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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 6)

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Gewänder mit langen in Zatteln zerschnittenen Aerrneln, die Herren weite, 
zum Theil auch mit Zatteln geränderte Röcke, alles wie es im Anfange des 
15. Jahrhunderts Mode war. Eine Inschrift ist auf diesem Teppich nicht 
vorhanden. Das Costüm lässt über die Zeit der Entstehung keinen Zweifel. 
Was aber den Ort betrifft, so bleibt es allerdings noch völlig unbewiesen, 
wenn der Herausgeber Heyne sie auf Grund eines Baseler Wappens, das 
sich auf einem dritten nicht zu dieser Gruppe gehörigen Teppich befindet, 
der Stadt Basel zuschreibt, wenigstens diesen dritten Teppich nebst einem 
der beiden vorher beschriebenen. 
Wenn Wappen entscheidend wären - jedenfalls können sie nur 
mit zum Beweise dienen - so müssten diejenigen Teppiche unserer 
Art, welche sich im Regensburger Rathhause erhalten haben, nach einer 
schwäbischen Stadt als ihrem Fabriksorte versetzt werden, denn auf ihnen 
finden sich die Wappen der schwäbischen Familien Rüden von Kolmberg 
und Stain von Rechtenstein. Im genannten Rathhause haben sich mehrere 
als Wandbekleidung erhalten, zum Theil freilich in schlechtem, nicht 
mehr ursprlinglichem Zustande. Sie sind gegenständlich von verschiedener 
Art (cf. Mittheilungen der Centralcommission,Jahrgang 1863, p. 57 ff., 
wo sie von Hans Weininger ausführlich besprochen und zum Theil in 
Abbildungen dargestellt sind). Die einen, welche zwischen Rundfeldern 
mit Thierbildern verziert sind, gehören als gestickt nicht hierher; andere 
aber sind gewirkt und gehören nach Technik und Gegenstand zu unserer 
Gruppe. Sie stellen den Kampf der Laster und der Tugenden dar, Scenen 
aus dem Leben der vornehmen Gesellschaft, so eine Dame und einen 
Herrn beimKartenspiel, ferner eine Scene, die wahrscheinlich einemGedichte 
entnommen ist, sodann endlich Scenen mit wilden Männern und Frauen, 
bei deren Aeußeren die zottige Bekleidung in den Abbildungen sehr 
unverstanden ausgefallen zu sein scheint. Männer wie Frauen scheinen 
mehr mit enger, gestreifter Kleidung angethan zu sein, doch da in dem 
Wenigen, was noch von den lnschriften vorhanden, von nwilden Leutenß 
die Rede ist, so kann über die Bedeutung und das Aeußere der Figuren 
kein Zweifel sein. Auffallend ist, dass hier auch Frauen in gleichem 
Aeußerem unter den wilden Leuten sich befinden; es sind eben Wald- 
frauen, die ja auch in Sage und Dichtung zum Oefteren vorkommen. 
Das war bisher so ziemlich alles, was von dieser eigenthümlichen 
Gruppe von Wandteppichen und Rücklaken bekannt geworden; Einzelnes 
von minderer Bedeutung mag sich hie und da noch unhekannterweise 
im Besitz von Privatsammlern befinden. Man kann die Gruppe aber ver- 
mehren, indem man ihnen jene Teppiche mit Darstellungen aus Helden- 
gedichten zuzählt, wie jenes lange Rücklaken in Sigmaringen mit einer 
großen Reihe Scenen aus dem Epos von Wilhelm von Orlens oder 
Oranse, das bei Becker und Hefner (Kunstwerke und Geräthschaften 
Ill, 3, 4) abgebildet ist. Offenbar stammen sie, wie aus derselben Zeit, 
so auch aus derselben Fabricationsstätte. Es sind aber auch ihrer nur wenige.
	        
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