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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 11)

glied zwischen den Arbeiten der XIII. Dynastie und jenen des thebaischen 
Reiches. Deutlich sehen wir an ihm den Fortschritt in der Gold- 
schmiedekunst namentlich in künstlerischer Beziehung. Die mensch- 
liche Figur sowie das Thierbild sind in die Decoration auf- 
genommen, und wie früher blos die Sculptur und Malerei, 
so wagt sich nun die Kleinkunst an die Darstellung figuren- 
reicher Vorgänge. Auch im reinen Ornament haben sich wichtigeWand- 
lungen vollzogen. Neben dem geometrischen und Pflanzenmotiv nimmt 
das zoologische bereits eine hervorragende Stelle ein. Es ist noch nicht 
der Höhepunkt der Entwickelung erreicht, aber es ist nur noch ein Schritt 
bis dahin zu thun. Das treibende Element sind jetzt die Einflüsse von 
außen, besonders jene der asiatischen Nachbarn. Die Befreiungskriege 
gegen die Hyltsos unter den ersten Königen der XVIII. Dynastie hatten 
ein weiteres Vordringen über die Grenzen des Landes zur Folge. Schon 
der erste Thutmosis, der dritte König dieser Dynastie, drang mit seinem 
Heere bis über den Euphrat vor und lernte das Land kennen, das 
sein zweiter Nachfolger Thutmosis III. endgiltig unterwarf. Asiatische 
Kleiderpracht und Prunksucht machten sich bald darauf an den Ufern 
des Nil in merklicher Weise geltend. Nichts destoweniger ist aber die 
ägyptische Cultur und ihre veredelnde Kraft so stark, dass sie die Mode- 
strömung in Bahnen künstlerischer Gesetzmäßigkeit zu lenken, barbarische 
Elemente fern zu halten und das Neue organisch in das Bestehende ein- 
zufügen weiß. Im Allgemeinen wird der Schmuck zwar bunter und 
prächtiger, die Anwendung des Goldes und dessen Verbindung mit farbigen 
Incrustationen nimmt den breitesten Raum ein, aber die Gewänder sind 
jetzt weiß. Ein dünner Stoß", der, wo er nur einfach aufliegt, die Haut- 
farbe durchscheinen lässt, bedeckt den Körper und fällt leicht über die 
Glieder herab. So tritt der bunte Schmuck in einen schönen Gegensatz 
zu den großen, weißen Flächen der Kleidung und betont in wirksamer 
Weise die Cäsuren des schlanken, elastischen Körpers. 
Einzelne Darstellungen mögen dieses Gesammtbild detailliren und 
erläutern. In einem Königsgrabe zu Kurna sehen wir Amenhotep II. auf 
dem Schoße einer Göttin sitzen"). Die goldene Uräusschlange auf seinem 
Helm ist färbig incrustirt, den Halskragen, ebenfalls aus Gold, schmücken 
rothe, blaue und grüne Steine, ebenso die Armbänder. Das Scepter scheint 
aus Gold und Türkisen zusammengesetzt und vom Gürtel fällt ein breites 
Band aus blauen und goldenen Perlen herab. Hie und da genügen selbst 
Perlen von einer Farbe nicht mehr dem gesteigerten Prunke und man 
verbindet verschiedenfarbige Steine durch Gold zu Perlen von noch größerer 
Farbenpracht. So scheint es wenigstens der schöne Perlenbesatz am Kragen 
der Göttin anzudeuten, welche auf dem erwähnten Bilde Amenhotep II. 
zu sich genommen. (Fortsetzung folgt.) 
") Priue d'Avennea a. a. 0.
	        
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