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Volltext: Monatsschrift für Kunst und Gewerbe VII (1892 / 12)

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Mittelalter. Alles Mobiliar, auch der kaiserliche Thron, ist einfach in 
seiner Profilirung, flach in seinen Füllungen und Umrahmungen, aber 
reich mit Farbe und Vergoldung bedeckt. Manche Gegenstände sind 
ganz vergoldet. Die farbige Verzierung hält an bis in das 13. Jahr- 
hundert, bis zum Schluss der Epoche des romanischen Stils. Damals 
noch wurden Lehnen und Vorderseiten der Bänke gleich Häusern an- 
gestrichen mit einer kräftigen hellen Farbe, gelb, blau oder roth, und 
darauf eine Reihe schwarzer Fenster im Rundbogen gemalt. Stützen 
und Lehnen waren durchaus grade, etwaige Abschlussleisten von ein- 
fachem Profil. 
Nach Brauch und Art bestand das Mobiliar in Schränken, Tischen, 
Bänken, Betten und Sesseln. Diese letzteren waren selten und dienten 
mehr als Ehrensitz denn zum täglichen Gebrauch. Als Ehrensitz be- 
wahrten sie treu die Form des Faltstuhles mit gekreuzten Beinen, über 
welche Leder oder ein gewebter Stoß gespannt war. Ein solcher Sessel, 
dieser Epoche angehörig, aus hölzernem, gefärbtem Stabwerk, mit Flißen 
aus Erz und Abschlüssen aus Elfenbein versehen, hat sich noch im Kloster 
Nonnberg in Salzburg erhalten. Wir begegnen dem Faltstuhl zahlreich 
auf den Bildern, wie insbesondere auf den Siegeln, immer als Thronsessel 
herrschender Persönlichkeiten, seien sie weltlicher oder geistlicher Art, 
männlichen oder weiblichen Geschlechts. Sie dienen als Sitze Königen und 
Fürsten, Bischöfen und Aebten, und ebenso Fürstinnen und Aebtissinnen. 
ln der Regel enden die Stäbe oben in einen Thierkopti, unten in Tatzen. 
Die Rundung und Dünnheit der Stäbe lassen vermuthen, dass sie nicht 
selten noch aus Erz bestanden, und die gelbe Farbe zeigt an, dass sie 
vergoldet waren. 
Von den thronartigen Sitzen und Sesseln abgesehen bestand das 
Sitzmöbel des früheren Mittelalters fast einzig aus Bänken, welche an 
der Wand entlang liefen, sei es mit, sei es ohne Rücklehne. ln den 
Hallen der großen Herren dienten sie der Gefolgschaft bei dem Mahle 
und nach waufgehobeneru Tafel auch zum Schlafen, nachdem das nöthige 
Bettzeug darauf gebreitet war. Jener Ausdruck vaufgehobenu, den wir 
noch heute bei der Mahlzeit gebrauchen, mag in dieser Zeit entstanden 
sein, da er für sie buchstäblich zu nehmen ist. Der Herr und sein oft sehr 
zahlreiches Gefolge von Lehns- und Kriegsmannen speisten gemeinsam. 
Zu diesem Mahle wurden vor den Bänken die Tische aufgeschlagen, das 
heißt, es wurden Bretter auf Schragen gelegt und diese Bretter nach 
beendeter Tafel wieder vaufgehoben- und die Schragen entfernt. So gab 
es Platz für die Nacht. An festen Tischen in kleinerer Wohnung wie im 
Gemach der Frauen fehlte es selbstverständlich nicht; man bedurfte ihrer 
ja zu mancherlei Arbeit, da die Sitte des Liegens beim Essen oder sonst 
zur Tageszeit von der antiken Welt aus nicht auf den Norden über- 
gegangen war. Sie sind aber doch auf den Bildern eine verhältnissmäßig 
seltene Erscheinung. Noch im 13. Jahrhundert haben Herr und Dame, 
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