MAK

Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 12)

	            		
Es sind nahezu fünfundzwanzig Jahre her, seit ich, nicht aus Sucht nach Originalität, sondern von künst lerischem Katzenjammer getrieben, versuchte, mein baukünstlerisches Schaffen in andere als die bisher betretenen Bahnen zu lenken. Achtzehn Jahre sind es her, dafl ich an eine der beiden Baukunstschulen der k. k. Akademie berufen wurde. Heute, in meinem zweiundsiebzigsten Lebensjahre verlasse ich die Stätte meines Wirkens - unermüdet und befriedigt. Aus meiner Schule sind, wie dies alle Kulturzentren bestätigen, beinahe nur ausgezeichnete Baukünstler hervorgegangen, ein Umstand der seine Begründung im Statute der k. k. Akademie findet, welches den Lehrer berechtigt, die Wahl unter den sich meldenden Schülern in Bezug auf Anzahl und Eignung zu treffen. Ein Teil der Arbeiten des fetzten Schuljahres bringt dieses Heft. Diese und die früheren Arbeiten werden alle Jenen, welche meine Schulausstellungen be sichtigten, überzeugen, daß das sukzessive künst lerische „Werden“, der innige Kontakt der Kunst mit dem jeweiligen menschlichen Empfinden und die Erhaltung der Individualität der Schüler bei ihrem Schaffen stets angestrebt wurden. Die aus der Schule hervorgegangenen Meister und Jünger haben meine Lehren in sich aufgenommen; sie werden sie wieder ihren Nachfolgern übertragen. Diese Lehren haben derart feste Wurzel gefaßt und sind so stark in Fleisch und Blut übergegangen, daß an ein Ausroden derselben nicht zu denken ist. Deshalb hat die Schule ihre Aufgabe erfüllt. Wien im September 1912 OTTO WAGNER
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.