MITTHEILUN GEN
DES
K. K. OESTERREICH. MUSEUMS
KUNST UND INDUSTRIE.
Monatschrift für kllxrmistgewerbe.
Herausgegeben und redigirt durch die Direcxion des k. k. Oesterr. Museums.
Im Comminsionsvcrlag van Carl Gerohfs Sohn in Wien.
Abonnementspreis per Jahr H. 4.-
Nr. sz. (326). wuzu, ußlkmßer 1892TA N. F. vn. Jahrg.
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lnhllt: Die Dosennmmluug du Guten. Museums. Von Buche. - Die Aumellung der Stickerei-
Fachschllle zu Dornbirn. Von A. Riegl. - Zur Geschichte de: nlvügyprischen Schmucku. Von
J. Folnesics. (Form) - Angelegenheiten des Oeslcrr. Museums und der mit demselben verbun-
denen llutitule. - Lineralnrberichl. - Bibliognphie du Kululgewerbes. - Notizen.
Die Dosensammlung des Oesterr. Museums,
bis vor Kurzem sehr unbedeutend, hat neuestens namhafte Bereicherung
erfahren. ln erster Linie sind hier zwei von Sr. Durchlaucht dem regie-
renden Fürsten von Liechtenstein geschenkte höchst werthvolle Stücke zu
nennen. Das eine ist eine runde Bonbonniere aus Gold, mit Pilastern
und Perlornament auf mattem Grunde, die Füllungen blaugrau emaillirt
über Guillochirung; auf dem Deckel, umrahmt von Emailperlen in grüner
Bandverschlingung, eine Miniatur in Deckfarben (Durchm. 43 Millimeter):
ein ländliches Fest mit mehr als achtzig Figürchen, ein wahres Wunder-
werk minutiösester Ausführung von Henri Desire Van Blaremberghe
(geb. zu Lille 1734, 1' Paris 1812). Von demselben Meister ist das zweite
Stück, eine rechteckige goldene Tabaksdose, ebenfalls im Stil Louis XVl.
und mit grünem Email über Guillochiruug, mit einem reizenden, humor-
vollen Bilde geziert: Besuch von Städtern in einem Bauernhofe, wo eine
Dame die volle Milchschüssel an den Mund setzt, eine andere vom Rücken
ihres Galans aus einen Baum zu erklimmen sucht u. dgl. Beide Dosen
stammen aus der Doubläschen Sammlung in Paris, die wegen ihres
Reichthums an ähnlichen Arbeiten aus der zweiten Hälfte des vorigen
Jahrhunderts berühmt war.
Der zuzweit erwähnten ähnlich in der Form, aber mit abgefassten
Ecken ist eine goldene Tabaksdose, die nach dem Pariser Beschauzeichen
in die Zeit nach 1782 gesetzt werden muss, wie denn auch alle übrigen
Jahrg. 1891. 13