219
trifft man an a), endlich ist der Gürtel des Königs nicht mehr von alter Ein-
fachheit, vielmehr schmückt ihn jetzt ein prächtiges Gehänge aus bunten
Perlen von verschiedener Form"). Endlich scheint die Technik des Edel-
steinschneidens, wohl schon im Alten Reiche bekannt, erst jetzt recht in
Uehung zu kommen. KornalimAmethyst, Sardonyx, Lapis lazuli, Granat,
Jaspis, Bergkrystall u. s. w. wurde theils für Perlen und sonstigen
Schmuck, theils für Siegelringe verwendet.
Schon die XII. Dynastie kam nicht allein durch Kriege imSüden in
mannigfache Berührung mit der Bevölkerung Nubiens, sondern knüpfte
auch auf dem Wege friedlichen Verkehrs Beziehungen mit Syrien und Süd-
arabien an. Die Erschütterung, welche der ruhige Fortschritt ägyptischer
Cultur in der nun folgenden Zeit durch den Einfall der Hyksos erlitt, war
nicht derart, dass alle Lebensverhältnisse dadurch verändert worden wären.
Was nicht in unmittelbarer Beziehung zum Hofe und zur herrschenden
Classe stand, ging bald wieder- seinen gewohnten Gang, umsomehr als
es nur im Interesse der Barbaren lag, die Errungenschaften einer alten
blühenden Cultur nun selbst in Anspruch zu nehmen und auszubeuten.
Die Kunst wurde nicht mehr von Staatswegen gepflegt, die großen Tempel-
und Gräberbauten hörten auf, was dagegen mit dem gewöhnlichen Leben
zusammenhing, erfuhr in aller Stille Bereicherungen und Verbesserungen
nach mehr als einer Richtung. Auf einen solchen Gang der Dinge weisen
auch mancherlei Erscheinungen auf dem Gebiete der Kunstindustrie
hin, unter welchen jene im Bereiche der Goldschmiedekunst nicht die
unbedeutendsten sind. Sowohl in technischer wie in künstlerischer Be-
ziehung hat dieses Gewerbe in der Periode vom Ende der XII. bis zum Ende
der XVII. Dynastie außerordentliche Fortschritte zu verzeichnen. Ein höchst
merkwürdiger Fund, der interessanteste und bedeutendste auf unserem
Gebiete, weist auf das unzweideutigste darauf hin: es ist der berühmte
Schmuck der Königin Aahotep, der Gemahlin des Kamose, eines
Königs der XVII. Dynastie.
Araber haben ihn bekanntlich im Jahre 1860 entdeckt und seither
bildet er den stolzen Besitz des Museums von Gizeh, damals noch in
Bulak. Er besteht aus Diadem, Halskragen, Halsketten, Pectoral, Arm-
und Fußbändern. Am einfachsten sind die Reifen der Fußknöchel und
Oberarme, es sind massive oder hohle Goldringe, umrändert mit filigran-
artigen Geflechten aus feinem Golddraht.
Solche Reifen waren früher schon üblich und wurden auch später
noch getragen; so besitzt z. B. das Museum zu Leyden ein derartiges
Armband mit clern Namen Thutmosis 111""). Am Handgelenk aber trug
Aahotep Armbänder bestehend aus kleinen Perlen von Gold, Lapis lazuli,
") Prisse d'Avenncs, Dumenportrit der XII. Dynastie.
") Stumme des Louvre, nbgeb. bei Fontenly, Las Biioux, p. 428.
") Abgeb. bei Wilkinson, Manncrs und customs of lhc nncient Egypülns, Il, 342.