nicht nach eigentlichen Originalen, gemacht worden. Das hat den Nachtheil, dass 
bei praktischer Benutzung, d. h. wenn nach ihnen Costüme gemacht werden sollen, dem 
Künstler oder dem Verfertiger manche Schwierigkeit sich ergibt, da ja nothwendig 
Manches in Schnitt und; Nathen oder auf der Rückseite unklar bleiben'muss. Diese 
Schwierigkeit fällt hinweg, wenn die Möglichkeit gegeben ist, die Abbildungen nach 
Originalen selber, von welcher Seite man will, photogruphisch herzustellen. Und solche 
Gelegenheit gewährte die Costümausstellung, welche wir im Oesterr. Museum wahrend 
der ersten Monate des Jahres t8gt veranstaltet hatten. Es wurde daher sogleich ein 
Costümwerk dieser Art beschlossen, welches nicht blos der Geschichte, sondern vor 
Allem auch dem Costümier zur praktischen Nachbildung dienen konnte. Zwar zeigte 
die Ausstellung in historischer Beziehung nichts weniger als Vollständigkeit, dafür ent- 
schädigt: sie durch ihre Mannigfaltigkeit in nationaler Beziehung, sowie durch die Echt- 
heit und die Pracht solcher Costürne, welche ehemals wirklich von vorragenden Person- 
lichkeiten getragen waren. lch brauche nur auf die gestickten Hofkleider des 18. Jahr- 
hunderts, sowie auf die bosnischen Trachten und auf die glänzenden Costüme der 
serbischen Fürsten und der Fürsten Eszterhäzy hinzuweisen. Es war also überreichlich 
Stoß vorhanden, aus dem nur eine Auswahl getroffen werden konnte, welche von den 
Custos-Adiuncten Dr. K. Masner und Dr. A. Riegl besorgt wurde, während der Hof- 
Photograph Lowy die Photographirung und zugleich den Verlag übernahm. In dieser 
ersten Lieferung liegt uns nun der Beginn des Werkes vor. Es sind zehn Tafeln, ent- 
haltend Costüme vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, darunter einige jener kostbaren 
ungarischen Gewänder des fürstlichen Hauses Eszterhäzy, ein Paar weibliche Rococo- 
kleidungen, einige nationale Trachten aus Bosnien sowie aus Vorarlberg, wenn möglich 
als Tracht an lebenden Personen dargestellt. Um die Mannigfaltigkeit des zur Verfügung 
stehenden Stodes zu zeigen, enthält eine Tafel nur Taschen, eine andere nur gestickte 
Tiroler Gürtel. Eine elfte und zwölfte nHilfstafel-t gibt den Schnitt, sowie zum Vergleich 
einige Costümfiguren aus Bildwerken. Der von Dr. Masner verfasste Text gibt eine 
genaue Beschreibung, die Farben, sowie geschichtliche und praktische Daten. Das auf 
eine größere Anzahl von Lieferungen berechnete Werk, das, neu in seiner Art, auch 
den Vorzug praktischen Werthes hat, verdient gewiss Empfehlung und Unterstützung. 
J. v. F. 
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