Angelegenheiten des Oesterr. Museums und der mit
demselben verbundenen Institute.
Auszeichnung. Se. k. u. k. Apost. Majestät haben mit Allerh.
Entschließung vom 3. November d. J. dem Mitgliede des Aufsichtsratbes
der Kunstgewerbeschule des k. k. Oesterr. Museums für Kunst und In-
dustrie, Ministerialrathe im Ministerium für Cultus und Unterricht Vincenz
Grafen Baillet de Latour den Titel und Charakter eines Sectionschefs
allergnädigst zu verleihen geruht.
Neu ausgestellt Sa al I: Eine runde und eine längliche goldene Dose mit Miniaturen
von van Blaremberghe (circa 1770i, Geschenke Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten
Johann von und zu Liechtenstein; silberner Eimer mit Mascarons, Privateigenthum;
silbernes Vaschen mit durchsichtigem Zellenschmelz, modern iapanisch; Taschenuhr von
Gold mit Email; Falschschmuck aus Niedersachsen; Dose, Veilsderfer Porzellan, Armband-
schließe, Rahmchen, 18. Jahrh.; Silberteller, Spiegelrahmen, Filigrankette, türkisch. -
Saal ll: Romerglas mit Deckel, Louis XVL; Syrupkünnchen aus dem Lande Hadeln;
Pokale aus Zechlin und Lauenstein; großes Trinkglas in Venezianer Art. - Saal lll:
Zwei japanische Thongefaße aBanko-yakiu; Prager Steingutteller, 19. Jahrh. Anfang; Stein-
gutkrüge, Alt-München und Alt-Braunschweig; Porzellangefäß von J. Petit in Belleville;
Dame im Reifrock, Hochst; Alt-Berliner Kalfeeschale mit Landschaften in Braun (Wegely);
Warmtopf, Luneville; Vase und Schale, Wedgwood; sitzender Schafer, Ludwigsburg;
Kaifeekanne, Zuckerdose, Fasschen, Meißner Porzellan. - Saal IV: Gnbelinbehang mit
Wappen, deutsch, 16. Jahrlm, Geschenk Sr. Durchlaucht des regierenden Fürsten Johann
von und zu Liechtenstein. - Saal V: Thürbeschlag, Eisen; Wandleuchter, Eisen bemalt;
Schlüssel, Eisen; Tafelaufsatz, Zinn; Miniatur-Spinnrad, Eisen geschnitten und gefeilt,
18. Jahrh.; Bronzerelief, Grablegung, italienisch, 16. Jahrh., Geschenk Sr. Durchlaucht des
regierenden Fürsten Johann von und zu Liechtenstein. - Saal Vl: Spanische Sticke-
reien, 17. Jahrln; deutsches Kelchvelum, 13. Jahrh.; Eigenthum des Herrn Dr. Jele in
Innsbruck; Maschinstickereien, ausgestellt von der k. k. Sticlterei-Fachschule in Dornbirn.
- Saal Vll: Bemalte Cassette, italienisch, 16. Jahrh., Geschenk Sr. Durchlaucht des
regierenden Forsten Johann von und zu Liechtenstein. - Sitzungssaal: Halsschmuck
aus Gold, Lapis lazuli und Perlen, von Franz Keiler in Wien; Halsschmuck mit Mosaik
von Knab, Gebr. Frank in Wien und Neuhauser in Innsbruck, beide auf Kosten des
Hoftiteltaxfondes.
Besuch des Museums. Die Sammlungen des Museums wurden in-i Monat
November von 6340, die Bibliothek von zg4z, die Vorlesungen von 693 Personen
besucht.
Kunatgewerbesohule. Die Handels- und Gewerbekammer für
Oesterreich unter der Enns hat der Kunstgewerbeschule des k. k. Oesterr.
Museums zum Zwecke der Beschaffung des nöthigen pflanzlichen Studien-
materials an der Fachschule für Blumenmalerei eine Subvention von
300 B. bewilligt.
Vorlesungen. Am 3. November sprach Prof. H. Macht über INaturformen und
Ornamentika, - am 10. November Prof. Dr. J. Strzygowski über den wVolkerwan-
derungastiln. Beide Vortrage werden vollinhaltlich in den aMittheilungenu zum Abdruck
kommen.
Am 17. und a4. November sprach Prof. Dr. F.Wickhoff über nUeberlieferung und
Humanismus in der italienischen Kunstn. Er zeigte, wie wahrend des großen nationalen
Aufsehwunges im 13. Jahrhundert die Künstler zuerst in Plastik und Malerei nach den
classischen und byzantinischen Mustern griifen, als den besten Vorbildern, die ihnen
zur Verfügung standen, aber keineswegs mit der Tendenz, die antike oder altchrist-
liche Kunst wieder aufleben zu machen, wie die nächste Generation inzwischen mit den
unendlichen Fortschritten der naturalistischen Kunstrichtung Mitteleuropfs, der sagen.
gothischen Sculptur bekannt geworden, nun an diese anknüpfte, dabei aber unbewusst
noch immer eine Menge von der Tradition festgehaltener Elemente der antiken Kunst bei-
behielt. Der Vortragende führte aus, mit besonderem Hinweis aufdie theoretischen Schriften
Dante's, wie man sich wlhrend dieser Periode im innigen Zusamrnenhange mit dem
Alterthum fühlte und eine Unterbrechung der Culturentwickelung, die etwa konnte statt-
gefunden haben, Niemandem in den Sinn kam. Dieser Ansicht traten nun die Humanisten
a