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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 11)

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Wie der Lehrer und Leiter der Schule dem unmittelbar praktischen 
Zwecke, welcher der Schule gestellt war, sofort gerecht zu werden suchte, 
konnte man aus der Betrachtung der ausgestellt gewesenen Schüler- 
arbeiten am besten entnehmen. Auf Schaustücke war in keiner Weise 
ein aufdringliches Gewicht gelegt, wiewohl es auch an solchen nicht 
fehlte: ein Pfirsichblüthenzweig z. B., gleichfalls auf der Maschine gestickt, 
konnte sich mit der japanischen handgestickten Vorlage ruhig messen. 
Solchen Ausnahmen gegenüber überwog weitaus die gewöhnliche Alltags- 
gebrauchwaare: schmale Kanten und Bordüren u. dgl. mit bescheidenen 
Mustern, aber nichtsdestoweniger mit peinlicher Sauberkeit ausgeführt. 
Genauigkeit und tadellose Sauberkeit auch an den geringsten Erzeug- 
nissen: diese unabweislichen Postulate einer jeden Arbeit den Schülern 
beizubringen ist oberster Leitgrundsatz des dermaligen Schulleiters. Neben 
den auf Vorrath gearbeiteten großen Stücken war auch auf angewandte 
Stickereien Bedacht genommen, insbesondere auf Costümbestandtheile und 
ganze Costümstücke. Letzterer Vorgang erscheint in der That dermalen 
zeitgemäß unter Hinblick auf den Umstand, als die Mode bereits eine 
unverkennbare Tendenz verräth, die Stickerei wiederum in das Costüm, 
und zwar zunächst in das weibliche Costüm einzuführen. Herr Erni 
wollte aber damit auch zeigen, wie man hinsichtlich der Verwerthung 
der Stickerei keineswegs auf die Vermittlung des St. Galler Marktes allein 
angewiesen wäre und im Inlande selbst sich allmälig ein zweckmäßiger 
und lohnender Vertrieb anbahnen ließe. Mit den Wiener Confectionären 
haben die Vorarlberger Sticker bereits mehrfache directe Beziehungen 
hergestellt. 
Die vorhin hervorgehobene Sauberkeit in der Ausführung wurde 
großentheils dadurch gefördert, dass für den Unterricht in der Nach- 
besserung mittelst Handstickerei eine eigene weibliche Lehrkraft bestellt 
ist. Doch sorgt Erni's Unterricht in der sorgfältigen Handhabung der 
Maschinen dafür, dass das Bedürfniss nach Nachbesserungen, bisher in 
der Regel ein so schreiendes an den Vorarlberger Erzeugnissen, ein immer 
geringeres werde. Die Berufung eines entsprechend geschulten Zeichen- 
lehrers als artistischer Hilfskraft wird als bevorstehend bezeichnet. 
Der Standpunkt, von dem aus die in Rede stehende Ausstellung in 
diesem Berichte betrachtet erscheint, ist derjenige der Kunst im Gewerbe. 
Die technologischen und commerciellen Fragen, die damit zusammen- 
hängen und die gleichfalls im Lehrplan der Schule ihren Ausdruck 
gefunden haben, entziehen sich der Besprechung an dieser Stelle; treßliche 
Auskunft darüber gibt der vorn Schulleiter Erni verfasste und im Verlag 
der k. lr. Fachschule zu Dornbirn erschienene erste Jahresbericht dieser 
Schule. Auch die darin enthaltenen Daten über die Frequenz der Schule, 
über die Organisation der externen Lehrcurse u. dgl. sind zu beachten, 
da sie den Beweis dafür erbringen, dass die Schule in der That blos die 
vorhandenen Arbeitskräfte stärken und zu tüchtigerem Können anleiten
	        
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