malerischen Erscheinung der Straßen und Plätze vermöge ihrer Unregelmäßigkeit in An-
lage und Bau. Sie bestand sodann in dem reichen Schmuck der Hüuser, mit denen die
gewerblichen Künste sie versehen. später die Malerei und in beschränktem Sinne die
Plastik, welche Wappen oder Heiligenfiguren, auch wohl Thierbilder zur Verzierung
und Bezeichnung der Hauser schuf. Am ehesten lassen sich unter der Bezeichnung von
monumentaler oder ülfentliclrer Kunst wahrend des Mittelalters die Brunnen begreifen,
welche oft kunstvollen architektonischen Bau erhielten und mit statuarischen Figuren
geschmückt wurden, wie z. B. der sogenannte nschöne Brunnen- in Nürnberg. Die eigent-
liche monumentale Plastik, der Schmuck der Straßen und Platze mit Statuen und son-
stigen Monumenten, die Bewahrung des Andenkens verdienter Persönlichkeiten durch die
Sculptur in der OeEentlichkeit erwachte erst wieder im Zeitalter der Renaissance, als
das Studium der Alten und die Aufgrabung so vieler antiker Kunstwerke diesen Brauch
des classisehen Alterthums wieder in Erinnerung brachte. Der Vortrag schilderte dann
schließlich den Fortgang dieser neuen Kunstbewegung in den modernen Jahrhunderten
bis auf die Gegenwart.
Der zweite Vortrag am 27. October besprach eine Anzahl höchst actueller Fragen,
zu denen die Monumente Wien's stets als Beispiel genommen wurden. Die erste Frage
galt dem Costüm, der modernen männlichen Tracht, die in nach der heutigen Mode für
ein plastisches Kunstwerk durchaus ungünstig ist, daher denn auch schon im achtzehnten
Jahrhundert, trotzdem die Mode der plastischen Schönheit minder widerstrebte, stets das
antike Costüm für die Persönlichkeiten des Denkmals gewählt worden. Die heutige
Richtung aber in der monumentalen Kunst gebt dahin, Haupt- wie Nebenfiguren stets
in dem Gewande zu halten, das sie wirklich getragen haben. Dieser Realismus ist von
den Italienern sowohl im Costüm wie gegenständlich auf ihren Friedhöfen bis in die
äußerste naturalistisch: Consequenz fortgeführt worden, so dass z. B. ein Gestorbener
wie ein Reisender von heute mit bestaubten Füßen zur Pforte des Grabes kommt und
anklopft, Einlass begehrend. Eine zweite Frage, welche ausführlich besprochen wurde,
betraf di_e Wahl von Marmor oder Erz und im Zusarnmenhange die leidige, allbekannte
Wahrnehmung, dass alle modernen Bronzemonumente hier wie anderswo binnen wenigen
Jahren schwarz werden und jeden Metallglnnz verlieren. Als eigentliche Ursache dieses
Uebelstandes hat sich die Behandlung der Oberflache herausgestellt, welche früher glatt
ciselirt wurde, während sie heute rauh gleich einer Gänsehaut behandelt wird. Auf
dieser rauhen Flache setzt sich aller Schmutz, Staub und Ruß und schwefeliger Dunst
bei dem massenhaften Kohlenverbrauche fest und bildet nach und nach die schmutzig
schwarze Kruste, unter welcher eine schöne und glanzende Patina nicht entstehen kann.
Weitere Fragen, die zu eingehender Besprechung gelangten, betrafen den Platz, den
Garten als den geeigneten Ort für Marmormonumente, den von Architektur umgebenen
Platz, seine Grüße, sein Verhaltniss zur Größe und Hohe des Monurnentes, oder vielmehr
die Größe des Monurnentes und seine Gestaltung im Verhaltniss zur Beschaffenheit des
Platzes. Daraus ergab sich die Nothwendiglteit, dass vor allen Dingen für den Künstler
die Bestimmung des Platzes das Erste und Wichtigste sein muss, um mit Rücksicht
darauf sein Werk zu componiren. Wiener Beispiele zeigen, wie verkehrt man mit dem
Einschlagen des entgegengesetzten Weges gehandelt hat, und in welche Verlegenheiten
man gekommen ist, indem man die Platzfrage bis zu allerletzt gelassen hat. - An diese
Erörterungen knüpften sich noch einige specielle Fragen, z. B. über die Columna rostrata,
bei welcher die Figur des Helden fast ganz verschwindet, über die Großenverhaltniase
der Figuren untereinander an demselben Monumente, wie z. B. am Maria Theresien-
Monumente, wo es dreifache Unterschiede gibt. Endlich wurde auch die Frage der Mo-
nurnentalbrunnen der Besprechung unterzogen. Bekanntlich hat darüber in Wien ein
eigener Unstern obgewaltet; es ist uns ergangen wie im Uhland'schen Gedicht, nfast.
hatten wir einen großen Monumentalbrunnen erhalten. Einstweilen müssen wir uns mit
den figürlichen Brünnlein im Volksgarten und auf dem Platze zwischen den beiden Hof-
museen begnügen. Der Vortrag schloss mit dem Wunsche einer größeren Klarheit, eines
größeren Eifers und guten Willens, einer wärmeren Theilnahme in diesen Dingen, welche
uns aller der bisher erlebten Schwierigkeiten und Mühen überheben würden.