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jetzt noch trägt der König das uralte Abzeichen seiner Würde, den
Löwenschweif am Gürtel, er ragt fast bis zur Erde herab, besteht
aber nun aus Gold und Edelstein. Auch das eigenthlimliche Abzeichen
der königlichen Prinzen im Neuen Reiche, der breite bunte Streifen, der
zu beiden Seiten des Gesichtes über die Ohren herabfällt, die stilisirte
Seitenlocke der Kinder, scheint in dieser Zeit mit Gold und Juwelen
besetzt gewesen zu sein. Dieses Abzeichen bildet sich in Verbindung mit
dem Diadem oder einer anderen Kopfzier oft zu einem höchst charakte-
ristischen Schmuck aus und findet sich nicht blos bei Prinzen, sondern
manchmal auch bei Prinzessinnen"). Eine Neuerung im Vergleiche zu
den Sitten der Vergangenheit bildet das häufigere Vorkommen von Ohr-
gehängen. Man kann zwei Hauptgattungen unterscheiden: wirkliche Ohr-
ringe und Scheiben, welche die untere Partie des Ohres bedecken.
Letztere Art war die ältere und häufigere, sie ist namentlich unter der
XVIII. Dynastie die gewöhnliche. Eine einfache Rosette zierte die Ober-
flache solcher Scheiben. Manchmal waren auch fransenartige Perlschnüre
daran befestigt, die bis über die Schultern herabhingen, wie wir es auf
einem Kinderporträt Ramses Il. im Louvre sehen "). Bei Tänzerinnen
und Musikantinnen fehlt der Ohrring selten, auch Priesterinnen pflegen
sich damit zu schmücken. Das ringförmige Ohrgehänge tritt später auf,
etwa unter der XX. Dynastie. Einfache Reifen in der Dicke gewöhnlicher
Fingerringe, aber von doppeltem Durchmesser, hängen vom durchbohrten
Ohrläppchen herab. Manchmal sind diese Ringe auch breiter, oder es
sind mehrere solcher Reifen zu einem Stücke verbunden. In beiden
Fällen ist dann der durch das Ohr zu steckende Theil des Ringes ent-
sprechend dünner. Meist sind es Leute niederen Standes, auch Sclaven
und gefangene fremde Krieger, die wir mit derartigen Ohrringen abgebildet
sehen; im Allgemeinen scheinen sie also nicht als vornehm gegolten zu
haben. Endlich kommen vereinzelt cornplicirtere Formen mancherlei Art
vor: Ringe mit Petschaft, Scheiben mit angehängten Uräusschlangen,
einzelne solcher Schlangen, sowie Ringe mit freigearbeiteten Figuren und
Emblemen u. s. m"). (Schluss folgt.)
") Lepsius Denkm. VII, 216.
") Abgeb. Perrox a. a. 0. Fig. 474.
") Beispiele: Lepsius Denkm. V, I; Prisse dlvennas a. a. O. nun der XIL, XVlll.
und XX. Dynulie; Perrot a. a. O. p. 641, 73a, 731 und 770; Wilkinson a- n. O. ll.
p. 34a und 34.9; Album du Musö: de Boulaq, PI. 3c; Mämoires de 1a Mission archiol.
(rang. nu ClIre. T. ll, Tornbzau de Seli lv. Paris 1886.