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Goldschmiedearbeiten in Livland, Esthland und Knrland. Von A. Buch-
holtz. Lübeck, J. Nöhring, i8g2. F01. VIII, 24 S. mit 26 Taf. M. 36.
Abermals eine Frucht der jetzt in den deutsch-russischen Ostseelandern herr-
schenden Regsamkeit, von der schon eine Reihe schöner Zeugnisse aus den letzten Jahren
vorliegt. Das Werk bildet den ersten Theil einer größeren, von der Gesellschaft für
Geschichte und Alterthumskunde der Ostseeprovinzen Russlands in Riga unternommenen
Publication, die den Zweck hat, die Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf die selbst dort-
zulnnde wenig gekannten Kunstdenkmaler und Kunstschatze aus den Zeiten vor der
russischen Besitzergreifung zu lenken, und die in zwei weiteren Theilen die mittelalterv
liche Malerei und Plastik und die stadtische Profanarchitektur darstellen soll. Der erste
Band, VllI und 24 Seiten und 26 Tafeln in Großfolio, veranschaulicht gegen 80 Gegen-
stände, zum Theil mit Abbildung einzelner Theile, aus ößentlichem und Privatbesitze,
vorwiegend Trinkgeschirre der mannigfaltigsten Art, wie sie von den Gesellschaften und
Zünften angesammelt worden sind, dann kirchliche Gefäße, Schmucksachen u. A. m.
Von den mit Beschauzeichen versehenen Stücken kommen tg auf Riga, 3 auf Reval,
bei anderen ist die einheimische Herkunft sehr wahrscheinlich, z. B. bei einem Vexirpocal
(i-Hanschen im Kellern), dessen undeutliches Beschauzeicheii an das Vlappen von Narva
erinnert, welchem Orte dann auch vermoge der gleichen Meistermarke ein Deckelpocal
zufallen würde, den Feldmarschall Gustav Wrangel im Jahre 1670 der Gesellschaft der
Schwarzen Haupter zu Reval zum Geschenke gemacht hat. Als etwas Besonderes sind
zwei Commandostabe zu erwahnen, die für Strafgelder aus den betreEenden Regimentern
angeschafft ivorden sind, und deren lnscliriften die Nothwendigkeit und Nützlichkeit der
Strafen betonen. Ausländische Arbeiten sind nachgewiesen durch die Zeichen von Lübeck,
Hamburg, Breslau, Augsburg, Nürnberg. Mit der erstgenannten Stadt, dem Haupt: der
Hansa, standen die baltischen Küstenstadte bekanntlich in lebhaftester Verbindung, der
lübeckischen Zunftordnung scheint auch der älteste .Schragena der Rigaer Goldschmiede
von t36o unmittelbar nachgebildet zu sein. Ueber die Geschichte dieses Gewerbes in
den genannten Ländern theilt die Einleitung das Nothwendigste mit, weitere Notizen
enthält die sehr sorgfältige Beschreibung der einzelnen Gegenstände. Leider ist die
Mehrzahl der Meisterzeichen noch nicht zu deuten gewesen, und bei den nicht wenigen,
die nur Hausmarken zeigen, die Hoffnung auf Erkllrung wohl ausgeschlossen. Die Ab-
bildungen sind in Lichtdruck von den auf diesem Gebiete rühmlich thütigen Photo-
graphen Nohring hergestellt und müssen, besonders wenn man die Schwierigkeit, Arbeiten
in blankem Silber aufzunehmen, berücksichtigt, vorzüglich genannt werden. B.
Q
Die Sammlung antiker Vasen und Terracotten im k. k. Oesterr. Museum.
Katalog und historische Einleitung. Von Karl Masner. Mit IO Licht-
druck- und einer Steindrucktafel, sowie 56 Abbild. im Text. Wien,
C. Gerold's Sohn, i892. 4". XXV, io4 S. M. 20.
Die Vasensammlung im Oesterr. Museum, obwohl an Zahl mit denen der großen
Museen nicht zu vergleichen, hat doch einen besonderen Ruf erlangt. Sie gilt als sehr
lehrreich und interessant theils durch die Mannigfaltigkeit der Gegenstände nach ihrer
Art und Herkunft, theils durch einzelne Vasen mit Bezug auf ihre Darstellungen. Es
war daher natürlich, dass ein illustrirter, mit Einleitung versehener Katalog derselben
zwei Absichten zu verfolgen hatte; die eine praktische von dem eigentlichen Standpunkte
des Oesterr. Museums, die andere eine wissenschaftliche vom Standpunkte der Archäologie.
Der Verfasser ist daher beiden Absichten gerecht geworden, und zwar, wie wir mit Ver-
gnügen sagen können, in ausgezeichneter Weise. Die Abbildungen geben alle die ver-
schiedenen Formen, wie sie noch heutzutage die Kunstindustrie brauchen kann und
braucht, denn diese Formen haben ewigen Wertb, weil sie in abgewogener Schönheit
zugleich die natürlicbsten und zweckmaßigsten sind. Die pracis und klar gehaltenen
Beschreibungen stellen die formelle, die künstlerische Seite voran. Der Verfasser lasst
dann weitere Bemerkungen, oft in ausführlicher Weise, auch wohl mit Angabe der
Controversen in der Erklärung folgen, Bemerkungen, welche der Wissenschaft dienen.
Ebenso ist die etwaige, auf einzelne Vasen sich beziehende Litteratur angegeben, wie
desgleichen die Herkunft, da die Sammlung des Oesterr. Museums aus mehreren Collec-
tionen entstanden ist und die Herkunft dieser Collectionen auch über den Entstehungs-
und Fundort der Gegenstände Anhaltspunkte gibt. Die Eintheilung folgt zugleich der
Chronologie, den Arten wie den Fabricationsstätten, soweit sich das eben bestimmen
lässt nach dem gegenwärtigen Stande der Forschung und unserer Kenntniss.
Hierüber gibt eine Einleitung, welche alle verschiedenen Gesichtspunkte in
Betracht zieht, eine für die Zwecke des Buches genügende Auskunft. Sie gibt aber
mehr als das. Wir erhalten in dieser mit Sorgfalt prüfenden, auf der Höhe der Wissen-