In allen diesen Dingen, welche sich um ihres Gebrauches willen
fast gänzlich von der Kunst ausschließen, brachte die Renaissance wenig
oder gar keine Aenderung; umsornehr aber wirkte sie umgestaltend auf
das Mobiliar und den feineren Hausrath, auf alles Dasjenige, was Tisch
und Tafel besetzt und die Wände zu zieren hat. Auf diesem Gebiete der
Kunst- und Culturgeschichte bildete sie einen neuen Abschnitt.
Zur Geschichte des Kunsttöpfers Hans Kraut
in Yillingen. _
Herr Hofrath Kahlbau in Stuttgart machte mir vor Kurzem eine
für die Geschichte der Kunsttöpferei und ferner durch ihre Beziehungen
zu Wien interessante Mittheilung. lm Besitze des genannten Herrn beiindet
sich ein kreisrundes Thonrelief von 3t'5 Centimeter Durchmesser, welches
im größeren inneren Kreise drei Wappen enthält, nämlich dasjenige der
ehemals österreichischen Stadt Villingen auf dem Schwarzwald, rother
einköpfiger Adler auf senkrecht getheiltem, rechts silbernem, links blauem
Felde, der Helm hat die Form einer sogenannten Hundsgugel mit blauem
und weißem Gebäude, aus welchem der Pfauenstoß hervorwächst; über
letzterem schwebt eine grüne Banderole mit dem Worte Villingen in
Goldlapidaren. Dieses Stadtwappen wird auf beiden Seiten gehalten
von je einem Wappenthiere, vor dessen Körper ebenfalls Wappenschilder
schweben, deren Tatzen aber sich auf den Pfauenstoß des Stadtwappens
legen. Das Thier zur Rechten gleicht im Oberkörper, Kopf und Schnabel,
welche grünlich-schwarz und goldgefärbt sind, einem einköpfigen Adler,
der Unterkörper in Gold ist der eines Löwen oder Greifen mit zwei
Krallenfüßen und langem Schwanz; das Wappen dieses Thieres der
deutsche Kaiseradler mit Oesterreich und Castilien im Herzschild auf
goldenem Tartschenschilde, darüber die Haubenkrone, aus deren Form
sich später die Rudolphinische Hauskrone entwickeln sollte. Die Bestie
zur Linken ist in analoger Stellung ein rother Löwe mit dem einköpligen
römischen Königsadler, auf dessen Brustschild Oesterreich und Burgund
auf Gold, darüber eine offene Reifkrone. Der Fond dieses ganzen inneren
Kreises ist blau, im Durchmesser von 18 Centimeter; denselben umgibt
ein äußerer Kreisrand, 6 Centimeter breit, in welchem auf rothem Grunde
48 kleine Wappenschilde ohne Helme angebracht sind, welche, in Farben
ausgeführt, Besitzungen und Ansprüche der Habsburgischen Dynastie
bezeichnen. Der Künstler dieser prachtvollen Scheibe war Hans Kraut.
Von diesem Künstler der Keramik, welcher gewiss einer der
bedeutendsten seines Faches ist, sagt schon Friedrich Jänniclte in seinem
Grundriss der Keramik (Stuttgart 187g, pag. 402), er habe einen pracht-
vollen Ofen mit farbigen Reliefkacheln verfertigt, welcher in der Hofburg
zu Wien steht, und Herr Kahlbau frägt mich nun, ob ein solcher in