ganze Genre der Truhen, die ebensowohl zum Sitzen wie zur Auf-
bewahrung von Kleidern und anderen Gegenständen gedient haben. Als
Tradition aus antiker Zeit, welche solche niedere Sitzkasten mehr in
Gebrauch hatte als die hohen Wandschränke, haben die Truhen in Italien
eine ganz bevorzugte künstlerische Ausbildung erhalten, insbesondere
mit Malereien, zuweilen von wirklicher Künstlerhand, sowie mit goldenen
flachgehaltenen Ornamenten, an deren Stelle dann im Zeitalter der
Renaissance das geschnitzte Ornament trat. Auch mit Holzintarsien, mit
Marqueterie in leichten geometrischen Mustern wurden sie schon früh in
ltalien geschmückt. Bevorzugt allerdings im Süden, waren sie auch nord-
wärts der Alpen häufiger im Gebrauch, und hier wurden sie ganz in
derselben verschiedenartigen Weise geschmückt, wie sie an den Schränken
geschildert worden, d. i. mit Maßwerk wie mit ausgestochenem und
gefärbtem Grunde. ln der Regel haben sie die Höhe der Sitzbank; es gab
aber auch solche, welche Tisch- oder Commodenhöhe besitzen, so dass sie
nicht als Sitzhänke benützt werden konnten. Nach ihrer Einrichtung bildet
der obere Theil den Deckel, der aufzuheben ist. Im lnnern befindet sich
häufig eine kleinere Abtheilung, ein Fach für den weiblichen Schmuck.
lm getäfelten Gemach pflegte eine Sitzbank an der Wand entlang
zu laufen, besonders um eine Ecke herum, in welchem Winkel dann der
Speisetisch stand. Diese Bank hatte Rücken- und Seitenlehnen und war
im reichen Hause mit einem wRücklakenu überdeckt oder behängt. Es
gab aber auch freistehende Bänke. So hatte eine solche einen gewöhn-
lichen Platz vor dern Kamin. Sie war oftmals, wie die Zeichnungen
schließen lassen, so eingerichtet, dass die Lehne vor- oder rückwärts
gelegt werden konnte, so dass man, je nachdem man wollte, Antlitz oder
Rücken dem Feuer zukehrte. Wenn Herr und Herrin, Fürst und Fürstin
allein speisten, so saßen sie auf einer gemeinsamen Bank hinter dem
Speisetische, auf dessen Vorderseite die Bedienung stattfand. Sie saßen
auch so allein am Ehrensitze, die Stirnseite des Saales einnehmend. bei
großen Festgelagen. Die Gäste saßen an zwei langen Tischen zu beiden
Seiten des Saales hinab, immer nur an der Außenseite, während von der
lnnenseite die Bedienung geschah.
Neben den Bänken, welche zu mehrerer Bequemlichkeit mit Kissen
belegt waren, da es eine feste Polsterung noch nicht gab, hatten auch
die Einzelsitze, die Sessel und Stühle, eine in der Gestaltung mannig-
fachere Ausbildung erhalten und fanden sich zahlreicher im Hause als
in der vorausgegangenen Epoche; ja man sieht sogar sehr mannigfache
Stuhlforrnen. Der Ehrenfaltstuhl, von dem heute nur der Name im
Fauteuil (Faldistorium) erhalten ist, war als solcher wohl nur den Kirchen.
fürsten und Aebtissinnen geblieben, aber in massiverer und prunkenderer
Gestalt. In Schloss und Palast (auch wohl im geistlichen Palast) war
ein fester Stuhl mit hochaufsteigender Rücklehne, über dem ein Baldachin
schwebte, zum Ehrensitze geworden. Der Baldachin war entweder aus